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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Aeltester Anbau unterer heimathlichen Gaue
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0144

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risch mußten sie freilich werden, da der Fortgang ihrer Wanderungen und
Niederlassungen in fremdem Lande ohne Waffen unmöglich war. Aber eben,
wofür kämpften sie anders, als um Grund und Boden? Selbst in dem
Wirrwarr der Völkerwanderung galt es hauptsächlich nur wieder um dies,
und Kriegszüge, wie die hunnischen Völker unternahmen, ohne Absicht auf
bleibenden Landbesi;, sondern blos des Schwärmens und Raubes wegen,
gingen völlig gegen die deutsche Natur.
Deßwegen war unseru Urvätern bei der Besiznahme der Rheinthal-
gegenden die Vertheilung des angebauten Landes und die Benüzung der
landwirthschaftlichen Kultur weitaus die Hauptsache. Während die Mauern
und Thürme, als Werkzeuge der Unterjochung niedergeworfen, und die An-
stalten der Ueppigkeit, die Denkmale der Kunst, ihrem Zerfalle überlassen
wurden, richteten die Eroberer ihre Blike auf die fruchtbarsten und ange-
bautesten Gegenden, welche sicherlich so viel wie möglich geschont wurden,
weil sie das Fundament der neuen Heimath bilden mußten. Man schäzte
das Terrain und vertheilte es Hubenweise durch das Loos unter die
Zahl der freien Männer. Jeder erhielt seine Hube oder sein Bauerngut
zu einem erblichen Familieneigenthum, welches rüksichtlich der Eintheilung
den Namen Hof, und rüksichtlich der Vertheilungsart den Namen Allod
bekam.
Natürlich war es, daß die Lage oder Abgeschlossenheit einer Gegend
deren Bewohner zu einer nähern Verbindung unter sich, zu einer Genos-
senschaft veranlaßte. Der ursprüngliche Anbau des Rheinthals war nur
stellenweise geschehen, in größerer oder kleinerer Ausdehnung. Hiernach
richteten sich auch die Ansiedlungen der Deutschen. Wo eine Gegend durch
ihre Kultur oder vortheilhafte Lage anzog, konzentrirte sich die Bevölkerung
und verbreitete sich alsdann von da aus in ihren gemeinschaftlichen Interes-
sen, bis eine Bergreihe, ein Fluß oder Wald derselben ihre Grenzen sezte.
Der Fluß aber, an dessen Ufern, oder der Ort, in dessen Gefilden die
erste Bevölkerung sich konzentrirt hatte, gab hernach dem ganzen Bezirke
auch seinen Namen. Auf solche Weise haben sich die Gaue gebildet, welche
zugleich eine geographische und politische Abtheilung der deutschen Völker-
stämme waren.
Ich will das Gesagte durch Beispiele erläutern. Auf unserer Seite des
Nheinthales waren die wohlgelegensten und kultivirtesten Gegenden bei
Breisach, bei Offenburg und Lad en bürg. Die Kelten schon hat-
ten diese Orte gegründet, und die Römer sie hernach zu Hauptpläzen ihrer
rheinischen Kolonie erhoben. Bei Breisach, dem alten tji-ismmnn, bot der
üppige Kaiserstuhl die geeignetste Gelegenheit zur Niederlassung dar, und
von chm aus verbreitete sich der Anbau hinüber an die fruchtbaren, sonnen-
 
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