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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Die Landgrafschaft Breisgau, wie sie an Oestreich kam
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0158

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Der Anfall des östreichischen Breisgaues an das Haus Baden war
also für dieses nicht sowohl eine neue Akquisition, als vielmehr der endliche
Wiedereintritt in ein uraltes, ihm bisher gewaltsam vorenthaltenes Best'z-
recht. Denn Carl Friedrich ist nicht nur der nächste gesezliche Erbe
des erloschenen Hauses von Hach berg , welchem die Landgrafschaft Breis-
gau ununterbrochen als ein Reichslehen zugehörte, sondern auch der wahre
Deszendent vom Stammvater des Hauses Zarin gen!
Solcherlei Anmaßungen kamen ehedem Hundertweife vor, eine Folge
von dem Zustande des öffentlichen Rechtes im deutschen Reich, welches seit
Kaiser Friedrich dem Dritten mehr und mehr aus seinen Fugen wich. Sie
wurden aber nicht gefühlt, wie rechts- und freiheitsstolze Nationen sie fühlen
sollen, weil aller natürliche, aller wahre Rechtsbegriff in dem Definitions-
und Zitatenschwall der juristischen Deduktionen unterging. Wie klar und
bündig hatte Markgraf Christoph die Gerechtigkeit seiner Sache dargelegt,
und mit welch' absurdem Amalgam von deutschen und römischen Nechtssäzen
wurde dieser Darlegung begegnet! Schon aber war der römische Coder
eine solche Macht in Deutschland, daß das deutsche Nechtsgefühl- und Be-
wußtseyn vor dem römischen Buchstaben in Verwirrung gerietst und ver-
stummte. So ist es leider, wenn eine Nation ihr Heiligstes, ihre eingeborne
Sprache und ihr angecrbtcs Recht, fremden Phrasen und Formeln opfert.
Wir Deutsche haben diese Thorheit hart gebüßt — wir könnten endlich
klüger geworden seyn.
Man sezt jenem altdeutschen Helden, welcher gegen den äußern und
inncrn Feind des Vaterlandes einst mit dem edelsten Patriotismus ange-
kämpft hat, in diesen Tagen ein grandioses Denkmal — deutsche Bürger
und deutsche Fürsten haben dazu beigcsteuert. Freudeglänzend blikt mein
Auge nach dem Gipfel des Teut, wo das Standbild sich erheben soll ; aber
ein tiefer Zug der Wehmuth durchfurcht meine Seele. Mit dem erzge-
gossenen Hermann ist's nicht gethan, wenn nicht zugleich ein geistiger
in der Nation ersteht, um die äußern und inncrn Feinde zu bewältigen,
welche die Wiederherstellung und Fortentwiklung des nationalen Geistes in
Deutschland hemmen und vereiteln.

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