Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

DOI Heft:
Mannheim und Heidelberg. Eine Skizze
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0162

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
139

stcn Ruhm in Süddcutschland erworben; ine mannh eimisch e Akademie
und Bühne erwarb einen gleichen.
Welche Berschiedenhcit zwischen diesen Städten aber war durch die
Religion erzeugt worden! Beide huldigten anfangs entschieden dem Pro-
testantismus. Da erlosch die simmerisch e Linie des pfälzischen Hauses
und die neuburgischd trat an ihre Stelle — eine hochkatholrsche an die
Stelle einer erzprotcstantischcn. Die anfängliche Toleranz der neuen
Regierung verwandelte sich bald in ein Unterdrükungsspstem, und die alte
Nutbe des Landes, Glaub enstprannei, traf das arme Volk mit erneu-
ten, mit noch härteren Schlägen.
Kurfürst Karl Philipp, in seiner Jugend ein galanter und lebens-
lustiger, übrigens höchst gutherziger Prinz, als bejahrterer Mann dagegen
ein Frömmler, wurde von den Jesuiten leicht dazu verleitet, gegen seine
protestantischen Unterthemen nach ihrem Willen zu verfahren. Es erfolgte
das Verbot des Heidelberger Katechismus, ein Schritt, welcher alles Ver-
trauen erschütterte; es erfolgte die Hinwcgnahmc der Heidelberger Heilig-
geistkirche, eine Gcwaltthat, welche das ganze protestantische Deutschland
empörte. Alle Verwendungen des preußischen, hessischen, holländischen und
englischen Hofes, selbst die nachdrücklichsten Vorstellungen der gesummten
evangelischen Rcichsstände blieben ohne Erfolg — nur erst als Preußen
und England Repressalien ergriffen, wurde den Heidelbcrgischen Ncformirtcn
die entrissene Kirche wieder eiugeräumt!
Diesen Sieg aber sollten die Heidelberger theuer bezahlen. Der Kur-
fürst faßte in seiner Entrüstung den Entschluß, die pfälzische Residenz und
Negierung nach dem benaclchartcn Mannheim zu verlegen, und führte
ihn unvcrweilct aus. Die guten Heidelberger wollten ihren Augen nicht
trauen; aber es war so — am vierzehnten April sicbzehnhundert und zwan-
zig zog der Hof einstweilen nach Schwezingen, während die Negierungs-
kollegien sich nach Mannheim begaben, wo bald hierauf unter großer
Feierlichkeit der Grundstein zum neuen Ncst'dcnzschlosse gelegt ward.
Nach seiner völligen Zerstörung durch die melakischen Mordbrenner hatte
Mannheim lange Zeit in seinem Schutt gelegen, und der schöne Plan Kur-
fürst Johann Wilhelms, am Zusammenflüsse des Rheines und Nekars eine
eigentliche Handelsstadt auzulcgen, war durch den spanischen Erb-
folgekricg vereitelt worden. So mußte also jener unselige Streit über die
Heidelberger Hciliggeistkirche die Mutter abgcbcn für die Wiedergeburt
der vernichteten Nachbarstadt.
Karl Philipp that alles Mögliche, um seine neue Residenz in Aufnahme
zu bringen, und ein pfälzischer Schriftsteller findet cs beinahe unbegreiflich,
wie der Kurfürst in so wenig Jäbrcn alle die Arbeit, welche man bei dessen
 
Annotationen