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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Mannheim und Heidelberg. Eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0164

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Scminarien gediegenen Weltgeistlichen oder wenigstens den gelehrten und
ost sehr aufgeklärten Benediktinern zu übergeben, berief man aus Frankreich
die Lazaristen ! Zu diesem geistigen Zerfall der Hochschule aber kam drei
Jahrfünfte später noch ein großer materieller Verlust — sie büßte durch die
Revolution all' ihre überrheinischen Besizungen und Einkünfte ein.
Indessen war auch Mannheim von einem harten Schlage getroffen
worden. Karl Theodor hatte im Jahre siebzehnhundert sieben und siebzig
den baicrischen Thron geerbt, daher seinen Hof nach München verlegt und
eine Reihe der bedeutendsten Personen und Familien aus Mannheim weg-
gezogen, wodurch die Stadt ihren Glanz, ihre bevorzugte Stellung und einen
beträchtlichen Theil ihrer Bevölkerung verlor. Dabei wurde sie später
von den Folgen des französischen Krieges ebenfalls hart betroffen, so daß
das neue Jahrhundert beide ehemaligen kurpfälzischen Residenzen als traurig
herabgckommene Landstädte fand.
Doch, wie der Wechsel der menschlichen Geschike ist — dies neue Jahr-
hundert eben brachte das neue Glük. Seit dem Anfalle der Pfalz an das
Haus Baden lebte der Ruhm der heidelbergischen Hochschule freudigst
wieder auf und überstrahlet wohl den alten; Mannh eim aber ist die erste
Stadt des Großherzogthums geworden, blühend durch Gewerbe, Handel
und Urbanität!
Der Schluß unserer Parallele wäre nun die Vergleichung des besondern
Geistes, welcher die Bewohner beider Städte auszeichnet. Denn begreif-
licher Weise hat sich in einer Universitäts- und in einer Handelsstadt, welche
sich auch an Einwohnerzahl sehr ungleich sind, ein im öffentlichen und Pri-
vatleben ihrer Bevölkerungen vielfach verschiedener Charakter entwikeln
müssen. Die hervorstechendsten Züge dieses verschiedenen Gepräges aber
hat der Volkshumor, wie überall, auch hier schon treffend bezeichnet, und ich
überlasse die Ausführung dieser heikeln Parallele gerne einer gewandteren
Feder.
 
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