Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

DOI issue:
Ein Rückblick auf die Grafen von Eberstein
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0168

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
L44
die gcsammtc Befestigungsanlage, welche gänzlich von ihm beherrscht wurde.
Die Mauer der Angriffsfront hatte die doppelte und dreifache Dike der
übrigen Ringmauer, ihre Widerstandsfähigkeit wurde durch einen viereki-
gen Thurm erhöht, an ihrem westlichen Ende führte der Eingang auf einer
Brüke über die Felsenklüfte in den innern Hofraum. Vor der Angriffsfront
befand sich ein kleiner Zwingolf und weiter vorwärts, wo das Terrain sich
schon bedeutend gegen die Schlucht herabsenkt, eine zweite Ringmauer,
welche den Borhof umschloß."
Wie wir schon angedeutet, bestehen die Grundmauern von Eberstein
aus den Trümmern eines der Kastelle, womit die Römer die wohlgclegen-
sten Vorhügel des Schwarzwaldes besezt hatten, um ihre Nheinthalstraße
zu überwachen und den überrheinischen Besazungen Signale der Feindes-
gefahr zu geben. Man weißt nun, wie solche Kastelle beim Einfall der
Alemannen und Franken in das römische Vorland zerstört, aber nachmals
von dem Grafen und Dynasten deS Landes wieder benuzt und in deutsche
Ritterburgen verwandelt worden. Ganz dieser Fall war es mit der Veste
Eberstein. Der Graf des Ufgaues nahm daselbst seinen Wohnsiz, da
man von ihrem Thurme aus die umliegende Landschaft am besten übersah
und beherrschte. Sofort kam die Erblichkeit der Grafenwürde auf, und
die Sitte großer Herren, sich nach ihren gewöhnlichen Sizen zu benennen.
Da ward aus dem gräflichen Amtsbezirk eine Dynastie, und aus dem alten
ufgauischcn Gaugrafen ein Graf von Eberftein.
Die Veste blieb Jahrhunderte lang unter sehr wechselnden Verhältnissen
der Wohnsiz des Hauptastes der ebersteinischen Familie, bis endlich
die vordere Hälfte ihrer Grafschaft an das Haus Baden gedieh, worauf
die Grafen sich in der Hintern Hälfte einen neuen Siz, ein neues Eber-
stein erbauten. Noch um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts war
Alt-Eberstein von den Markgrafen zuweilen bewohnt, seit Jakob dem
Ersten aber wurde die Burg an markgräflichc Beamte verliehen, welche
sie der Erhaltung wegen bewohnten, bis im folgenden Jahrhundert auch
diese Bewohnung aufhörte, und die verlassenen Mauern dem Zahn der
Elemente preisgegeben blieben. Die Bewohner der benachbarten Dörfer
führten die behauenen Quader, Fcnstergesimse, Thürgcstelle und Treppen-
steine allmählig hinweg, und so wurde die gegenwärtige Zerfallenheit des
mehr als tausendjährigen stolzen Herrensizes veranlaßt.
„Ein Ueberblik der Schiksale des ebersteinischen Grafengeschlechtes
zcigt'uns dasselbe zuerst im eilften Jahrhundert, wie es reich und mächtig
in unbestimmten Umrissen aus dem Dunkel der Vorzeit emportaucht, eine
kurze Zeit.seiner Blüthe erlebt und hierauf einem traurigen Zerfalle cnt-
gegeneilt. Denn im dreizehnten Jahrhundert durch ungemessene Schenkungen
 
Annotationen