Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

DOI Heft:
Der Bauernkrieg im Speierischen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
184

graf willigte endlich ein, „indem er sich freundlich versehe, der Pfalzgraf
werde die Bruhrheinischen anhalten und vermögen, ihm für den zugefügten
Widerdruß, Schaden und Nachtheil einen billigen Abtrag zu thun."
In diesen Tagen giengen dem Bischof von allen Seiten Berichte ein
über die Niederlagen der Bauern. Sein Bruder, der Pfalzgraf, aber zog
mit dem Bundesheer gegen Wirzburg, und man schlug bei Heidelsfeld ein
Lager. Nach einigen Tagen gütlicher Verhandlung ergaben sich die Bauern
in Gnad und Ungnade; worauf dann gegen hundert enthauptet, Stadt und
Schloß eingenommen, der alte und neue Nath gefänglich eingezogen, und
achttausend Gulden Brandschazung erhoben worden. Nach diesem trennte
sich der Pfalzgraf von den Bündischen und ist in das Erzstift Mainz gezo-
gen, um auch dort die aufrührerischen Bauern zu bestrafen und zu gebühr-
lichem Gehorsam zu bringen. Während dem aber haben sich seine eigenen
und die speierischen Unterthanen jenseits des Rheines, bei Neustadt, von
neuem rottirt und empört, mit viel zugelaufenem Volke hierauf Ogersheim
und Direnstein eingenommen, hier, wie zu Altleiningen, das Schloß ge-
plündert und ausgebrannt. Als die Kunde hievon zu dem Pfalzgrafen
gelangte, brach er eilends auf (es war am Freitag vor Johanni), sezte bei
Oppenheim über den Rhein, erreichte die Bauern bei Pfedersheim, und
erschlug ihrer bei vierthalbtausend; von den übrigen, welche sich auf Gnad'
und Ungnade ergaben, wurden neunzig enthauptet, darunter auch der Ka-
nonikus Schenkel, Schreiber und Kanzler der Bauerschaft.
Auf solchen Vorgang haben sich die Lauterburger ebenfalls ergeben und
zwölftausend Gulden zu leisten versprochen. So ließen auch die von Mainz
und aus dem Nheingau mit dem Pfalzgrafen unterhandeln und achtzehn-
tausend Gulden erlegen. So ferner wurde mit Fraukfurt, Worms und
Speier wegen der Geistlichkeit verhandelt, und dieselbe überall in ihre alten
Rechte wieder eingesezt. Sofort, nach Brandschazung der Acmter Ann-
weiler, Odesheim und Madenburg, belagerte der Pfalzgraf die Stadt
Weißenburg, und nöthigte sie durch sein Geschüz nach wenig Tagen zur
Uebcrgabc, worauf ein Priester und zwei Bürger enthauptet, eine Brand-
schazung von achttausend Gulden erhoben, und der dortige Abt auf den
Ersaz seines erlittenen Schadens versichert wurde.
Montags nach Divisionis Apostolorum wurde das pfälzische Geschüz
mit seiner Zubehörde wieder nach Heidelberg gebracht, darauf folgte auch
der Pfalzgraf und ließ am Mitwoch in der Heiliggeistkirche ein Tedeum
singen("). Anfangs der folgenden Woche nahm Bischof Georg seinen

(10) Die abscheuliche Sitte hat sich erhalten, nach einer großen Menschen-Ab-
schlachtung „Gott zu loben."
 
Annotationen