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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Die ehemals strassburgische Herrschaft Oberkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0264

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Noch und Bedrängniß zu erleiden; mit dem Jahre acht und dreißig aber
brach die ganze Wolke der Kriegsübel über sie herein. Die Ortschaften
wurden mit fremden Truppen angefüllt, wurden geplündert und gebrand-
schazt, manche auch angestekt und in Schutt und Asche verwandelt. Die
Stadt Oberkirch, der festeste Punkt des Ländchens, nachdem sie sich einige
Tage aufs entschiedenste gegen das schwedische Belagerungsheer unter dem
Befehle von Rossens und von Oisonville's vertheidigt, fiel in die
Gewalt des Feindes und erlitt alle Gräuel der Rache. Bürger, Bauern,
Soldaten, Weiber und Kinder wurden schonungslos niedergemacht — selbst
die heilige Stätte des Tempels, des Altars gewährte keinen Schuz vor
dem Mordstahle mehr. Nur erst die Ankunft des kaiserlichen Generals von
Gild ehas entfernte die Schweden wieder, und so wechselte das Kriegs-
geschik bis der lezte große Schlag die Herrschaft traf, im Jahre drei und
vierzig, durch den kühnen Herzog vonWeimar. Seine Schaaren über-
ziehen das Renchthal, bemächtigen sich Oberkirchs, plündern es, und die
ganze Umgegend; Alles flüchtet sich, das Schwert des Feindes haust fürch-
terlich in den verlassenen Ortschaften, und auf die verkrochenen Menschen
wird Jagd gemacht, wie auf das Gewild in den Wäldern. Endlich, nach-
dem die Landschaft noch einmal zum Kriegsschauplaze gedient, verlohr sich
die Gefahr; wie schreklich aber die Geißel der langen Kriegszeit auch in
dieser Gegend gewüthet hatte, beweiset das Beispiel von Renchen, dessen
Bevölkerung von beinahe zweihundert Bürgern bis auf siebzehn herab-
schmolz.
Nachdem die Herrschaft in Folge des weftphälischen Friedens dem Her-
zoge von Wirtemberg als stiftstraßburgische Pfandfchaft feierlich wieder
war übergeben worden, verfloß ein Jahrzehent der Ruhe und Erholung,
worauf zwischen Bischof Franz Egon und Herzog Eberhard die Wie-
derlösung oder Rükgabe des Landes an das Hochstift zur Verhandlung und
im Jahre fünf und sechszig auch wirklich zu Stande kam. Somit war die
Herrschaft Oberkirch ihrem ursprünglichen Fürsten wieder anheimgege-
ben — leider folgte aber keine viel bessere Zeit, als die traurige der wirtem-
bergischen Jnhabung gewesen. Man kennt die abscheuliche Verheerung des
Nheinthales durch die Bluthunde Ludwig des Vierzehnten. In diesen
Kriegswirren hatte der Kaiser die oberkirchischen Lande wegen der französi-
schen Gesinnung des Bischofs Egon dem Hochstifte entzogen und an Mark-
graf Ludwig von Baden verliehen, in Anerkennung seiner vielfachen
Verdienste um das Reich; dafür nun nahmen die Franzosen wiederholt eine
grausame Rache, so daß die Herrschaft, als sie durch den Frieden von Rys-
wik wieder an ihren rechtmäßigen Befizer zurükfiel, einer großen Brand-
stätte glich. Und nachvem das Nebel von außen her vorüber war, begann
 
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