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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Der böse Geroldseker
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0335

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hinein, und zogen „von wegen der Heiligkeit" ruhig wieder heim.
Inzwischen aber eilten ihre Boten nach allen verbündeten Städten mit
Mahnbriefen um Zuzug. Da erschien die Mannschaft von Basel, Zürich,
Bern, Freiburg und Luzern; es erschienen auch größere und kleinere
Haufen aus all' den Städten, deren Bürger durch die Schwanauer
beschädigt oder gefährdet worden, aus Rheinfelden, Freiburg im Breis-
gau, Neuenburg und Breisach, aus Kolmar, Schlettstadt, Hagenau und
aus andern. Am fünf und zwanzigsten April zog das Heer der Ver-
bündeten mit Bischof Berthold und seinen Mannen, unter der Haupt-
mannschaft Herrn Ruland Schwarmer's, des damaligen Städte-
meisters von Straßburg, vor die Schwanau, und schlug sein Lager
auf der Seite, wo die Burg am schwächsten schien. Dieses Lager,
worin jede besondere Stadtmannschaft in schöner Ordnung unter ihrem
Banner stand, soll einen prächtigen Anblick gewährt haben.
Die Sümpfe aber, wovon die Burg umgeben war, die Stärke
ihrer Mauern und der reiche Proviant, welcher darin aufgespeichert
lag, ließen eine langwierige Belagerung erwarten, und machten Herrn
Walther auch so zuversichtlich, daß er die Städte einlnd, das Schloß
inwendig nach Gefallen zu besichtigen, damit sie sich überzeugen möchten,
wie er mit den Seinigen „an Proviant und anderer Nothdurft wohl
versehen sey und keine Sorg habe". Die Städte nahmen diese Ein-
ladung an und schickten unter dem zugesagten sichern Geleite einen
Büchsenmeister mit noch Jemandem aus ihrer Mitte in das Schloß.
Nachdem dieselben das Innere fleißig und aufmerksam besichtigt, fragte
Herr Walther lächelnd, „ob sie wohl vermeinten, die Schwanau zu
erobern"? Die Abgeordneten aber dachten mehr, als sie sagten, indem
der eine blos bemerkte: „Herr, was die Hand kann machen, das kann
sie auch zerbrechen". Als sie wieder in's Lager zurückgekehrt, war ihre
Meinung, „das Schloß sey nicht wohl, sondern schwerlich zu gewinnen,
es wäre denn, daß denen darin der Proviant verderbt werde".
Auf dieses hin brachen die Städte auf und lagerten sich auf die
andere Seile der Burg, um „die Gemächer und Behältnisse, worin der
Proviant lag, zu erschießen". Es wurden sofort von allen Seiten Wurf-
maschinen herbeigcführt, und man betrieb die Beschießung mit freudigem
Eifer, da cs seit Langem nicht mehr geregnet hatte, wodurch die
Sümpfe dermaßen ausgetrocknet waren, daß man ganz nahe an das
Schloß gelangen konnte. Herr Burkhard, der Werkmeister von Bern,
erbaute einen Büffel und eine Katze; mit jenem stieß man gegen die
Mauer, auf dieser wurde ein Harst Bewaffneter an sie geführt. Ans
 
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