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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Ein Ausflug nach Sankt Peter
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0345

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aufthun. Die üppige Fruchtbarkeit der Ebene setzt sich auch in die
Thalgegend fort, bis die Steige beginnt, wo nur noch die hochgrüne
Esche den tiefen Wiesengrnnd beschattet. Nach etwas mühesamem Stei-
gen erblickt man endlich Sankt Peter. Es liegt ganz frei in einer
sanften Vertiefung an dem kaum entsprungenen Eschbach, zunächst von
Wiesland freundlich umgeben. Weiterhin dehnen sich die Getreidefelder
der benachbarten Höfe aus, dann folgen einzelne Tannenhaine und so-
fort der Kranz der Berghöhen, welche diese Hochebene umschließen.
Jenseits derselben senkt sich das Gebirge hier in die felsige Tiefe des
Thals der obern Glotter, dort in die mildere des Jbenthals.
Die Höhe von Sankt Peter beträgt etliche über zwei und zwanzig
hundert Fuße, während der Kandel und der Thurner, die beiden
höchsten Punkte, zwischen welchen das Kloster ruhet, jener nahe gegen
viertausend, dieser aber zwei und dreißig hundert erreichen. Bei solcher
Lage ist das Klima vortrefflich; man athmet schon die reine Schwarz-
wälderluft und findet noch etwas von der Milde des Breisgaues —
im Pfarrgarten gedeihen alle Blumen und Obstsorten mittlerer Gegen-
den. Der Stifter des Gotteshauses hätte also kaum eine geeignetere
Stelle für seine fromme Anstalt treffen können.
Das Kloftergebände, mit seinen zwei schönen Thürmen, präsentirt
sich höchst vortheilhaft. Es ist ziemlich weitläufig und eben so geschmack-
voll als solid gebaut, nur leidet das Innere des Münsters an dem
Fehler fast aller Klosterkirchen, an Ueberladnng. Der Hochaltar kann
verhältnißmäßig grandios genannt werden, die Malereien, Stukaturen
und Schnitzwerke mögen für erträglich gelten, bis auf die Bildnisse der
bedeutendsten Glieder aus dem zäringischen Haus, welche in kolossalen
Figuren von Holz die Wände des Schiffes zieren sollen. Der Künstler
muß eine sonderbare Vorstellung von jenen Männern gehabt haben,
indem er ihnen die fürchterlichsten Banditcngesichter machte; selbst
Bischof Gebhard und der jugendliche, sanfte, schwärmerisch fromme
Markgraf Hermann blickten mit solchen Abällinoszügen auf mich
herab. Ich flüchtete mein geängstigtes Herz von diesen plastischen
Misgeburten zu den Grabmälern der alten Herzoge, welche zu beiden
Seiten des Chores angebracht find. Aber man darf sich darunter keine
ehrwürdigen Reste des Alterthums vorstellen, sondern es ist lauter neue,
und leider ebenfalls sehr mittelmäßige Arbeit, welche Niemand einer
Beschreibung Werth finden wird.
Der Gründer von Sankt Peter war Herzog Berthold der
Zweite, welcher seinen väterlichen Wohnfitz in Schwaben verließ, die
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