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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI Heft:
Heft 1 (Mai 1933)
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Schmidle, Wilhelm: Der Lange Stein bei Tiengen (Klettgau)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0050

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lrchen Landgerichts im Klettgau, besteht aus einem, isolierten und eigentümlich
abgesehten Felsen von diluvialer Aagelfluhe. Seine schlanke Gestalt wuröe
nicht, so anscheinend es auch wäre, durch Verwitterung gröherer Äagelsluh-
massen, wie da und öort in der Aachbarschaft, verursacht; denn dle langen und
flachen Gerölle, welche in der Nagelfluh eine annahernd horizontäle Lage ein-
nehmen, verharren in öiesem Stein in Vertikalstellung. Äur mechanische
Mittel, wie älnterwühlung seiner einstigen älnterlage und seitlicher Sturz
können diese Erscheinung zur Folge gehabt haben." (S. 25.)

Diese Nnsicht Schills über die Aufrichtung des Steines hat zunächst etwas
äleberraschendes. Denn denkt man ihn in seiner ursprünglichen Lage, wie sie
in 2lbb. 10 gezeichnet ist, an öer Ostseite „unterwühlt" oöer unterspült und dann
über diese Kante nach Osten abgerutscht (und von dieser Seite kam öer Fluh),
so kommt er genau in die Lage von 2lbb. 9.

iTrotzdem halte ich sie für falsch. Sie setzt voraus, daß der Stein an Ort
und Stelle in der Vagelsluh anstand oder vielleicht auf öer Mederterrasse lag,
wenn diese an ihre Stelle getreten sein sollte. älnd es ist dieses in der Tat die!
einzige Möglichkeit, denn talabwärts konnte er nicht in aufrechter Lage ange-
schwemmt werden, und talaufwärts konnten ihn nur Menschenhänöe bringen.

Er wäre also vom älfer, als es noch in öer Gegenö des' Steines lag, un-
mittelbar in die Wutach gefallen. Schon öah er nach dem Falle senkrecht im
Fluh gestanden hätie, ist unwahrscheinlich. Denn er wurde längs des älfers
unterspült unö wäre deshalb seitlich über die unterspülte Längskante in den
Fluh gerollt. Doch nehmen wir mit Sch'ill einmal an, er wäre senkrecht ge-
fallen, so wäre er auf öas abwärts bewegte Fluhgeröll zu stehen gekommen,
und der Fluh hätte ihn umgeworfen. älnd Wenn dieses Nicht möglich gewesen
wäre, so hätte er die relativ dünne Säule bald zerstört, wie er das wider-
stehende älser bis zum Fuhe des Vürgerwaldes wegwusch.

Er kann nur dann in einer senkrechten Lage verharren, wenn er in
s ch w a chb e w e g t e s Wasser fällt, also zu einer Zeit, äls der Fluh schon
seinen heutigen Lauf eingenommen hat und sein früheres Vett nur nvch als
HochwasserbLtt benützt, das er dann mit trübem unö wenig bewegtem Wasser
anfüllt. älnd damit stimmt die Tatsache, öah sein Fuß in einem sandig-
kiesigem Grund steckt, der Ablagerung dieser Hochwasser. Wie könnte er nun
dähin gelangt sein? Da Wassertransport ausgeschlossen ist, bleibt nur bie
Möglichkeit, dah er vom heutigen Abhang öes Bürgerwalöes an seine jetzige
Stelle stürzte und sich in aufrechter Lage in öie Hochwasserablagerungen ein-
bohrte.

Diese wieder an und für sich unwahrscheinliche Annahme ist unmögliich.
Denn der Stein ist so weit vom Dergfuhe entfernt, öaß eine unbekannte Kraft
ihn hätte durch die Luft hätte werfen müssen. Dabei sehe ich ganz davon ab.
dah hier am Berghang keine Aagelsluh mit Deltaschichtung gefunöen wuröe.

So bleibt also nur eine Möglichkeit, er wuröe durch Menschen-
hände aufgerichtet. älnd öiese Hänöe haben ihn wohl auch
an seinen heutigen Platz gebracht. Denn ein Sturz vom einstigen
älfer oder vom heutigen Berghange ift ausgeschlossen, weil öort Deltabildun-
gen fehlen, ein Wassertransport wegen seiner Gröhe und seiner Ablagerung in
ruhigem Wasser ebenfalls.

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