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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI issue:
Heft 3 (November 1933)
DOI article:
Werner, Joachim: Silbermünzen Theoderichs d. Br. von Mengen (Oberbaden)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0119

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logische Aiederschlag von Handels- und Derkehrsverbindungen zum Ostgoten-
reiche. Daß Theoderich Deziehungen zu örn germanischen Stämmen in Mit-
teleuropa setnerseits förderte und pflegte, ist überliefert. Die Menge der
nordwärts der 2llpen gefundenen späteren Prägungen von Athalarich bis
Teja dürfte allerdings in erster Linie mit der fränkischen Besetzung großer
Teile Oberitaliens von 539 bis 563 zusammenhängen

Während es sich bei öen 33 bisher bekannten ostgotischsn Silbermünzen
nördlichen Fundorts um reguläre, sicher bestimmbare Prägungen der Münz-
stätten Ravenna und Pavia handelt, führt uns der Versuch einer näheren
Einordnung der Münzen von Mengen auf einige noch ungeklärte Fragen der
oftgotischen Vumismatik. Jhrem Gewicht nach sind die Prägungen 2Ibb.
1—7 Halbsiliquen k. Gegenüber dem üblichen starken 1O—13 mm breiten
Schrötling ostgotischer Halbsiliquen zeigen sie einen dünnen, 15 O7 inm brei-
ten Schrötling mit schwachem Randwülst. Die rechtsläufigen älmschriften von
Vorder- und Rückseite sind ftark entstellt, sie lauten, ursprünglich: Vf. Osomi--
nu8) dl(o8rer) ^.dI/^8'p^8IV8 pler)pieluu8) /^.V>§u8lu8> b^ve. Osominu^)
dl(o8rer) IV8II^V8 pi er)p(etuu8) ^V<§u8lu8), k8. I^VIOI^ PO^.
Die Vuchstaben sind unverhältnismäßig groß, ihr>e Hasten find, was man bei
Ostgotenmünzen oft beobachten kann, an den Enden keilförmig verdickt. 2luf-
fallend ist die häufige Verwendung von 3 anstatt 8 und bei Rr. 4—5 öie
Wiedergabe öes Monogramms in Spiegelschrift. Die Vrustbilder der Vs.
zeigen nicht die gute erhabene Prägung und saubere Durchzeichnung des
Haares, des Gewandes und der Gesichtszüge, die für, die Gold- und Silber-
münzen Theoderichs und dsr übrigen Ostgotenkönige charakteristifch sindV
Sie sind flach, unscharf geprägt und variieren untereinander giemlichi stark.
Die in 2lbb. 1—7 gewählte Anordnung folgt ungefähr dem Maß öer, Var-
barisierung.

Die Halbsiliquen von Mengen schließen sich in allen Einzelheiten an örei
von F. Stefan bekanntgegebene Halbsiliquen des kroatischen Rational-
museums in 2lgram an, 2lbb. 8 1O 2lbb. 8 stammt aus Szifzek, dem
antiken Siscia in Kroatien, 2lbb. 9 aus Reu-Vanovci (Burgenae) an
der Donau und 2lbb. 1O aus Strbinci bei Diakovar,, südwestlich Esseg rn
Slawonien. Är. 8—9 zeigen aüf öer Vs. Vild und Legenbe des Kaisers
2lnaftasius, Rr. 10 Vild und Legende drs Kaisers Justinus I.; alle drei
Münzen tragen auf der Rf. das Monogramm Theoderichs und die entstellte
Llmschrift IdlVIOH KObl/^.. Zu ihnen kommt ein bei Stefan, a. a. O.
Taf. 298, 1 a abgebildetes Vruchstück mit dem Monogramm Theoderichs aus
Reu-Vanovci hinzu. Das Exemplar Rr. 9 von Äeu-Banovci stimmt mit
Rr. 6 von Mengen derart überein, daß man kaum fehlgeht, für bside den glei-
chen Münzmeifter oder dieselbe Münzstätte in 2lnspruch zu nehmen. Reben
der ganz ähnlichen Stilisierung des Drustbildes — gleicher VüstLnabschnitt,
punktförmige Wiedergabe des 2luges und des Kinns bei stark betontem
Rasenkontur, gleiche Haarbehandlung — sind beiden Münzen faft identische
Rf.-Legenden und sehr ähnliche Vs.-Legenden gemeinsam. Die Lleberein-
stimmungen gehen, wie in der Rs.-Legende öas (bei Rr. 10 punktgefüllte) O

'' Räheres darüber in meinsr in 2lnm. 1 angekündigten 2lrbeit.

b Jn der Wertbestimmung folge ich K r a u s a. a. O. S. 8ff.

^ Kraus S. 78.

8 F. Stefan, Die Münzstätte Sirmium unter den Ostgoten und Ge-
piden, Dlätter für Münzfreunde 16, 1925, S. 231—239, S, 25O—269 mit Tas.
298, 1—1O. — Die Gipsabdrücke für Abb. 8—10 werden dem Entgegenkommen
von Direktor Hoffiller-Agram verdankt.

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