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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Gerhardt, Kurt: Alexander Ecker und der urgeschichtliche Mensch: Eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0214

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206

Kurt Gerhardt

bündeter sein gegen jene, die der modischen Zersplitterung der Forschung am Menschen
mit weitem Gewissen zusehen, ja die Abspaltung von allen ausdenkbaren Spezialressorts
geradezu fördern. Einen Hauch vom Geiste Eckers zu beschwören, aufzuspüren, aus
welchen Quellen er sich genährt haben könnte, welches Gelehrtentum er lebte: dies zu
skizzieren, wünscht sich meine Betrachtung. Dem Anlaß entsprechend wird der Akzent
auf der Paläanthropologie und der Urgeschichte in Eckers Werk liegen. Vollständigkeit
strebe ich nicht an2).
Als Johann Friedrich Blumenbach, den man gern den Vater der wissenschaftlichen
Anthropologie nennt, im Jahre 1840 nach sechzig Jahren geschätzter und einflußreicher
Lehrtätigkeit starb, hielt in Freiburg i. Br. der 24jährige Privatdozent Dr. med. Alexan-
der Ecker (geb. 1816) seine erste anatomische Vorlesung. Schon in seinem zweiten
Studiensemester im Sommer 1832 war der Sechzehnjährige (!) beim Stöbern in der
väterlichen Bibliothek an die Werke des berühmten Göttinger Professors geraten (Ecker
1886, Wolf-Dietrich Foerster 1963), und, wie er später selbst bekannt hat: es bildeten
diese Bücher, insbesondere Blumenbachs „Beyträge zur Naturgeschichte“ (Göttingen
1806)3), den Wurzelgrund seines späteren anthropologischen Forschens. Auch berichtete
er, daß er bereits in dieser Halbwüchsigenzeit seine ersten Schädel aus dem Beinhause
von Wittnau i. Br. holte, sicherlich angespornt von dem Ruhme der Blumenbachschen
Schädelsammlung, die jener aus dem Naturalienkabinett des naturforschenden Sonder-
lings Christian Wilhelm Büttner — 1773 von der Georgia Augusta zu Göttingen er-
worben — wachsen ließ. Schließlich darf es als gewiß gelten, daß die einzigartigen Tafeln
der „Decas Collectiones suae Craniorum Diversarium Gentium illustrata“ (Blumenbach
1789 und später), auf welchen die prachtvoll morphognostisch beschriebenen Kranien
verschiedenster Rassen oft geradezu die quasi-lebendigen Physiognomien gezeichneter
und gemalter spätgotischer Schädel haben, den künstlerisch hochtalentierten, zum
Formensehen begnadeten Ecker richtungweisend beeinflußt haben. Hierin mögen auch
die so eindringlich zum Auge sprechenden 38 Tafeln der „Crania Germaniae“ (Ecker,
Taf. I—VI 1863; 1865 alle) ihr ältestes Vorbild haben, wenn sie auch nach den inzwischen
abgesprochenen rechtwinkelig aufeinanderbezogenen „Normen“ eingerichtet worden
sind, also — in gewissem Sinne: leider — nicht mehr wie bei Blumenbach verschiedene,
jeweils besonders formcharakteristische, mithin auch schräge, Einstellungen erhielten.
Aber bis zu diesem Standardwerk der Paläanthropologie war noch ein kaum beschritte-
ner, langer Weg zu suchen.

2) Es gibt leider noch keine eigentliche Ecker-Biographie, obwohl man meinen könnte, die
Persönlichkeit und die forschungsgeschichtliche Situation Eckers wären reizvoll genug für ein
solches Unterfangen.
3) In meinem Verzeichnis der „Erwähnten Schriften“ vermerke ich zu diesem Buch und einigen
weiteren Werken „zitiert nach der Lit.“. Ich tue es immer dann, wenn ich den betreffenden
Titel nicht selbst gelesen und notiert habe, und bekunde damit „ohne Gewähr“. Denn allzuoft
habe ich Literaturzitate, die ich von anderen Autoren abgeschrieben habe, nachträglich als
verändert, ungenau, falsch erkennen müssen. Eine wahre Fundgrube für Namensverstüm-
melungen und Fehlzitate bildet das Büchlein von Wolf-Dietrich Foerster „Alexander Ecker.
Sein Leben und Wirken“ (1963): z. B. Amann statt Ammon, Yrtl für Hyrtl, Lindenschmitt
hat ein t zuviel, Sömmering ein r zuwenig, bei Schaafhausen fehlt das zweite f. Man vergleiche
auch meine Anm. 11 und Anm. 12.
 
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