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GedrukL in -er Buchdrukkerei der Mairie im Bürgerhospitale.

Den lyten dieses Nachmittags um halb z Uhr, werden auf
dem vormaligen «tadlgerichtshause dahier io Stükke Okken-
Heimer Weine von diesem Herbste öffentlich versteigert durch
K. Westhofen, öffenti- Notar.
Endes Unterzogener macht allen etwaigen Liebhabern be-
kannt, daß er seine in Kreutznach stehende Fruchtessiqsiederei,
Vierbrauerei, und Brandweinbreuerei, an der Hauptstraße des
Mainzer ThorS bis den 7. Nivos sn 10 oder 28. Dezember i8or
freiwillig versteigern läßt
ES bestehet dieses in einem großen zweistökkigten Gebäude,
doppelten Malzkammern und Speichern, 4 gewölbten Kellern,
kupfernem Braukessel von 4; rheinischen Ohmen, Faßwerk,
Stellbütten u. dgl , kurz waS zu einer vollständigen Siderei
und Brauerei gehöret, dem daran gebauten Brandweinhaus,
(worauf Zimmer) samt Kefflen und vollständigen Geschirr, alle-
neu gebaut und mechanisch eingerichtet, einem großen Hof, und
Garieu, Schwein - und Rindviehstäilen, auch einem gegen über
stehenden großen Woknhausc. Sollten sich Liebhaber finden,
welche solches, weil es zu jeder Fabrik sehr dienlich ist, ohne Ge,
schirr, auch aus freier Hand zu kaufen gedächten, so belieben
dieselben sich gefälligst an mich selbst zu wenden.
Heinrich Bönninger.

„ In dem ganzen Laufe des yten JahrS haben kaum
einige seltene Kommunikazionen zwischen dem Mutter,
lande und seinen Kolonien statt gehabt. Guadeloupe
hat einige Reste von Kultur und Wohlstand sich erhal-
ten; allein gegen die Souverainität der Republik ist da-
selbst mehr als einmal gefrevelt worden. Im 8ten
Jahre war ein einziger Agent daselbstgeblieben; er
wurde durch eine Fakzion deportrrt. Drei Agenten
folgen ihm nach; zwei derselben deportiren den dritten,
und ersezzen z denselben durch.einen Mann von ihrer
Wahl. Ein anderer stirbt, nnd die zwei bleibenden
bemächtigen sich allein der Gewalt, die durch drei aus-
geübt werden sollte. Unter dieser verstümmelten und
gesezwidrigen Autorität herrschen abwechselnd Anarchie
und Despotismus; Kolonisten und Allucten klagen
dieselben an, und werfen ihnen Jrrthümer und Verbre-
chen vor. Die Regierung hat versucht, eine neue Bd-
mmistrazion zu organisiren ; ein Generalkapitän, ein
Präfekt, ein Iusnzkommissär, die unter sich subordi-
mrt sind, wovon aber der eine der Nachfolger des
andern ist, wenn die Umstände es erfordern, bilden
riue einzige Gewalt, die eine Art von Zensur, allein
keine, ihre Wirksamkeit und Kraft lähmende Rivalität
Hot» Diese Administrazion besteht wirklich, und bald
wird man wissen, ob sie die Hoffnungen erfüllt hat,
-ie man sich von ihr macht. Der Generalkapitän hat
gleich der seiner Ankunft den Fakzionsgeist zu bekäm-
pfen gehabt, und iz Personen, Stifter der Unruhen
und Deporrazionen, nach Frankreich schikken zu müs-
sen geglaubt. Die Regierung, die den Aufenthalt die-
ser Menschen in Frankreich als gefährlich ansah, hat
befohlen, sie wieder nach einer von ihnen selbst zu er-
wählenden Kolonie, Guadeloupe ausgenommen, zu
bringen."
„In St. Domingo und Guadeloupe gibt es keine
Sklaven mehr; alles ist frei; alles wird frei bleiben.
Die Weisheit und die Zeit werden die Ordnung zurük-
führen, und Kultur und Arbeitsamkeit Herstellen. In
Martinique werden verschiedene Grundsätze befolgt
werden. Martinique hat die Sklaverei deibehalten,
und die Sklaverei wird daselbst beibehalten werden.
Die Menschheit hat schon zu viel gelitten, um hier noch
eine, neue Revoluzion zu versuchen."
„Die Guiana hat unter einer thatigen und kraft-
vollen Administrazion gewonnen; sie wird noch mehr
gewinnen unter der Herrschaft des Friedens, und ver-
größert durch em neues, zur Kultur einladendes und
Reichthümer versprechendes Gebiet."
„Die Inseln Frankreich und der Vereinigung sind,
mitten unter Fakzionen und einer schwachen, ungewis-
jen, vom Zufall gebildeten, von der Regierung weder
celeiteten, noch unterstützten Adnnnistrazion, dem Mutt-
erlands treu geblieben. Diese so wichtigen Kolonien
find beruhigt; sie befürchten nicht mehr, daß das Mut-
terland, indem eS den Schwarzen die Freiheit giebt,
dec Sklaverei der Weisen errichte,"

„Bei der schon im vorigen Jahre in der Erhebung
der Einkünfte und der Vertheilung der Ausgaben her-
gestellten Ordnung, blieben nur wenige Verbesserungen
in diesem Fache zu treffen übrig. Eine thätige Aufsicht
hat frühere Verschwendungen und noch bestehende Miß-
bräuche aufgedekt; Schuldige sind der öffentlichen Mei-
nung und den Gerichten denunzirt worden, DreWirk-
samkeit der Regien ist konzentrirt worden, und hieraus
ist mehr Energie und Gleichförmigkeit in der Admini-
strazion und den Resultaten erfolgt. Es sind Maßre-
geln ergriffen worden, um die Zahlungen in die öffent-
lichen Kaffen zu beschleunigen, um mehr Regelmäßig-
keit in die Berichtigung dec Ausgaben zu dringen, um
das Rechnungswesen zu vereinfachen. Die Verfäl-
schungskunst hat beunruhigende Fortschritte für die
Gesellschaft gemacht. Mit untergeschobenen Papieren
begründete man Lieferungen, die niemals gemacht wor-
den waren; man bescheinigte dergleichen durch Papie-
re, die man zu Paris gekauft hatte, und mit solchen
Urkunden betrog man die Liquidatoren, und verschlang
das Vermögen des Staats. Um in Zukunft diesen
Mißbrauchen und Verbrechen vorzubeugen, hat die
Regierung verordnet, daß die in den Bureau^ der Mi-
nister gepflogenen Liquidationen einer neuen Prüfung
unterworfen werden, und die Republik erst dann zur
Schuldner in machen sollen, wenn sie in einem Admi-
nistrazionsrath als richtig anerkannt worden sind. Der
Finanzminister ist ganz den Arbeiten zurükgegeben, wel-
che die Erhebung der Einkünfte, und das System un-
serer Kontribuzionen erfordern. Ein anderer wacht
unmittelbar über das Depot des Staatsvermögens,
und seine persönliche Verantwortlichkeit sichert dessen
Unverlezbarkeit."
(Die Fortsetzung folgt.)
H—r.
 
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