WALTER HENTSCHEL
II. 13. Ściana ołtarzowa w kaplicy Pałacu Saskiego, 1735
DAS BLAUE PALAIS IN WARSCHAU
Ais Architekt der vielen Bauten der sachsischen
Kónige in Polen ist immer wieder Matthes Daniel
Poppelmann, der Schdpfer des Dresdener Zwingers,
genannt worden. Man hatte uberhaupt auf Poppelmann
ein Lebenswerk gehauft, welches schon in seinem
Umfang unwahrscheinlich war und zudem verschie-
dene Stilrichtungen umfaBte. Da die Akten des Dres-
deners Landeshauptarchivs nicht ausgewertet worden
waren, blieb es vóllig unbekannt, daB in Warschau
ein eigenes, von Dresden unabhangiges Bauamt exi-
stierte, welches hauptsachlich die Projektierung und
Ausfuhrung der Bauten des kóniglichen Hofes zu
besorgen hatte. Die Dresdener Architektem sind nur
gelegentlich hinzugezogen worden.
Eine der Attributionen an Matthes Daniel Pdppel-
mann, die schon auf Gurlitt zuriickgeht, betraf das
Blaue Palais in Warschau. Aber gerade in diesem
Falle laf3t sich beweisen, daB nicht Matthes Daniel
Poppelmann, sondern das Warschauer Bauamt, an
dessen Spitze Daniel Jan Joachim Christian Jauch
stand, die Arbeiten ausgefuhrt hat und daB die in
diesem Bauamt vereinigten Architekten — auBer Jauch,
Jan Zygmunt Deybel und Carl Friedrich Poppelmann,
der seit 1724 meist in Warschau tatige Sohn des Zwin-
ger-Ąrchitękten — auęh fiir den Entwurf verantwort-
lich gewesen sind. Die Quellen iiber die damals aus-
gefiihrten Arbeiten sind auBer neun Planen im Dres-
dener Landeshauptarchiv noch die drei dort aufbe-
wahrten Briefe, die Carl Friedrich Poppelmann zu den
Grafen Wackerbarth, den Generalintendanten des
sachsischen Bauwesens in Dresden, schrieb.
August der Starkę hatte im Zuge der Grundstiicks-
kaufe fiir die Erweiterung des Sachsischen Gartens
um 1720 das ehemalige Palais des Bischofs von Erm-
land, Michał Potocki, an der Nordwestecke des Gar-
tens gelegen, erworben. Der Kónig schenkte dieses
Palais seiner Tochter Anna, die er von einer in War-
schau lebenden Franzosin, Henriette Duval, hatte und
die er zur Grafin Orzelska erhofo. Er lieB es im 172'6
in kiirzester Frist fiir seine neue Verwendung um-
bauen. Die Arbeiten fingen im Marz oder April an,
um nach etwa vier Monaten beendet werden zu sein.
Das alte Palais bestand aus einem rechteckigen
Corps de Logis, mit einem davonliegendem Hofe mit
unregelmaBiger Umbauung. Die Hofgebaude wurden
abgerissen und verandert neu aufgebaut, wahrend das
Corps de Logis in seinen Umfassungsmauern erhalten-
blieb. Uber den im 1726 ausgefiihrten Umbau geben
uns die damals gefertigten Erd- und ObergeschoB-
grundrisse, Ansichten der Yorder- und Gartenseite,
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II. 13. Ściana ołtarzowa w kaplicy Pałacu Saskiego, 1735
DAS BLAUE PALAIS IN WARSCHAU
Ais Architekt der vielen Bauten der sachsischen
Kónige in Polen ist immer wieder Matthes Daniel
Poppelmann, der Schdpfer des Dresdener Zwingers,
genannt worden. Man hatte uberhaupt auf Poppelmann
ein Lebenswerk gehauft, welches schon in seinem
Umfang unwahrscheinlich war und zudem verschie-
dene Stilrichtungen umfaBte. Da die Akten des Dres-
deners Landeshauptarchivs nicht ausgewertet worden
waren, blieb es vóllig unbekannt, daB in Warschau
ein eigenes, von Dresden unabhangiges Bauamt exi-
stierte, welches hauptsachlich die Projektierung und
Ausfuhrung der Bauten des kóniglichen Hofes zu
besorgen hatte. Die Dresdener Architektem sind nur
gelegentlich hinzugezogen worden.
Eine der Attributionen an Matthes Daniel Pdppel-
mann, die schon auf Gurlitt zuriickgeht, betraf das
Blaue Palais in Warschau. Aber gerade in diesem
Falle laf3t sich beweisen, daB nicht Matthes Daniel
Poppelmann, sondern das Warschauer Bauamt, an
dessen Spitze Daniel Jan Joachim Christian Jauch
stand, die Arbeiten ausgefuhrt hat und daB die in
diesem Bauamt vereinigten Architekten — auBer Jauch,
Jan Zygmunt Deybel und Carl Friedrich Poppelmann,
der seit 1724 meist in Warschau tatige Sohn des Zwin-
ger-Ąrchitękten — auęh fiir den Entwurf verantwort-
lich gewesen sind. Die Quellen iiber die damals aus-
gefiihrten Arbeiten sind auBer neun Planen im Dres-
dener Landeshauptarchiv noch die drei dort aufbe-
wahrten Briefe, die Carl Friedrich Poppelmann zu den
Grafen Wackerbarth, den Generalintendanten des
sachsischen Bauwesens in Dresden, schrieb.
August der Starkę hatte im Zuge der Grundstiicks-
kaufe fiir die Erweiterung des Sachsischen Gartens
um 1720 das ehemalige Palais des Bischofs von Erm-
land, Michał Potocki, an der Nordwestecke des Gar-
tens gelegen, erworben. Der Kónig schenkte dieses
Palais seiner Tochter Anna, die er von einer in War-
schau lebenden Franzosin, Henriette Duval, hatte und
die er zur Grafin Orzelska erhofo. Er lieB es im 172'6
in kiirzester Frist fiir seine neue Verwendung um-
bauen. Die Arbeiten fingen im Marz oder April an,
um nach etwa vier Monaten beendet werden zu sein.
Das alte Palais bestand aus einem rechteckigen
Corps de Logis, mit einem davonliegendem Hofe mit
unregelmaBiger Umbauung. Die Hofgebaude wurden
abgerissen und verandert neu aufgebaut, wahrend das
Corps de Logis in seinen Umfassungsmauern erhalten-
blieb. Uber den im 1726 ausgefiihrten Umbau geben
uns die damals gefertigten Erd- und ObergeschoB-
grundrisse, Ansichten der Yorder- und Gartenseite,
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