Lolyns selbst das andere Monument mit der aufgestützt
schlummernden, trefflichen Statue des Erzherzogs, in weißem
Marmor schmückte. — Auch das Grabmonument des Peter
Damant {si {609) in S. Bavon zu Gent ist ganz ähnlich in
klassischem Renaissancestil behandelt und dürfte ebenfalls ein
Werk dieses Robert Eolyns sein, der nachweislich in 5. Bavon
arbeitete. Demselben gehört auch der klassisch edle kjochaltar-
aufsatz von Marmor in der Eathedrale von Antwerpen an,
den er im Aufträge des Erzherzogs herstellte und zu welchem
des letzteren Gattin Isabella am 2. Mai {6 {4 den Grundstein
legte; in der französischen Revolution zerstört, wurde dieser
Altar {802—{805 von Jos. Ehamberlain erneuert.
85. Kanzel im Livilspital zu Opern.
(Nach Isendyck.)
Auch der schon erwähnte A o n r a t van Noerem -
berg von Namur, urkundlich der Urheber der Ehorlettners
in Uerzogenbusch {jetzt im South-Aensington-Museum) ge-
hört diesen Erneuerern einer klassischen Renaissance zu An
fang des {7. Jahrhunderts an, als deren Matadoren im
Gebiete der Architektur (Dito van Veen und Jan van kanten
{Vefanzin) zu nennen sind. Taillebert stand unter dem Ein-
fluß dieser klassischen Richtung, deren Formen er jedoch, wie
erwähnt, mit solchen der Vredemanschen Richtung verschmolz.
Betrachten wir auf dem Gebiete der Holzskulptur,
dem diese Studie hauptsächlich gewidmet ist, seine Meister-
werke, die Ehorstühle in 5. Martin zu Ppern und in
Loo,') so fällt zunächst der feine, elegante Renaissance-
charakter derselben in die Augen, der noch keine Spur von
9 Ssendyck, Stalles PI. 5, 6.
Barock, aber auch nicht mehr den bizarren, trocknen Eharakter
der Vredemanschen Run st zeigt, sondern in vielen Dingen
eine Anknüpfung an die herrliche, niederländische Früh-
renaissance zwischen {550—50, sowie von Eornelis Floris
verräth, der bekanntlich in architektonischen Aufgaben einen
reineren Renaissancestil nach italienischen Vorbildern entfaltete,
{Rathhaus von Antwerpen, Ehorlettner von Tournay!) als
in kleineren Dekorationssachen, wo er mehr der Richtung des
Pieter Eoeck van Aelst und des Vredeman verwandt war.
An die edle Frührenaissance erinnern bei Taillebert nicht
bloß die schlanken zarten Verhältnisse und reichverzierten
Profilirungen, sondern auch zahlreiche Einzelformen. Da-
hin gehören vor Allem die schlanken, freistehenden Säulen,
welche das Rückgetäfel der Hinteren Sitzreihen diesen ent-
sprechend eintheilen und über verkröpften Architraven den
Baldachin aus vorspringenden Eonsolen tragen. Die Säulen
sind ganz in der Art derjenigen, wie sie in der nieder-
ländischen Frührenaissance so beliebt sind, am untern Drittel
des Schaftes mit Ranken orn am ent ik in Relief verziert,
während in der vredemanischen Periode häufiger glatte Schafte,
oder hermenartige Stützen verwendet wurden, oder falls das
untere Schaftdrittel Verzierungen erhielt, in diesen mehr die
Groteske oder das Beschlägornament vorherrschte. Ganz eigen-
thüinlich und von Taillebert häufig verwendet, sind sodann die
urnenartigen Docken mit jonischen Aapitälen, auf denen jene
Säulen stehen. Glatte, gedrechselte urnenförmige Aörper bringt
er an den Ehorstühlen von St. Martin und anderwärts auch
als Akroterien, sowie als hängende Zapfen am Baldachin an.
Ihm eigenthünilich sind ferner die lilienartigen Fortsätze an der
Unterseite des Baldachins, welche an Lambrequins erinnern.
Die Akanthusranken, die er wieder zu Ehren zu bringen
sucht, finden wir auch an dem dorisirenden Gebälk des Bal-
dachins in S. Martin, sowie ain Fries des Baldachins in Los.
Die durchbrochenen Giebel auf letzterem sind ein Motiv, das
wir schon bei Lambert Lombard am nördlichen Seitenportal
der S. Iakobskirche zu Lüttich, von {558, antreffen.
Eharakteristisch für Tailleberts Stil sind ferner die Blend-
arkaden mit Aerbschnittornamentik, mit denen er die Rück-
vertäfelungen in S. Martin und Loo, {hier noch mit Muschel-
lünetten), sowie die Brüstung des Bischofsstuhles in 5t. Martin
schmückte; ferner die pfeifenförmigen Eannellirungen an Pila-
stern, Füllungen, und in Loo an dem viertel st abförmig
ausladenden Aranzgesims des Baldachins.') Auch
die Eonsolen mit Löwen oder Seraphköpfen in Loo finden
sich an anderen seiner Werke wieder. In diesen wie in
den schon reich modellirten Eartouchen mit Füllhörnern rc.,
an den unteren Füllungen des Rückgetäfels der Ehorstühle in
Loo kündet er bereits den Barockstil an, wogegen andererseits
das beschlägartige Geschnörkel in Relief oder durchbrochener
Arbeit, womit er besonders die Seitenflächen der Scheidewände
und Stirnwände, aber auch Vorderflächen verziert, aus dem
vredemanschen Stil stammt.
Wir finden also bei ihm eine gewisse Feinheit, die eben-
so wie einzelne Motive, besonders die Akanthusornamente,
an die Frührenaissance erinnert, daneben aber auch trockene
Beschlägornamentik im Stil eines Vredeman und endlich
schon kräftige Formen und weiches, lederartiges Eartouchen-
werk, das eine neue Stilepoche ankündigt. Er ist demnach
im eigentlichen Sinne der Vertreter einer Übergangsperiode.
-) Aehnliche Gesimse kommen auch an seinen Steinmonumenten vor.
schlummernden, trefflichen Statue des Erzherzogs, in weißem
Marmor schmückte. — Auch das Grabmonument des Peter
Damant {si {609) in S. Bavon zu Gent ist ganz ähnlich in
klassischem Renaissancestil behandelt und dürfte ebenfalls ein
Werk dieses Robert Eolyns sein, der nachweislich in 5. Bavon
arbeitete. Demselben gehört auch der klassisch edle kjochaltar-
aufsatz von Marmor in der Eathedrale von Antwerpen an,
den er im Aufträge des Erzherzogs herstellte und zu welchem
des letzteren Gattin Isabella am 2. Mai {6 {4 den Grundstein
legte; in der französischen Revolution zerstört, wurde dieser
Altar {802—{805 von Jos. Ehamberlain erneuert.
85. Kanzel im Livilspital zu Opern.
(Nach Isendyck.)
Auch der schon erwähnte A o n r a t van Noerem -
berg von Namur, urkundlich der Urheber der Ehorlettners
in Uerzogenbusch {jetzt im South-Aensington-Museum) ge-
hört diesen Erneuerern einer klassischen Renaissance zu An
fang des {7. Jahrhunderts an, als deren Matadoren im
Gebiete der Architektur (Dito van Veen und Jan van kanten
{Vefanzin) zu nennen sind. Taillebert stand unter dem Ein-
fluß dieser klassischen Richtung, deren Formen er jedoch, wie
erwähnt, mit solchen der Vredemanschen Richtung verschmolz.
Betrachten wir auf dem Gebiete der Holzskulptur,
dem diese Studie hauptsächlich gewidmet ist, seine Meister-
werke, die Ehorstühle in 5. Martin zu Ppern und in
Loo,') so fällt zunächst der feine, elegante Renaissance-
charakter derselben in die Augen, der noch keine Spur von
9 Ssendyck, Stalles PI. 5, 6.
Barock, aber auch nicht mehr den bizarren, trocknen Eharakter
der Vredemanschen Run st zeigt, sondern in vielen Dingen
eine Anknüpfung an die herrliche, niederländische Früh-
renaissance zwischen {550—50, sowie von Eornelis Floris
verräth, der bekanntlich in architektonischen Aufgaben einen
reineren Renaissancestil nach italienischen Vorbildern entfaltete,
{Rathhaus von Antwerpen, Ehorlettner von Tournay!) als
in kleineren Dekorationssachen, wo er mehr der Richtung des
Pieter Eoeck van Aelst und des Vredeman verwandt war.
An die edle Frührenaissance erinnern bei Taillebert nicht
bloß die schlanken zarten Verhältnisse und reichverzierten
Profilirungen, sondern auch zahlreiche Einzelformen. Da-
hin gehören vor Allem die schlanken, freistehenden Säulen,
welche das Rückgetäfel der Hinteren Sitzreihen diesen ent-
sprechend eintheilen und über verkröpften Architraven den
Baldachin aus vorspringenden Eonsolen tragen. Die Säulen
sind ganz in der Art derjenigen, wie sie in der nieder-
ländischen Frührenaissance so beliebt sind, am untern Drittel
des Schaftes mit Ranken orn am ent ik in Relief verziert,
während in der vredemanischen Periode häufiger glatte Schafte,
oder hermenartige Stützen verwendet wurden, oder falls das
untere Schaftdrittel Verzierungen erhielt, in diesen mehr die
Groteske oder das Beschlägornament vorherrschte. Ganz eigen-
thüinlich und von Taillebert häufig verwendet, sind sodann die
urnenartigen Docken mit jonischen Aapitälen, auf denen jene
Säulen stehen. Glatte, gedrechselte urnenförmige Aörper bringt
er an den Ehorstühlen von St. Martin und anderwärts auch
als Akroterien, sowie als hängende Zapfen am Baldachin an.
Ihm eigenthünilich sind ferner die lilienartigen Fortsätze an der
Unterseite des Baldachins, welche an Lambrequins erinnern.
Die Akanthusranken, die er wieder zu Ehren zu bringen
sucht, finden wir auch an dem dorisirenden Gebälk des Bal-
dachins in S. Martin, sowie ain Fries des Baldachins in Los.
Die durchbrochenen Giebel auf letzterem sind ein Motiv, das
wir schon bei Lambert Lombard am nördlichen Seitenportal
der S. Iakobskirche zu Lüttich, von {558, antreffen.
Eharakteristisch für Tailleberts Stil sind ferner die Blend-
arkaden mit Aerbschnittornamentik, mit denen er die Rück-
vertäfelungen in S. Martin und Loo, {hier noch mit Muschel-
lünetten), sowie die Brüstung des Bischofsstuhles in 5t. Martin
schmückte; ferner die pfeifenförmigen Eannellirungen an Pila-
stern, Füllungen, und in Loo an dem viertel st abförmig
ausladenden Aranzgesims des Baldachins.') Auch
die Eonsolen mit Löwen oder Seraphköpfen in Loo finden
sich an anderen seiner Werke wieder. In diesen wie in
den schon reich modellirten Eartouchen mit Füllhörnern rc.,
an den unteren Füllungen des Rückgetäfels der Ehorstühle in
Loo kündet er bereits den Barockstil an, wogegen andererseits
das beschlägartige Geschnörkel in Relief oder durchbrochener
Arbeit, womit er besonders die Seitenflächen der Scheidewände
und Stirnwände, aber auch Vorderflächen verziert, aus dem
vredemanschen Stil stammt.
Wir finden also bei ihm eine gewisse Feinheit, die eben-
so wie einzelne Motive, besonders die Akanthusornamente,
an die Frührenaissance erinnert, daneben aber auch trockene
Beschlägornamentik im Stil eines Vredeman und endlich
schon kräftige Formen und weiches, lederartiges Eartouchen-
werk, das eine neue Stilepoche ankündigt. Er ist demnach
im eigentlichen Sinne der Vertreter einer Übergangsperiode.
-) Aehnliche Gesimse kommen auch an seinen Steinmonumenten vor.