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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 1
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Seyler, Emanuel: Die Stadtbefestigung von Iphofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0021
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der Bau vormals zu dieueu hatte. Auffalleuderweise ist sein Mauerwerk im Verhältnis zu den audereu Be-
festigungsbauteu äutzerst fest; voruehmlich gilt dies von dem Mörteh der sich von dem Mörtel des römischen
Gußmauerwerks kaum unterscheiden läßt. Dieser Rmstand mag vielleicht darin seine Erklärung finden,
datz der Turm in der ersteu Zeit der fränkischen Herrschaft entstanden ist, wo die römische Mauerweise
noch bekannt war. Auf den fränkischen Königs-
höfen müssen nämlich wie auf den römischen Kaiser-
domänenZehntscheuern und Zehnttürme erbaut ge-
wesen sein, um die von den Agrarienkriegern (aArarü
milites) gelieferten Naturalabgaben unterzubringen.

Der grötzere, nordöstliche Teil von Aphofen ver-
dankt seine Entstehung aller Wahrscheinlichkeit nach
der Verordnung König Heinrichs I., wonach die
Agrarienkrieger Stadtbefestigungen zur Abwehr der
Ungaru anlegen sollten. Das zu Fphofen gehörige
Königsgut (Agrarie) besand sich aufdem Schwanberg
und wurde durch die Burgen Schwanberg, Speckseld,

Schwarzenberg, Scharfeneck und Kastell gesichert.

Bei Kastell findet sich die Flurbenennung „Traut-
berg", deren erste Silbe aus die Druhteu, d. i. Herrn,
wie sich die Agrarienkrieger nannten, zurückgeht.

Der „Bürgerwald" wurde von einer Gräsin Kastell,
die sich in diesem Walde verirrt hatte und durch das Läuten einer von Aphofen her tönenden Glocke sich
wieder zurechtfand, der Gemeinde Aphofen geschenkt; die Glocke wird heute noch zum Dank für diese
Gabe regelmüßig geläutet. Überlieferungen dieser Art beruhen aus einer tatsächlichen Schenkung und
finden sich auf den ehemaligen Königsgütern sehr häufig, nachdem deren ordnungsgemäße Zertrümmerung,
angebahnt durch die obenerwähnte Verordnung König Heinrichs 1. und die gerechte Verteilung zwischen
den Gaugrafen und den Agrarienkriegern infolge der Brandwirtschaft, die dort üblich war, großen Schwie-
rigkeiten begegnete.

Der Platz des Lentgerichtes, wo das vordem a
der Agrarienkrieger (I'rauei tiomiu68 oder dariAiläi,
wie sie im ecliotum üi8t6U86 Karls II. v. 26. VI. 864,

M. G. LL. 1,496, genannt werden) stattfand, ist bis
auf den heutigen Tag überliefert.

Am Herbst des Aahres 1632 sollen sich die
Aphofener vor den eingefallenen Schweden aus den
Schwanberg nach der sogenannten Schwedenschanze
geflüchtet haben,' sie hatten zu der von ihren Vor-
fahren zum Schutze des Viehes erbauten Pferch-
schanze größeres Vertrauen als zu ihrer Stadtbe-
festigung und fühlten sich mit ihren Schätzen dort
sicher bis zum Abzug der wilden Scharen. Zur Ver-
vollständigung des Bildes der Stadtbefestigung von
Aphosen füge ich noch die Abb. 10 bei. Diese stellt
den nordwestlichen Eckturm und diesem zur Linken
den Bau des Rödelseer Tors, zur Rechten den Turm
der Pfarrkirche dar.

Vorstehendes soll lediglich nur der Anregung
dienen; die Befestigung von Aphosen wäre einer ein-
gehenden Prüsung wohl wert.

dem Schwanberg abgehaltene Gauding (malm^)

Abb. N. Totentor. Außencmsicht.
 
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