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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 2
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Ebel, Friedrich: Die Wetzlarer Stadtbefestigung, [2]
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Radinger, Karl von: Die Namen der Tiroler Burgen und Edelsitze, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0021

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Basaltkonsolen knapp auskragte und im Gegensay ;u dem ^rühlsbacher Turm massiv kon-
struicrt rvar.

Go großc Lücken dic heurigen Reste der alten Stadcbefestigung auch aufweisen, isr es inrmerßln
doch noch möglich, sich aus dem Vorchandcnen ein Gesamrbild zu schaffen. Es fehlr uns nichr arr
Bildern der Gradr nur ;u crinnern an Mcrrarr, die Gtiche der Ulmcnsteinschen (Lhronik und einen
weiteren in vielen ^auscrn der Stadt zu findenden Gtich aus dem 18. Iaßrhundert. Diese geben gcwiß
manchcs bvercvolle, enchalten aber auch zuviel Lalsches, um für unscre Vcrrachcung wesenrlich in Lrage
zu kommen.

Die leyren Iahre haben sehr dazu beigetragen, die leyten Reste der Befestigungen zu ver-
nichten; der bauliche Zustand der Mauer ist überaus dürfcig, so daß zu befürchren ist, daß wenn nichr
bald ^and zur Erhaltung der Mauer angelegt wird, auch dieser für das mittelalterliche Gradtbild so
wichcige Teil bald ganz vcrschwunden sein wird.

-7^(

Die Namen der Tiroler Burgen und Edelsitze.

Von Or. Rarl Aadinger.

(Schlnß.)

luch die anscheinend mir Tiernamcn zusammengesctzren Burgnamen: Baereneck, Falkenstein, Greisenstein,
Hasegg, Hirschberg, Rayenstein, Ratzenzungen, Litzbühel, Lebenberg, Rabcnstein gehören zu Eigennamen
wie: Pero, Falko, Grifo, Hasso, Hirzo, Lhazo, Lhizo, Lebo, Aabo, wenn auch Burgbenennungen wie
Rrakofel (mhd. LrL — Rrähe) zur Vorsicht mahnen. Die persönlichkeit des Erbauers nachzuweisen,
wird in den seltenstcn Fällcn gelingen, doch können wir zum Bcispicl aus der Ptachricht, daß Aendel-
stein IZSd von dem Geschlechte derer von Villanders an die Vintler überging, den Schluß ziehen, daß
der Gründer des genannten Schlosses cin Aandolr oder Rendel aus jcncr Familie war und wirklich findet slch ein
solcher in Urkunden von 12S2 bis 1222 erwähnt. bssach Urkunden fiel der alte Durm zu Lana bei der Erbteilung
von 12ZS dem Brandoch oder Brandizo von Lanaburg zu und nach ihm hieß die Burg fortan Brandis.

Dieser schcinbaren Übertragung der Eigennamen auf die Burg liegt cine Art von Ellipse zugrunde, wie wir
sie auch bei Greifen, Rodeneck (s. XI. Rotunch), Trautson (— Matrei) beobachten können. Manchmal scheinen die Per-
sonennamen schon zu Gcschlcchtsnamen gcworden zu sein, wie bei Gernstein oder Garnstein und wolfsrburn, den Siyen
der Geeonen und wolfen.

Fuchsberg, Hanberg, pairsberg, Dornsberg oder Tarantsberg, Velbenberg und Zantenturn zeigen die Ent-
wickelung schsn abgeschlossen, es sind Burgen der Familien Fuchs, Han, paie, Tarant, Velben und Zant?)

Auch Amtsbezeichnungen wurden ss verwendet: Voirsberg (11SP Vogetsperch) war der Sitz der Bripncr
Burggrafen, Schenkenberg der Mundschenken desselben Stifres gewesen?)

Ptichr sclten har auch der Heilige der Burgkapelle auf die lissamensgebung eingewirkt: Michaelsbury und Lamp-
rechrsburg bei Bruneck, petersberg und Martinsberg in Oberinntal, Zenoburg und Annenberg bei Meran seien als
Beispiele angeführt.

In nicht wenigen Fällen ist, besonders wenn ältere Formen fehlen, zu einer einigermaßen sicheren Erklärung
nicht zu gelangen, so kann man zwcifeln, ob bei Lichtenstein, Lichtenberg und wcißenstein die Farbe des Felsens oder
der Besiyer Lichto und wizo, bei wolkenftein (12Z7 wolchenstain) die kühne Lage oder die nahen walchcn (Ladiner),
bei Sonnenburg (115p Suoneburch) die wärmende Sonne (sunna) oder die Sühnc (suons) für die ZFamensschöpfung
maßgebend gewesen. Bei Sprechenstein wird man wohl an mhd. sprsolis, tao spreolisn denken dürfen, freilich ist davon
nichts bckannt, daß die Burg jemals Gcrichrssitz gewesen; die Trostburg bei waidbruck har ihren Ptamen sicher nicht
von Drost oder Droste, sondern, wie die Form Trosperch (1172) zeigt, wohl von ärorrs dial. Dross'n (Aehle) empfangen;
öfters epiftieren verschiedene Formen nebeneinander, so heißt Drojenstein (124S) bei Bozen auch Treuenstein und Druden-
stein, Freudenstein auch Freienstein, 147p Frawenstain; im ersten Falle liegt Umdeutung von lad. troi tru, dial. trojs
trujs, Fußstcig, in triuvvs treu und truts Drude vor, in letztcrem Verwechslung von vrouvs, Frau, und krouvsn,
freuen, vor.

Manchen unverständlichen PZamen suchte auch das Volk zu deuren, so entstand die Sage, daß bei dem Baue
von Stachelburg „cine große Anzahl Stachl und Bsgen gefundcn, daher sie den ppamen habe "

^) Die Taranten lelteten ihren Ursprung von Tarent her, doch stammten sie sicher ans Lhnrrätien und hießen wohl so
nach einem lVildbache torroute).

h Fürstenburg (;282) nnd Lhurburg im Vinstgau haben ihren Namen von den Bischösen von Lhur, in deren
Besitz sie waren.
 
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