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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 7
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0066

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62

Gefährder.

Frankfurt a. M. (Galluswarte)

Es besteht die Absicht, de» warthof um die Gallus-
warte aus Verkehrsrücksichten zu beseitigen. Mit Aecht
weisen die Freunde unserer profandenkmälee darauf hin,
daß durch die Zerstörung des Hofes die ganze Anlage aufs
schwerste geschädigt wird. Der Durm allein wird nie
die überaus sinnreiche Einrichtung des ganzen Bauwerkes
eekennen lalsen. Die warte als ganzcs hat einen hohen
kunst- und kulturhistorischen wert, zerstört man sie teil>
wcise, so bleibr immer nur ein Torso, wie an den bereits
zerstörten warten, deren übrig gebliebene Türme nur
noch dem Rcnner erklärlich sind, nur zu deutlich zu
sehcn ist.

Wiederherstellungen.

rlltenburg.

Zur Aufstellung von Entwürfen für die wieder-
herstellung des ausgebrannten Rirchensaales im Schlojse
zu Altenburg ist der Architekl Bodo Ebhardr berufen
worden.

öanrbacher Schlost (Mapburg).

Auf diesem wurde auf Antrag des Ref. im Iahre
1SS4 mehrere nötige Renovationsarbeiten ausgeführt.
So am vorgekragtcn Abort des im Südwesten stehenden
halben Bergfrieds, auf seiner Innenseite, am ältesten
Bering, am sogenannten „Fremdenzimmer", bezw. in dem
dasselbe enthaltenden Mauerturm u.s. w. Leider sind
diese größtenteils rechr ungeschickt ausgefallen. Die
Mauerfugen wurden mit handbreiren Mörtelpayen aus-
geftrichen, noch dazu in weißer Farbe; ebenso sind die
cingeseyten Bogensteine frisch gebeochen, statt daß man
alre, ;u Hunderten umherliegende (Quadern hierzu be-
nuyt härre. An den Renovarionen, welche man auf dem
Heidelberger Schlosse, dem zwischen Ottheinrichsbau
und der „Rüde" liegenden Treppenrurm jüngst ange-
deihen ließ, hätte man lernen könncn, wie man „reno-
vLre" prakrisch ;u berreiben hat. M.

Schwanau (Schweiz).

Dem Besiyer dee Ruine Schwanau im Lowerzer
See ist von der Bundesregierung ein Beitrag von fünfzig
prozent zu den Rosten der Ausgrabung und Ronser-
vieeung der Ruine bewilligr worden.

Ausgrabungen und Funde.

lfariburg.

Die vom Vsrsitzenden des Harzburger Altertums-
und Geschichts-Vcreins geleiteten Ausgrabungen auf dem

Burgberge bei Bad Harzburg, welche seir dem Iahre
1S02 mir Eifer berrieben wurden, sind jeyt als im all-
gemeinen abgeschlossen zu berrachten und haben in ihren
interessanten Ergebnissen erwiesen, daß dic alte Harz-
burg, die bekannrlich unter Raiser Heinrich IV. ihre Blüte
harre, von deren gewalrigen Mauern aber zuleyr nur
noch einige spärliche Reste aus dem Bodcn hervorragren,
eine der bedeutendsten Rönigsburgen Deutschlands war
und weit über den Umfang hinausging, den man bisher
angenommen hatte. — Außer dem Hauprplareau des
großen Burgberges, auf dessen Fläche das heutige Horel
mit seinen Veranden fteht, haben auch das sogenannre
perersilienblenk daselbst und der kleine Burgberg Le-
festigungen und Bauwerke getragen, deren Fundamenre
außergewöhnliche Stärke und Bedeurung verraten. Die
1,5—2,1 iri starken hohen Ringmauern umschlossen früher
das eigentliche Burgareal, welches in Länge und Breire
auf dem großen Burgberge durchschnittlich 2ZS und 56 m
und auf dem kleinen Burgberge durchschnittlich SS und
5S ni mißt, abgesehen von dem Terrain einer Vorburg
sowie der rief und breit in den Felsen eingehauenen
Umfassungs- und Guergräben, welche sich schüyend um
und vor die obersten Bergkuppen legen. Die Grundrisse
der Burg liegen fetzt vollständig vsr und zeigen nur da
noch einige Lücken, wo die Bauwerke der Neuzeit die
Nachgrabung unmöglich machten. Die wasservcrsorgung
der Burg bewirkre in alrer Zeir, außer einer wasser-
leitung aus konischen rohen Donröhren, auf dem großen
Burgberge der bekannte riefe Aaiserbrunnen, auf dem
kleinen Burgberge eine 2 m tiefe in den Felscn gehauene
Zisterne und ein 4,5 m im Durchmcsser haltender, in den
Felsen eingehauener Brunnen, der im vorigen Herbste
bis 14 m tief ausgeräumt ist, dessen weirerer Ausräumung
aber in diesem Frühjahr sich leider ein starker wasser-
andrang entgegengestellt har. — Aus den im ganzen nichr
sehr zahlreichen keramischen Funden ist eine Sammlung
zusammengestellt, die auf dem großen Burgberge dem
publikum im Sommer zugänglich ist. — Einige besonders
interessante Deile der Burgreste sind vom Verein bereirs
im vorigen Sommer wieder aufgemauert und bloßgelegt,
um für die Orientierung der Grundrisse gute und sichk-
bare Anhaltspunkte zu geben. weitere Aufbauten sind
geplant und es wird zunächst das inreressante 24 m lange
Hauprgebäude auf dem kleinen Burgberge, bei dcssen
Ausräumung sich zahlreiche Sandstein-werkstücke, auch
solche mir zierlicher Bildhauerarbeit, gefunden haben, in
Angriff genommen werden. — Der Vorsiyende hat die
eingehende Bearbeirung der Ausgrabungsergcbnisse be-
gonnen, die für die Gcschichre der alten Reichsfestc un-
fraglich inreressantc Anhaltspunkte liefern wird.
 
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