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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 12
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Hauptversammlung des Hohkönigsburg-Vereins
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Ausgrabungen auf dem Schloßberge zu Dohna, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0118

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am Hofe Raiser Heinrichs VI. und führte dcjfen Rriegsscharcn ;ur Eroberung von Apulien. Bei der Bclagerung eines
Felsenncstes bei Monrecassins tötere ihn ein Steingeschoß. Später, im IZ. Iahrhundert, ist ein Heinrich v. Rönigsberg
unter denen, die den aus Italien kommenden Staufenkönig Friedrich II. als crste begrüßten. Dann aber ist das Gc-
schlcchr wohl bald erloschen und cs solgren ihnen Ministeriale. Damals, als die Raisermacht blühte, hatte die Hoh-
königsburg cine große Zeir, und wie man Straßburg die deursche Schicksalsstadr nannre, so ist sie vielleicht die deutsche
Schicksalsburg: „Iedcsmal, wenn das Ansehen des Aeiches nach außen sinkt, wenn die Rraft der Rrone erlahmr, wenn
das politische Leben in Deutschland zerrüttet ist, gerät die Burg in fremde Hände und Rräfte; abcr wenn die Rrafr
und der Ruhm des Reiches wieder erwacht sind, wenn Rrone und Szeprer wieder in starken, festen Händcn sind, dann
erblüht die Herrlichkeit der Burg wieder und brechen für sie neue Tage des Glanzes an" . . . Die leyten worte, die
die Erzählung von den Schicksalen längst verflolsener Geschlechter vereinigren mit einem starken malerischen Bilde der
Stauferzeit, wo Runst und Literarur die Rlostermauern überschritten, Handel und Verkehr blühten, wo neben einem
stolzen selbstbcwußten Adel ein kräftiges Bürgertum emporwuchs und wo das gesegnere Frucht- und Gaetenland des
Elsaß der politische Schwerpunkt des Aeiches war — udi maxima vis impsrii esss noscirur, wie der Lhronist sagre —,
verbunden mit dem Hinweis auf das Ziel des Vereins, riefen einen wahren Leifallssturm hervor.

Inr Anschluß an den Vorrrag, für den der Unrerstaatssekretar v. Gchraut iin ^iamen der
Zuhörer dankte, gab der Architckc Bodc> Ebhardc an der Hand eines Planes die Erlauterungen zu
dem Bau, der ratsachlich überall unter dcn spateren Befcstigungen der Thiersteiner, die die Burg gegen
die veranderte Technik der Feuerwaffen schützen sollcen, werrvolle romanische Baureste aufweisr, Resre
aus der Scauferzeir. Diese besratigren rarsachlich die verniurungen und Schlußfolgerungen, die Wiegand
aus sernen dürftigen Guellen gezogen harre, namlich, daß im 12. Iahrhundert schon ein glänzender
Äau hier oben srand, würdig eines großen Herrengeschlechces. Unrer Lührung dcs Architekten uncer-
nahm die Gesellschafr dann einen Rundgang durch die Burg, auf dem man die Rühnheit der Anlage
bewunderce, über die Weitläufigkeit sraunce und dem verscandnis dcs Architekcen hohe Achrung zollte,
der mir genialer Intuirion die vergangenheit aus den Trümmern machtiger und prachtiger wieder auf-
sceigen laßt. Damit war man schon tief in den ^achmittag hineingerückt, und man folgre gern dem
^ufe zum Absrieg nach dem Horel Buckel, das am Fuße der Hohkönigsburg in malerischer Lage erbaur
ist. Dorr wurde das Mittagmahl eingenommen, das durch zahlreiche Trinksprüche gewürzc wurde.
Den erscen brachre der Gouverneur v. Moßner auf den Raiser aus. In gemeinsamer ^fahrt begaben
sich die Teilnehmer über Gr. Pilt durch herrliches Rebgelande nach Schlettsradt, dessen Gemeinderar
dem 1?erein in der liebenswürdigscen weise einen reizenden Empfang bereirere, der in seiner Herzlichkeic
allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben wird. Bei vorrrcfflichen Weinen und anregender Uncer-
halrung blieben die Gaste bis zu spater Stirnde mit den freundlichen Schlettstädrern vereinr.

Ausgrabungen auf dem Gchloßberge zu Dohna.

iii.

m Sommee 1SP4 hat der Ortsausschuß der Stadt Dohna, wie wir einer kleinen Druckfchrift vsn vr. Schlauch
in Dohna entnehmen, aufs neue Vtachgrabungen veranstaltet. Am westlichen Dcile des plateaus, wo noch
Mauerreste an dcr Talseite »ach der Schloßmühle zu sich besinden, vor der Schießmauer der Schüycn-
gcsellfchafr, sind die Umfassungsmauern eines Gebäudes und eine Pforte frcigelegt worden, die über 2 m
im Schutte vergraben lagen. Die Forschungen ergabcn, daß dieser Dcil vor hundert Iahrcn nicht unter-
sucht worden war- Über meterhoch lagerte unberührt der Brandschutt, in dem sich majsenhaft Rnochen, meist vo»
Schwein und Aind, auch von kleineren Aaubticren, Geweihstückc und zahlreiche Scherben fanden. Leytere tragen in
Material und 2lusführung meist frühmittelalterliches Gepräge, einzelne sind (nach Ansicht des Herrn professor Deich-
müller) unbedingt in prähistorische Zeit zu verseyen. Daneben fanden sich Pfeilspiyen (sog. Hussitcnpfeile), Sporen,
Rüstungsteile, Schlüffel, Vtägel rc. und nicht bcstimmbare Eisenstücke, auch ein hübsch geschniytes Hornbüchschen, ähnlich
einer Vtadelbüchse, und ein ebensolches Scheidenfragment für Dolch odee Hirschfänger. Die Fundstücke sind für Inter-
essenten im Schießhause zu Dohna ausgestellt. Uber der Asckienschicht lagen die cingestürzten Gewölberrümmer, un-
gesondert vom Mörrel, der zum Teil geglättet und bemalt war, und untcrmischt mit mächtigen Sandsteingewölb-
stücken und dicken Dachziegcln. Die Mauern sclbst sind über 2 m stark und erstrecken sich als Gebäudemauern in den
Schicßplay hinein, als Umfassungsmaucr unter der Schießmauer hinwcg weiree um das plateau herum. Das Schüyen-
fest hat zur Zeit die Ausgrabungen (die nach dem Urteile des Herrn Gehcimrat Gurlikt ebcnso interessante wie lohnende
sind) unterbrochen, doch sollen Ictztere wcirer fortgeseyt werden. Sie werden hoffenrlich crmöglichcn, cincn Grundriß
der cinst so mächtigen Burg zu entwerfen und eincr Stätte, die trotz ihrer Bcdeurung fast völlig in Pergessenheit
gcraren war, wieder in wciteren Rreiscn das Interesse zu erwecken, das ihr in historischcr Hinsicht gebührt.
 
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