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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 2
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Radinger, Karl von: Die Namen der Tiroler Burgen und Edelsitze, [2]
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0022

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18

Eine besondere Lehandlung verdicnen die Namen der zahllosen Edelsiye, wie sie seit dein 1Z. Iahrhunderr
in immer steigender Anzahl enrstanden sind. Nichr selren gingen sie aus alren Bauerhöfcn hervor und behielten ihren
N^amen bei, meist aber änderten sie mit der Eehebung zum adeligen Ansiye ihre Benennung. So kommen auch unrer
ihnen noch romanische Namcn, wenn auch in verschwindender Zahl vor. Ich nenne einige Beispiele: Lampenn, Lampan
und Lampill bei Bozen von csmpus, Feld; Rarnell von eornus, Rornelkirsche; Melans von mslanum, Obstgartcn;
Slurn(h)ör von colurus, Haselstaude srius; Fonteklaus (konts cluso), Fclsenquell; perdoneg (pratum clominicum),
Herrenwiese. Auch unter den deutschen Namen sind zahlreiche Lokalbezeichnungcn wie winkcl, Mauer, Baumgarten,
Mühlen, wcier, Platten, Aschach, Erlach, oder Lompssita wic Aichheim, Schöneck, weiherburg, windeck, Hochhaus,
Grünewald*). Oft wird ein Edelhof auch nach dem Orte genannt, in dem er sich erhebt, wie Aufhofen, Siebeneich,
Lusen egg, Steinach-Heim, oder er übernimmt den Vlamen der verlalsenen Stammburg des Geschlechtes, wie pairsberg,
Straßfried, Bidenegg, wobei nicht selten durch ein hinzugefügtes ,,Neu" — Neustarkenberg, Nicumelans — unrer-
schieden wird.

Diese Lokalnamen treten aber weit zurück hinter den Familiennamen. Häufig übertrugen eingewanderre
Familien ihrcn Namen auf neuerworbenen Besiy, so die Behaim, Haidorf, Hammersbach, Hochholdingen, Ralmünz,
Nieideck, Reichenbach, Ridigce, Roscnberg, Rottenstein, Schwarzenhorn, Zinnenbcrg, daher auch romanische
Vlamen wie planra, plavsn, Rolandin, Spaur (8poro), Thun C?ono) in rein deutschen Gegenden. Rlang der
Name zu wenig aristokratisch, so änderte man; die Ansiye dee Mäntlbergcr, Mühlstätter, perkhammer,
Rottenbucher, Schneebergee hießen Mäntlberg, Mühlstätten, perkheim, Rottenbuch, Schnccburg, odec man
seyre zusammen- Eggenburg (Egen), Froelichsrurm (Frselich), Gadolthausen (Gadold), Gerstburg (Gerstl), Grusrorf
(Grustncr), Herbstenburg j(Herbst), Iöchelthurn (Jöchel), Iphoferstal (Iphofer), Rrausegg (Rraus), Rrippach (Rripp),
Ruenseck (Ruen), Liebenberg (Lieb), prackcnstein (prack), Rechegg (Rehen), Seeloshausen (Seelos), Taxburg (Daxis),
Deißegg (Teißer), Volandseck (Voland), wohlgemutsheim (wohlgemut). Schwerer zu cnrrätseln sind Namenstppen
wie: Hörtenberg (Hörtmapr), Rnillenberg (Rnilling), Rosenstein (Rosenberg), Sagburg (Sagmeister), Stromburg
(Srroemer), Dhalegg (Thalhammer), Eppurg (Eppaner) oder Schoenwer(t) und Ehrentreiy, die Ansitze der Familien
werrh und Dreiy-Sauerwein. 2luch Lehen wurden nach der belehnten Familie benannt, wie Taschenlehen (Tasch) bei
Hall, ob aber auch Ferklehen bei Innsbruck?

Hier und da har auch das wappen des l(Zeugeadelrcn bei der Vtamensgebung cine Rolle gespielt, so gab der
wappenvogel des Geschlechtes wettin dem Ansitze Straußenegg bei Bozen den VsMiien, das Rad dce Metzner der
Freiung in Neumarkt die Benennung Radcck. Oft ist der Name (o sprechend, daß wir die Geschichte des Edelhofes
aus ikm herauslesen können: Dhumburg bei Sterzing war Rüchenmairhof des Brixner Bistumes, weid(en)burg und
pirschenheim bci Innsbruck waren landesfürstliche Iagdschlöster, Scheibenegg und Büchsenhausen sind aus einer
Glashütte und einem Gießhause hervorgegangen.

Damit will ich meine Studie über die lstamen der Tiroler Burgen und Edelsiye beschließen, eine eingehende
Behandlung des Stoffcs würde unifangreiche archivalische Arbeir erfordern, die mir fern liegt. Soviel glaube ich gezeigr
zu haben, daß jede Periode der Landesgeschichte im Namenschaye vertreten ist, von den dunklen Anfängen historischen
Lebens bis auf unsere moderne Zeit, die in der Bencnnung dee Landsiye und Villen das werk der Vorfahren fortseyr
und daß jede periode in der Bezeichnung ihrer wehr- und Luxusbauten den charakteristischcn Ausdruck gefunden hat.

*) Bei den Uomposita finden wir neben dem alten -burg, -eck jetzt häufig -heim, -haus(en), -stett, was den geänderten
verhältnissen entspricht.

Gefahrder.

Dornach (Lchweiz).

Die großen und schönen Ruinen der durch die denk-
würdige Schlacht berühmren Burg Dornach sind, wie wir
meldeten, im leyten Iahre freigelcgt worden. Darüber
ist jeyr aber ein ganzes Iahr vergangen, ohne daß etwas
für die nun doppelt gefährdeten, bloßgelegren Funda-
menre u. s. w. geschehen wäre. Die Solothurner Re<

gierung scheint sich zu den durchaus nötigen Erbaltungs-
arbeiten nicht verstehen ;u wollen.

Forchheiin (Vberfranken).

Nachdem bereits die alte mächtige Stadtmauer in
Forchhcim als Sreinbruch für den Neubau des pro-
gpmnasiums benutzt wurde, möchte man annehmen, daß
das Nürnbergcr Dor nun auch dem Verfall geweiht ist
 
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