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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 4
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Haupt, Richard: Vom wahren Burgwart und vom Betzenloch
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0038

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hier darauf, als einen würdigen Gegenstand der
Beachrung und des Gcudiums, aufmerksarn ;u
machen. So allgeinein es verbreitet gewesen
sein inustre, so finder sich doch das vorkoininen
kauin festgestellr. Auch das Hundeloch auf dem
Brandenstein — oder waren es zwei, sich gegen-
über — ist seirdem verschwunden, da man in-
zwischen das pforcenhaus ;u einem Sralle um-
gebaur har.

Mangels einer genügend großen Beob-
achcungsreihe must dahingcstellr sein, ob srch
dic Einrichcung genetisch bis ;um Ausgangs-
punkr verfolgen laßt. Allerdings ist die vermucung gestarcet, dast man im Hundeloch das Uber-
bleibsel der pförtnerstube ;u erblicken hac, dast es also dies verkümmerte Torwartergelast, heute portier-
loge genannr, rn sich darstellt. Doch findec fich beides ;usammen. Im Gchlosse ;u Eurin, das ein
sehr gutes, ecwas enges und jeizt unbesences Hundcloch und außerdem eine weir bessere pförrnerstube,
beide wohl erhalcen, auf;uweisen star, licgen sich die ;wei Gelasse gegenüber als Scylla und Lharybdis.

Das Euriner Schlupfloch, im Rundbogen geschlossen, ift nur 22 om breir und doppelc so
hoch; also kann der Iichaber nur ein Burghund niirrlerer Gröste gewesen sein. Aus dem einen Lalle
wird man aber keine weicgehenden Verallgemeinerungen begründen dürfen, ;umal da Eucin keine
Ritterburg, sondern ein bischöfliches Schlost war und der berrcffende Bauceil erst aus der Barock-
;eic ist. Es ist bekannr, daß damals für die perücken und die Fürsten die Zeic der höchsten LüIIe, für
die Nnterranen, also auch wohl für die vierbeinigen, der außerften Verkümmerung war; vielleichr
war Er deshalb so klein. Im Gegensarze ;ur Ernrichtung im Euciner Schlosse mit der doppelcen 2Ze-
wachung dürfre in der Regcl eine cinfache genügt, und eine Ritterburg sich mit dem vierbeinigen
wächrer beholfen haben.

wenn man sich eine kleine mittelalterliche Burg so vorstellr, wie sie in der Regel wirklich war,
als die Wohnung eines Rircers, der schlecht und recht von ein paar Bauern und uncer Umstanden von
etwas Gregreif lebr, und mit einem Rnechre, ;wei Gaulen und ein paar ftecs hungrigen Rüden die
wehrhafce Besayung des Vlestes ausmachr, sieht man, dast innerhalb des Bildes kein Raum ift für
einen in abwartcnder Lebensweise wohlgenahrten Herrn porrier; ein Torhund mag allenfalls mit;ehren.
Noch sparsamer waren gemalte oder ausgehaucne. Daher die Löwen als Torwachrer. Äessere 2Zurg-
herren, und die mehr ;u leben hatten, eröffneren auch wohl ihren Hunden ein weireres Leld der Tacig-
keir, und es gab deren hie und da, wic ;um Beispiel auf dem Sreckelberg, eine beklagenswerce Menge:
man ließ sie den umschließenden Graben hüten. Dann mustcen sie wohl da ihre Hütren haben (Heyne,
Wohnungswcsen G. Z^Z). ^Aoch wirksamer waren vielleichr reißende Tiere gewesen. In der Tar
hielren sich Sradte, wie Lübeck und Bern, wenn auch kaum in solcher Absichr, im rrockenen Sradt-
graben Löwen oder (Heyne Zl2) Äären. Im nasscn konnten Gchwäne trefflicbe Dienste run, was wir
aus der Geschichre des Raisers Max und seincs gerreuen Hofnarren wissen.

Anch hochmögende Herren inochten solcher Mache nicht enrbehren. Im Hofe des Rönigs-
palaftes auf Ichaka lag der Hofhund des Gdysseus in eigener Gestalr; an der Hincerrür des pompe-
janischen Hauses ;u Aschaffcnburg springc, in Mosaik gemalr, mir der Inschrift cave Lgnem, gleichwie
es in einem Hause ;u Pompeji selbst ist, der rasende Haushund vor. Graf Georg von Isenburg auf
der Ronneburg, da er für seine hochgeborene Gemahlin Barbara aus dem Geschlechce der alren Wert-
heimer Grafen I5ö^ den Gberhof ;u Büdingen als Witwensitz erbauce, liest aus den Geiren der
Hauptpforce ;wei ausgehauene bellende Hunde an straffen Rerren vorspringcn, und so springen sie noch.

II.

Im niederdeurschen Hause, dessen wichcigstc EigeNcümIichkeir ist, daß man den, vorne
die Gtälle, hinren die Wohnräume enchalrenden Bau durch ein großes Tor in der vorderen
Gchinalseire betrirr, hac auch jnach versicherung eines Landeskenncrs) der Hund regelmästiger
 
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