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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 5
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Kortum: Der Hanstein, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0049

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schen Rominlffarien klagen, daß das „Gramb und Erbhauß Hanftein überfallen und waß aller solcher
k?c>rrach und waß von pferdcen, Rindc und Schaffviehe unß undc unseren arinen Underthanen zue-
scendigk, fcrner so darauff befindlich gewesc, abgeraubc und von Handen gebrachc"^.

Durch eine Beschießung von dein nordweftlich belegenen Winrerberg wurde die Burg srark
beschadigc. In den Iafiren IS55 bis l658 wurden die Tore und niedergeschossenen Ukauern am Tore
wieder erbaut, worüber gleichfalls Rechnungen vorliegen. Aus den Gpezialicn dieser Rechnungen ersiehc
inan, daß die „Thorftücke" aus dein „Geholye" geholc wurden. Ersc 1658 war das Tor so weic fercig,
daß es inic Ziegeln gedeckc werden konnce, wie denn ain 15. Iuni dess. Iahr. fünfeinhalb Hunderc
„Gchilr siegel" auf dcn Hanscein gefahren wurden, „so ;um Thor und Blockhause zuin Decken ge-
brauchec". Beide scanden uncer einein und deinselben kiberbau, der ain 9. Iuli 1657 aufgeschlagen
wordcn war. Hierinir scheinen die Baucen an der Burg jcdoch noch nichc geender zu haben, weil inan
ain Gchlusse jencs Verzcichnisses lieft: „Den 1. Iulii 1658 haben die Riinbacher undc Schenrzer dein
Ziininerinann die Thore uf Hanftein inüssen Helffen niederlege zue borgfriec diensce". Der Dingzeccel
voin 22. Iuni 1655 (Urk. 587) inir dein Maurer Hans Wilhelin von Albeshausen ift noch vorhanden
Dazu wurden in der Lamilie drei Umlagen erhoben, eine am 25. Iuni 1655 mic 60 Daler (Nrk 588),

die andere am 22. Septbr. dess.
Iahr. mic 66 Taler (Urk. 561)
und, da dies nicht reichce, die
dricce am 7. Mai 1657 mic
24 Malcer Rorn (Urk. 562). Die
Berechnung über die 21usgaben
der 60 Talcr (Urk. 565) findec
sich ebenfalls noch vor von 1655
bis 1657 und heißc es darin: „Zur
Wieder-Erbauung der am Thore
niedergeschossencn Mauern".

Die wichcigfte Inscand-
seizung geschah im Iahre 167Z,
welche gelegenclich ciner Familien-
zusammenkunfr auf dem Hansrein
beschlossen wurde. Das Procokoll
vom 24. April ift von Ioh.
Giegfried und Hans Hermann

von Hanftein und dem Vormund
von Linsingen (Urk. 607) uncer-
schrieben. Durch den Maurer
meifter Llauß von Lindenwerre
und Lhriftian Bader aus Tyrol,
von Eisleben, wurde die zerfallene
^rückc und Mauer von Grund
aus in Scand geserzc, ferner das
pforchaus und Wachcftuben-
gebaude. Der Bau koscece 114
Taler (Urk. 668).

Aus demsclben Iahre ftammc
ein Gücerverzeichnis der Familie,
nach welchem von den mehr als
zwanzig Riccersitzen derselbcn nur
drei wahrend des Rrieges nichc
zersrörc waren, wie die über den
Türen vorhandenen Iahreszahlcn

es noch beweisen: Uncerscein 1544, Werlshausen 1565 und Gberftein 1582. Alle übrigen — in Born-
hagen siebett — warcn verbrannc oder so zerfallen, daß sie neu erbaur werden mußcen. Die Besitzcr
waren verarmc, ihre Landereien und Einkünfce waren verpfandec, ihre Lolonen haccen nichc viel
mehr als das Eeben crhalcen, so daß dcr Rurfürsc von Mainz Uiicerftützung durch IIachlaß der
Greuern gcwahrce.

Die Burg war als Wohnplatz von den verschiedencn Micgliedern der Familie von Hansrein mic
der Zeic aufgegeben wordcn, nachdem sie sich auf ihren Höfen Besenhausen, Äornhagen, Werlshausen,
wahlhausen, Ershausen, Vberelle, Henfscedc, Geiöinar, Uncerftein wohnlich eingerichcet haccen. 1685
war die Burg völlig unbewohnc.

IIach einer Bemerkung im Rirchenbuche ;u Bornhagen vom Iahre 1712 (XVI. cjominiLg 1712)
wurde der neue Gerichcsknechc H. H. Braunschweig mic Larh. Elisabech, Lhriscian wcdekinds hincer-
lassenen Tochcer, auf dem Hansrein, in dem Teil, welcher am meisren noch bebauc, copulierr. Der
allmahliche Verfall der Burggebaude nahm Lorrgang, so daß auch die Familiciizusammenkünfte nichr
mehr auf der Burg abgehalcen werden konnren.

Für die Folge wurde die wohnung eines Gcfangenwarcers neben einem Gefangniö, welches
noch bis Ende dcs 18. Iahrhundcrcs in Gebrauch gcwesen isr, benutzt. Doch sind diese Raumlichkeicen
nichc in der Burg, sondcrn in dem noch jetzt bcwohncen Gebaude neben dem Tor II zu suchen, welche
Siehe Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von hanstein.
 
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