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Im Anfange des l^. Iahrhunderts finden rvir dann noch einige sparliche lIori;en; aber schon
1Z25 wird Reine als verwustet von Wasserfluten genannt und lZsl wird Waldeser abgebrochen und
aus seinen Steinen das alteste Schloß in Dessau gebauc. Das sind im wesentlichen alle ssachrichren,
die uns von den beiden Edelsitzen erchalten sind. Es erscheinc nun gewiß auffallig, weshalb uns
keinerlei Vlachrichten erhalren sind, die von der Zerstörung der beiden Burgen melden und die vor allem
den Zeirpunkt angebcn, rvann beide den Wasserfiuten zum Vpfer fielen.
Durch eine Unrersuchung gan; anderer Art, nämlich über das Alcer der Ansiedelung der Gpitz-
nuß (ssrapa) im Richnaucr See, gelang es mir nun, das Dunkel, das über der Zerstörung schwebr,
wenigstens soweir zu lüfren, daß der Zeirpunkt und^die Ursachen der Rarastropße sich festlegen lassen
und die sich daran schließenden Folgen ;u übcrsehen sind.
Wenn wir die heurige Eage der drei Äurgen Reine, Waldeser und Rühnau in Becracht ;iehen,
so können wir uns daraus kein klares Bild voir ihrer Bedeutung machen. Reine liegr jetzt mircen in
der Elbe, waldeser in einem unzuganglichen Winkel an der Muldemündung und Rühnau an dem
sumpfigen Teil eines Binnensees. Wir gewinnen aber soforr ein gan; anderes Bild, wenn wir an-
nehmen, daß die Elbe ;ur damaligen Zeit einen anderen Lauf hacre als heure. Der jetzige Elblauf
geht von Wittenberg her etwa nach Msten bis Roßlau, biegt dann nach Süden um, bildec ein
weires Hufeisen, mit der offenen Seire nach Viordcn, und biegt dann auf gleicher Höhe mir Roßlau
genau nach Westen ab, um weiterhin bis Aken diesen verlauf innezuhalren. Die Mulde ergießt sich
heuce südlich von Roßlau in den östlichen Zweig des Hufeisens.
Zur Wendenzeir fioß die Elbe von Wittenberg her etwas südlich vom heutigen -Lauf bei Wal-
deser vorbci nach dem südlichsten Punkr des Hufcisens und von da nach Westen durch den heutigcn
Rühnauer Gee und weirer im flachen Bogcn nach Aken ;u. Die Mulde bog nördlich von Dessau ab
und erreichte schon im südlichen Teile des heutigen Hufeisens die Elbe. Dieser Flußlauf laßt sich
historisch bezeugen. In waldeser wurde namlich früher ein Elbschoß erhoben, der vor lZ49 nach
Roßlau verlegt wurde. IZl^ wird Reine noch als Luris erwahnt, IZ25 aber als ;erstörr
durch Wafferflmen bezeichner. Auch von Rühnau wird berichtet, daß es um diese Zeir ;er-
stört wurde. Außerdem laßt sich durch das heutige Vorkommen der Spitznuß erweisen, daß der
Rühnauer Gee ein Alrwasser der Elbe, also ein früherer Teil des Elblaufes war. Endlich laffen
sich noch heuce Genkungen mit Tümpeln verfolgen, welche das alce Becr der Elbe und Mulde
deurlich machen. Auf diese Einzelheiren kann ich hier nicht naher eingehen, doch bezeugen sie den
früheren Verlauf des Elbstromes.
Wenn es also fcststeht, daß die Elbe früher einmal den angegebenen Lauf befolgr hat, so wird
dadurch mic einem Schlage die große militarische Bedeucung der drei Burgen vollstandig klar.
Rühnau war eine wichrige wachcstarion an der Elbe, Waldeser ein fester Platz ;ur Er-
hebung des Elbschosses und Reine ursprünglich ein vorgeschobener fester Beobachrungs-
posten am Rande des Flamings nördlich der Elbe. Nun wird auch ohne weireres verstandlich,
weshalb Reine und Waldeser in spaceren ruhigen Zeiren ;u so hoher Blüre gelangen konncen. Reine
deckte einen wakrscheinlich alren Verkehrsweg am Güdrande des Flamings und Waldeser war als Gperre
des Elbüberganges von Bedeurung.
Es fragt sich nun noch, welches die Gründe waren, die die verlegung des Flußbettes herbei-
geführc haben. Auch das laßr sich sicher festlegen. Im Anfang des lZ^. Iahrhundercs fanden allenr-
halben in Deurschland ungeheure Hochwasserkarastrophcn statt, besonders aber durch die Elbe und in
noch höherem Maße durch die Mulde. Das Iahr lZlö be;eichner einen Höhepunkc der Mulde-
überschwemmungcn, und in dieses Iahr bin ich geneigr, den Beginn des Durchbruchcs der Elbe nach
Vlorden ;u setzen. Die ungeheuren Fluren der Mulde drangcen die Elbe am südlichsten Punkc des
heurigen Hufeisens nach Norden und veranlaßren sie, sich über die Sratce der Burg Reine ein neues
Berc ;u graben. Gleichzeitig wurde dadurch auch der Rühnauer Gee von der Elbe abgesperrt. Gb
die verlegung des Elbbcttcs von waldeser nach Roßlau und der Durchbruch der Mulde nach liAorden
hin in das alre Elbbett bei Waldeser in demselben Iahre stattgefunden haben, oder etwas später, läßr
sich vor der Hand nicht entscheiden. Iedenfalls wurde die Lage von Waldcser bereitö um lZZS voll-
ständig unhaltbar, weil es forrwährend durch die Wasserfiuren bedroht war. Es schien deshalb das
Im Anfange des l^. Iahrhunderts finden rvir dann noch einige sparliche lIori;en; aber schon
1Z25 wird Reine als verwustet von Wasserfluten genannt und lZsl wird Waldeser abgebrochen und
aus seinen Steinen das alteste Schloß in Dessau gebauc. Das sind im wesentlichen alle ssachrichren,
die uns von den beiden Edelsitzen erchalten sind. Es erscheinc nun gewiß auffallig, weshalb uns
keinerlei Vlachrichten erhalren sind, die von der Zerstörung der beiden Burgen melden und die vor allem
den Zeirpunkt angebcn, rvann beide den Wasserfiuten zum Vpfer fielen.
Durch eine Unrersuchung gan; anderer Art, nämlich über das Alcer der Ansiedelung der Gpitz-
nuß (ssrapa) im Richnaucr See, gelang es mir nun, das Dunkel, das über der Zerstörung schwebr,
wenigstens soweir zu lüfren, daß der Zeirpunkt und^die Ursachen der Rarastropße sich festlegen lassen
und die sich daran schließenden Folgen ;u übcrsehen sind.
Wenn wir die heurige Eage der drei Äurgen Reine, Waldeser und Rühnau in Becracht ;iehen,
so können wir uns daraus kein klares Bild voir ihrer Bedeutung machen. Reine liegr jetzt mircen in
der Elbe, waldeser in einem unzuganglichen Winkel an der Muldemündung und Rühnau an dem
sumpfigen Teil eines Binnensees. Wir gewinnen aber soforr ein gan; anderes Bild, wenn wir an-
nehmen, daß die Elbe ;ur damaligen Zeit einen anderen Lauf hacre als heure. Der jetzige Elblauf
geht von Wittenberg her etwa nach Msten bis Roßlau, biegt dann nach Süden um, bildec ein
weires Hufeisen, mit der offenen Seire nach Viordcn, und biegt dann auf gleicher Höhe mir Roßlau
genau nach Westen ab, um weiterhin bis Aken diesen verlauf innezuhalren. Die Mulde ergießt sich
heuce südlich von Roßlau in den östlichen Zweig des Hufeisens.
Zur Wendenzeir fioß die Elbe von Wittenberg her etwas südlich vom heutigen -Lauf bei Wal-
deser vorbci nach dem südlichsten Punkr des Hufcisens und von da nach Westen durch den heutigcn
Rühnauer Gee und weirer im flachen Bogcn nach Aken ;u. Die Mulde bog nördlich von Dessau ab
und erreichte schon im südlichen Teile des heutigen Hufeisens die Elbe. Dieser Flußlauf laßt sich
historisch bezeugen. In waldeser wurde namlich früher ein Elbschoß erhoben, der vor lZ49 nach
Roßlau verlegt wurde. IZl^ wird Reine noch als Luris erwahnt, IZ25 aber als ;erstörr
durch Wafferflmen bezeichner. Auch von Rühnau wird berichtet, daß es um diese Zeir ;er-
stört wurde. Außerdem laßt sich durch das heutige Vorkommen der Spitznuß erweisen, daß der
Rühnauer Gee ein Alrwasser der Elbe, also ein früherer Teil des Elblaufes war. Endlich laffen
sich noch heuce Genkungen mit Tümpeln verfolgen, welche das alce Becr der Elbe und Mulde
deurlich machen. Auf diese Einzelheiren kann ich hier nicht naher eingehen, doch bezeugen sie den
früheren Verlauf des Elbstromes.
Wenn es also fcststeht, daß die Elbe früher einmal den angegebenen Lauf befolgr hat, so wird
dadurch mic einem Schlage die große militarische Bedeucung der drei Burgen vollstandig klar.
Rühnau war eine wichrige wachcstarion an der Elbe, Waldeser ein fester Platz ;ur Er-
hebung des Elbschosses und Reine ursprünglich ein vorgeschobener fester Beobachrungs-
posten am Rande des Flamings nördlich der Elbe. Nun wird auch ohne weireres verstandlich,
weshalb Reine und Waldeser in spaceren ruhigen Zeiren ;u so hoher Blüre gelangen konncen. Reine
deckte einen wakrscheinlich alren Verkehrsweg am Güdrande des Flamings und Waldeser war als Gperre
des Elbüberganges von Bedeurung.
Es fragt sich nun noch, welches die Gründe waren, die die verlegung des Flußbettes herbei-
geführc haben. Auch das laßr sich sicher festlegen. Im Anfang des lZ^. Iahrhundercs fanden allenr-
halben in Deurschland ungeheure Hochwasserkarastrophcn statt, besonders aber durch die Elbe und in
noch höherem Maße durch die Mulde. Das Iahr lZlö be;eichner einen Höhepunkc der Mulde-
überschwemmungcn, und in dieses Iahr bin ich geneigr, den Beginn des Durchbruchcs der Elbe nach
Vlorden ;u setzen. Die ungeheuren Fluren der Mulde drangcen die Elbe am südlichsten Punkc des
heurigen Hufeisens nach Norden und veranlaßren sie, sich über die Sratce der Burg Reine ein neues
Berc ;u graben. Gleichzeitig wurde dadurch auch der Rühnauer Gee von der Elbe abgesperrt. Gb
die verlegung des Elbbcttcs von waldeser nach Roßlau und der Durchbruch der Mulde nach liAorden
hin in das alre Elbbett bei Waldeser in demselben Iahre stattgefunden haben, oder etwas später, läßr
sich vor der Hand nicht entscheiden. Iedenfalls wurde die Lage von Waldcser bereitö um lZZS voll-
ständig unhaltbar, weil es forrwährend durch die Wasserfiuren bedroht war. Es schien deshalb das