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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 6.1904-1905

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Nr. 10 u. 11
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Wenzel, Ernst: Der wehrhafte Kirchturm zu Niederzwehren bei Cassel und Geschichte des Ortes
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https://doi.org/10.11588/diglit.31828#0105

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Nsrdshausen (ssLlesiam in T'verns supsriori ek sspellLm sktinenrem, quss äicikur Koräsdusen) dem Listerziensernonnen-
orden ;u Nordshausen schenkrc In diescr Srisrungsurkunde wird unter anderen Edlen, dic der Graf zu 3eugen der
Unabänderlichkcir seiner Schenkung anrusr, ein Lonrsäus miles in Twerne genannt, ein Burgherr, der wahrscheinlich
den bei dcr Rirche gelegcnen pcrlhss, ein Anwesen mit hohen Mauern, besaß.

was nun die Geschichte dec Rirche anbetrifsr, so wissen wir darüber solgendes: Die kleine romanische Rapclle
ist verschwunden und über ihr Aussehen nichts bekannt. wahrscheinlich harre sie sich in ihrcn Mauern bis zum
Iahre 17SS erhalten. Iedensalls hattc auch sie in den ständigen Rämpsen der weltlichen und geistlichen Herren, die
um die sesten plätze besonders hefrig enrbrannren, schwer zu leiden. Gegen Ende des 14. Iahrhundcrts tobte um Lassel

ein harter Rampf zwischen den
benachbarrcn Fürsten und Herren
und dem jungen Landgrafen
Hermann dem Gelehrren, dem
sie sein Land enrreißen wollren.
Drcimal wurde Lastel belagect,
und der Feind hatte sein Lager
zwischen Zwehren und dem
weinberg. Hermann und seine
Getreuen leistere jedoch rapseren
widerstand und es gelang ihm,
i durch das Zwehrentor von Lassel
einen Ausfall ;u machen und
den Feind mit großen Verlusten
bis über Zwehren hinaus zurück-
zuwerscn, sodaß cr von einer
Fortseyung der Belagerung ab>
stand und abzsg Die gesallenen
Feinde ließ der Landgras christ-
lich bestatten und jedes Grab
mit einem roten Steinkreuz
schmücken. Diese Rrcuze waren
bis ins 1S. Iahrhunderr ver-
schonr gcblieben, aber jeyt ver-
schwunden, nur dcr lFame einer
Feldflur „bei dcn Rreuzen" er-
innerr daran. Die Zeir des auf
die Rämpse folgenden Friedens
benuyren die Zwehrener dazu,
nicht nur ihre Häuser wieder
auszubauen, sondern auch der
Rirche, die wohl arg mit-
gensmmen war, einen bejseren
Schuy angedeihcn ;u lajsen.
Man umgab den Rirchhos mit
einer hohcn und dicken Mauer,
die an mehrercn Stellen mit
Strebepseilern versehen ist und
einige Schießschlitze aufweist.
An die Ostseire der kleinen
Rirche baure man den stolzcn
Durm. Das Untergeschoß ent-
Abb. io. Rirchturm ;u Niederzwehren, Details und Grundrisse. hielt den Lhor der Rirche und

öffnere sich nach dcm Schiffe in

einem hohen spitzen Triumphbogen. Die einsach hohlprofilierten Aippen des Rreuzgewölbes steigen von mit großen
Röpsen und Brustbildern geschmückten Rragsteinen auf und verlausen gegen einen Schlußstein. Die wände flnd reich
bemalt und zeigen die Menschwerdung, die Leiden und wiederkunst Lhristi. In der Vlordwand befindet sich ein spät-
gothisches Sakramentshäuschen mit Fialen, Rielbogen mit Nasen und Rantenblumen unrer cinem Deckgcflms. In der
<l>st- und Südwand befinder sich je cin Fenster und in der Südwand eine einsach gesaßre Spitzbogentür mit Riegel-
balkenverschluß. An der Außcnseire befindet flch unker dem östlichen Maßwerkssenster von einem hohlprofilierten
Geflms überdeckt ein Reliesbild Lhristus, inmitten von zwei Engeln auf seine wunden zeigend.

während so das Erdgeschoß des Turmes gottesdienstlichen Zwccken diente, sind die oberen Geschojse zur Ver-
tcidigung cingerichret. Durch eine niedrige und enge Dür gelangte man vom Dachboden dcs abgebrochenen Schiffes
 
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