VI. Iahrgang
Nr. 12
im Sepcember I9S5.
Dcr Burgwarr erscheinr monarlich einmal. — Be)ugspreis: S.5S Mark jährlich.
Erftburgen.
Mir phorographischen Aufnahmen.
Von H. ivberbach
enn jetzc die ronranrischen Rheinburgen und Burgruinen, nach den bewcglichcn Rlagen
der Gastrvirce ;u urteilen, nicht mehr den Gtrom von Vesuchern anlockcn rvie sonst,
so sind die Erftburgen ganzlich unschuldig daran. Die mcisten Eeser rverden von Lhrer
Epistenz nicht einmal eine Ahnung habcn, und dcnnoch gibt cs ihrer viele und be-
merkcnsrverte. Die Erft fließt durch das gesegnete Iulicher -Land, die Rornkanrmer
des heiligen rönrischen Reiches, das einst eine wichtige Rolle in der Geschichte spielte, als seine Herzöge
und die benachbarten Rurfürsten von Röln zu den machtigsten Reichsfürsten gehörren.
Dern Unrstand, daß das Erfcral nichr eine Verkehrsstraße ersten Ranges war, haben manche
Gchlösser es ;u verdanken, daß sie die Ära des französischen Vandalisinus überdauerc haben und von
dem rraurigen Schicksal der stolzen Rhein- und Urosclvesten bewahrt blieben.
Die mcisten Erftburgen sind ihrer -Lage im Tal cntsprechend Wasserburgen.
Von der Erfrmündung bei Vrcuß aufwärcs rcisend, kommen wir zunachst zu dcr malerischen,
cfcubewachsencn Burgruine Hülchrarh. Scic IZI- war Burg und Grafschafc Hülchrarh im Besitze
von Rurköln. Wenn man die noch gut erhaltenen, hochgcwölbten Reller becritr und dort Rartoffeln,
Rüben und andere prosaische Produkre des Ackerbaucs aufgcspeicherc sicht, wo einst das feurigc Reben-
bluc fudcrweise lagcrre für die Goinmcrgaste des Erzbischofs, so kann man craurige Gedankcn über
den wechsel der irdischen Dinge nicht aus denr Ropf schlagen, und diese Gedankcn rraufcln wehmur
in das Herz dcs Reisenden. Angenehme Gefühlc errveckc dagcgen der Bcsuch der türlosen, graßlicherr
unrerirdischen vcrließe; denn auch sie dienen langst nicht nrehr ihrer einstigen grausigen Bcsliminung.
WLe viele unglückliche Gpfcr der blinden Iustitia niögen dorc zur Zeit dcs Hepenwahns ihre von den
Folterqualen erpreßcen Geufzer ungchört den mererdicken Mauern vorgewinrmert haben!
Hülchrath rvar namlich Gitz dcs peinlichen Gerichtö. Als ich die Äurg im jugendlichcn Alrer
zuerst rnit nieinem l?arer besuchre, lehrre er mich das Gprüchlein: „wer zu Hülchrarh geht über die
Brück', Rommt nimnrcr zurück."
Nr. 12
im Sepcember I9S5.
Dcr Burgwarr erscheinr monarlich einmal. — Be)ugspreis: S.5S Mark jährlich.
Erftburgen.
Mir phorographischen Aufnahmen.
Von H. ivberbach
enn jetzc die ronranrischen Rheinburgen und Burgruinen, nach den bewcglichcn Rlagen
der Gastrvirce ;u urteilen, nicht mehr den Gtrom von Vesuchern anlockcn rvie sonst,
so sind die Erftburgen ganzlich unschuldig daran. Die mcisten Eeser rverden von Lhrer
Epistenz nicht einmal eine Ahnung habcn, und dcnnoch gibt cs ihrer viele und be-
merkcnsrverte. Die Erft fließt durch das gesegnete Iulicher -Land, die Rornkanrmer
des heiligen rönrischen Reiches, das einst eine wichtige Rolle in der Geschichte spielte, als seine Herzöge
und die benachbarten Rurfürsten von Röln zu den machtigsten Reichsfürsten gehörren.
Dern Unrstand, daß das Erfcral nichr eine Verkehrsstraße ersten Ranges war, haben manche
Gchlösser es ;u verdanken, daß sie die Ära des französischen Vandalisinus überdauerc haben und von
dem rraurigen Schicksal der stolzen Rhein- und Urosclvesten bewahrt blieben.
Die mcisten Erftburgen sind ihrer -Lage im Tal cntsprechend Wasserburgen.
Von der Erfrmündung bei Vrcuß aufwärcs rcisend, kommen wir zunachst zu dcr malerischen,
cfcubewachsencn Burgruine Hülchrarh. Scic IZI- war Burg und Grafschafc Hülchrarh im Besitze
von Rurköln. Wenn man die noch gut erhaltenen, hochgcwölbten Reller becritr und dort Rartoffeln,
Rüben und andere prosaische Produkre des Ackerbaucs aufgcspeicherc sicht, wo einst das feurigc Reben-
bluc fudcrweise lagcrre für die Goinmcrgaste des Erzbischofs, so kann man craurige Gedankcn über
den wechsel der irdischen Dinge nicht aus denr Ropf schlagen, und diese Gedankcn rraufcln wehmur
in das Herz dcs Reisenden. Angenehme Gefühlc errveckc dagcgen der Bcsuch der türlosen, graßlicherr
unrerirdischen vcrließe; denn auch sie dienen langst nicht nrehr ihrer einstigen grausigen Bcsliminung.
WLe viele unglückliche Gpfcr der blinden Iustitia niögen dorc zur Zeit dcs Hepenwahns ihre von den
Folterqualen erpreßcen Geufzer ungchört den mererdicken Mauern vorgewinrmert haben!
Hülchrath rvar namlich Gitz dcs peinlichen Gerichtö. Als ich die Äurg im jugendlichcn Alrer
zuerst rnit nieinem l?arer besuchre, lehrre er mich das Gprüchlein: „wer zu Hülchrarh geht über die
Brück', Rommt nimnrcr zurück."