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Barbizon. 223
schicken. Alles das verdross Millet sehr und bedrohte
seine Schaffenskraft. Dann unterbrachen die üblichen
Kopfschmerzen seine Arbeit und verzögerten die Ab-
lieferung seiner Bilder. Nach Ablauf von drei Jahren
schuldete Millet an Blanc 5762 Francs, die er nach
und nach mit Bildern abzahlte, — das ganze Geschäft
fand aber erst 1866 seinen Abschluss. Die Geschichte
dieses Kontraktes ist in Dunkelheit gehüllt; so unklar
die Sache auch ist, so scheint es doch kaum zweifel-
haft, dass in diesem Fall — wie in so vielen anderen —
Millet von falschen Freunden hintergangen wurde.
Sensier, der als Millets Geschäftsführer beteiligt war,
erwähnt den Vertrag, berührt aber mit keinem Wort
diese späteren Vorgänge. Er scheint selbst Vorteile
dabei gehabt zu haben und soll viele seiner Milletschen
Bilder durch Stevens und Blanc mit zehn Prozent ver-
kauft haben.
Für den Augenblick aber war Millet sicher vor
der Verfolgung durch seine Gläubiger und verlebte
ein friedliches Jahr. Seine Briefe waren ruhig, seine
Seele heiter gestimmt. »Wäre nicht diese chere
migraine«, schreibt er, »so könnte ich ganz glücklich
und befriedigt sein.«
Unter den wichtigsten Bildern von 1860 und
1861 befinden sich »Tobias«, »Der Schafhirte im
Mondschein«, »Die Schafschererin«, »La Femme aux
Seaux« und »La Grande Tondeuse«.
Das letztgenannte Bild schickte Stevens 1860
auf die Ausstellung nach Brüssel, wo es grosse Be-
wunderung erregte.
Diese lebensgrosse Bäuerin, mit schönmodellierter
Büste und Armen, die gewandt die Schere handhabt,
während ein alter Arbeiter das Schaf hält, fand all-
gemeinen Beifall. Die Würde ihrer Haltung, die
 
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