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Barbizon.

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Soll ich noch mehr Zeichnungen liefern, und ist
Aussicht für den Verkauf? Es wäre für mich keine
Kleinigkeit, da es mich an der Vollendung meiner
Bilder hindern würde; und was noch schlimmer
wäre, Blanc und Stevens könnten davon hören und
sagen, dass ich den Kontrakt zu brechen suchte,
da ich für andere arbeite. Das ist sehr beun-
ruhigend, aber man muss Brot schaffen. Was soll
ich thun? Es ist klar, dass Stevens den gewünschten
Abschluss zu verhindern sucht, aber ich ersuche
Dich, die Anwälte wegen Beschleunigung der An-
gelegenheit zu drängen.
Zu diesen Schwierigkeiten kam noch hinzu, dass
seine Frau einem Kind das Leben schenkte und
letzteres schwer erkrankte. Trotz dieser häuslichen
Sorgen arbeitete er emsig an dem grossen Bild »Die
Kartoffelpflanzer«, eines seiner wenigst bekannten,
aber schönsten Werke. Ein Arbeiter wendet mit der
Hacke die Erde, seine Frau legt die Kartoffeln, ihr
Kind liegt in einem Korb auf dem Rücken eines
Maulesels im Schatten eines Apfelbaumes, der Hinter-
grund ist in leuchtenden Abenddunst getaucht. Die
»Kartoffelpflanzer« erschienen auf der grossen Aus-
stellung in Paris 1862 und wurden während des
Künstlers Lebzeiten wiederholt zu hohem Preise ver-
kauft. Jetzt befindet sich das Bild in Boston, in der
Sammlung von Mr. Quircy Show.
Das kranke Kind erholte sich, und Millet schrieb
in heiterer Stimmung an Rousseau über sein neues Bild:
Barbizon, 31. Dezember 1861.
Mein lieber Rousseau, —
Unser Kind ist wieder hergestellt, nur dass es
noch immer schreit und weint und seiner Mutter
 
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