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Barbizon.

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und durch die Felder hinter seinem Haus; aus der
Gartenmauer hatte er einige Steine herausgebrochen,
um von seinem Lieblingsplatz aus den Sonnenuntergang
beobachten zu können.
Zu Mariä Himmelfahrt kam Sensier wieder nach
Barbizon. Die ganze Familie des Malers — seine
Kinder und Enkelkinder — waren beisammen, und
die ganze Gesellschaft unternahm einen Ausflug in
den Wald. Das junge Volk fuhr in einem grossen,
offenen Wagen, Millet, dessen Frau und Sensier folgten
in einer Chaise. Der Tag war mild und schön, und
Millets Lebensgeister erfrischten sich. Er war glücklich,
seine Kinder um sich zu sehen und erquickte sich an
der Heiterkeit seines kleinen Enkels. Die schönsten
Teile des Waldes wurden aufgesucht und Millet erinnerte
sich des ersten Sommers in Barbizon. Er erzählte von
den unauslöschlichen Eindrücken dieser Wunder und
sprach von den Einflüssen, die ihn veranlasst hatten,
mit der akademischen Kunst zu brechen und sich
ganz dem Studium der Natur zu widmen. Als sie
sich trennten, sprach er warme Worte zu Sensier und
nannte ihn seinen ältesten und treuesten Freund. »Die
meisten Freunde,« meinte er, »lassen nach und ver-
lassen uns in den schwersten Zeiten des Lebens.
Andere sterben oder verschwinden aus unserem Ge-
sichtskreis. Du bist geblieben; Du hast mich stets
gestützt, ermutigt und verstanden.«
Es war ein hochherziger Dank dieser edlen,
schlichten Seele, die nie von anderen Schlechtes ge-
dacht und volles Vertrauen für den Freund hatte.
 
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