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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI Artikel:
Holland, Hyacinth: Die heilige Elisabeth in Geschichte und Kunst
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DIE HEILIGE ELISABETH IN GESCHICHTE UND KUNST
Von DR. HYACINTH HOLLAND

Um die heilige Frau, deren Ehre, Preis
und Ruhm von den Gauen des schönen
Thüringen bald über alle deutschen Lande
und die ganze Welt erging, hat sich früh-
zeitig ein duftender Kranz von Legenden,
wetteifernd mit dem reichen Rankenwerk der
Sage gewunden. Löst man mit behutsamer
Hand den Epheu der Dichtung, so gewährt,
nach Beseitigung einiger von liebender Ver-
ehrung aufgesetzten späteren Zutaten, Über-
malungen und Lasuren, das strahlende Bild,
im vollen reinen Lichte der Wahrheit, den
ganz überwältigenden Eindruck der alle Kunst
übertreffendenursprünglichen Schönheit, herz-
gewinnenden Milde und Anmut.
Geboren 1207 auf einem der alten Schlösser
wie Säros Pätak oder dem offenbar germani-
sierten Elzeborg, wofür man später das unserem
geographischen Wissen näher liegende Preß-
burg (Posony) setzte, als die Tochter des Königs
Andreas von Ungarn und dessen Gemahlin
Gertrud, zweiter Tochter Bertholds III., Grafen
von Andechs, des sog. Herzogs von Meran,Mark-
grafen von Kärnten und Istrien, eines mit den
reichsten und mächtigstenDynastien wetteifern-
den Hauses, soll sie schon frühzeitig (als kleinez
kindl), treu den mütterlichen Traditionen,

stille Proben ihres milden Herzens gegeben
haben. Die geschäftige Mythe läßt durch
den »weisen Klingsor« den nachfolgenden
Ruhm des Mägdelein aus den Sternen künden;
ihr Ruf dringt bis nach Thüringen. Der wahr-
scheinliche Mittler war der Königin Bruder
und somit Elisabeths Oheim, Bischof Eckbert
von Bamberg, welcher (mit Markgraf Heinrich
von Istrien) der Mitschuld an der Ermordung
König Philipps von Schwaben1) bezichtigt,
zu seinem Schwager Andreas nach Preßburg
flüchtete und um 1211 unter entschiedener
Mitwirkung des Landgrafen Hermann nach
Bamberg zurückkehrte2). Die Werbung nego-
ziierte wahrscheinlich der edle Ritter Rudolf
z) Der durch diese unselige Tat befleckte Otto von
Wittelsbach war verlobt mit einer Tochter Herzog
Heinrichs des Bärtigen von Schlesien und dessen Gattin,
der hl. Hedwig, der gleichfalls vom tiefsten Leid schwer
heimgesuchten Schwester derungarischen Königin Gertrud
(Mutter der Elisabeth).
z) Der dritte Bruder Gertrauds, Berthold von Andechs,
welcher damals gleichfalls in Preßburg gastete, erhielt
durch seinen königlichen Schwager das Erzbistum von
Colocza und die Würde eines Banus von Kroatien. Als
solcher begnadete er Herrn Walther von der Vogel-
weide mit einem Ehrengeschenk von vier Pfund und
einem Pelzröckelein, womit wohl eine Empfehlung vor
oder nach der Wartburg zusammenhing.

Die christliche Kunst. IV. 2. 1. November 1907.

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