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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI Artikel:
Rohe, Maximilian Karl: Eine Kreuzigungsgruppe der Frührenaissance in Grossostheim bei Aschaffenburg
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BRUNO EHRICH (DÜSSELDORF) WELTENRICHTER
Mosaikentwurf für den Dom in Schleswig. Münchener fahresausstellung im Glaspalast 1908

EINE KREUZIGUNGSGRUPPE DER FRÜHRENAISSANCE
IN GROSSOSTHEIM BEI ASCHAFFENBURG
Von Dr. M. K. ROHE

Zu des Deutschen ärgerlichsten Seiten, wenn-
gleich man ihr wiederum manche Erwei-
terung und Bereicherung unserer Kultur zu
danken hat, gehört entschieden seine immer
noch eifrige und mitunter auch recht ge-
schmacklos sich äußernde Vorliebe für alles
Fremdländische, alles jenseits der schwarz-weiß-
roten Grenzpfähle Entstandene. Auf einer
Reihe von Gebieten sind wir über die aus-
wärtigen Verhältnisse besser orientiert wie
über die eigenen; unsere Kunstwissenschaft
beispielsweise liefert für solche Behauptung
einen sprechenden Beweis. Wie vielen Nationen
haben wir nicht ausgeholfen, Wissen zu sam-
meln über ihre Kunst vergangener Tage; nur
bei uns zu Elause sieht es mehrfach noch
schlimm aus, liegt manches noch bös im ar-
gen. Vor allem in der Geschichte deutscher
Bildnerkunst. Ungezählte Entdeckungen sind
da noch zu machen, allerorts die Zusammen-

hänge aufzudecken; ja, es fehlt noch am Fun-
damentalsten, an einer ausreichenden Inven-
tarisation der Denkmäler. Weshalb man denn
auch bei Wanderungen in deutschen Landen
auf Schritt und Tritt Skulpturwerken begeg-
net, die einem die stärkste Überraschung be-
reiten, und deren Betrachtung für die Erkennt-
nis der Entwicklung unserer Plastik von emi-
nentester Bedeutung ist. Ein solch bisher
völlig übersehenes Meisterwerk deutscher Bild-
hauerkunst steht in dem kleinen Marktflecken
Großostheim, anderthalb Stunden etwa süd-
westlich von Aschaffenburg, in einer Kapelle
an einem der Eingänge des Ortes : eine stei-
nerne Kreuzigung, die sich aus mehreren
lebensgroßen Figuren zusammensetzt. Das
Material der Gruppe ist der an vielen Orten des
Maingaus gebrochene rote Sandstein, und die
Konfiguration ist heute folgende:
Hinter einem Altartisch (Abb. S. 283) erhebt

Die christliche Kunst. IV. 12. 1. September 1908.

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