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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI Artikel:
Mankowski, Hermann: Ein altes Fürstenschloss
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118

»W REMBRANDT — EIN ALTES FURSTENSCHLOSS

und Gönner des Missionshauses spendeten
die Mittel zum würdigen Ausbau der Gnaden-
kapelle und zur Herstellung des Altars mit
dem darüber thronenden Gnadenbilde. Im
Jahre 1904 konnte die Kapelle nach den
Plänen und unter der Leitung des Unter-
zeichneten ausgebaut werden. Die Arbeit,
welche sich den Architekturformen der Kirche
an gliedert, bedarf hier nur kurzer Beschreibung.
Die Kapelle hat eine Breite von 2,50 m, eine
Tiefe von 2,80 m und in der Bogenwölbung
4,50 m Höhe. Die Seitenpfeiler und die Wände
sind mit buntfarbigem Marmor bekleidet und
der Boden mit Marmormosaik belegt. Die Platte
des Altartisches von 2,30 m Länge ist von
belgischem Granit und das Antependium in
fünf Quadratfelder geteilt von hellfarbigem
Sandstein, in welchem die Füllungen mit
schwarzen Marmorplatten ausgelegt sind. Der
Altaraufsatz mit dem Schrein des Gnaden-
bildes ist von Eichenholz, mit Reliefdarstel-
lungen des schmerzhaften Rosenkranzes in
dem Retabulum. Die Tabernakeltür ist in
zierlicher und reicher Ornamentik in Bronze-
guß ausgeführt. Der Altaraufsatz und die
Wände der Kapelle über der Marmorbeklei-
dung haben eine stimmungsvolle Polychro-
mierung erhalten, welche sich an die alten
Malereien der Kirche anlehnt.
An der westlichen Abschlußwand des süd-
lichen Seitenschiffes wurde im September 1904
die Figur des hl. Antonius von Padua auf-
gestellt. Die Arbeit wurde nach Angabe des
Unterzeichneten von den Bildhauern Willy
und Franz Albermann in Köln ausgeführt und
haben die jungen Künstler ein edles Werk
geschaffen.
Dem Herrn P. Provinzial Acker in Gemein-
schaft mit dem Verein für das Missionshaus
Knechtsteden unter dem Protektorat Sr. Emi-
nenz des Kardinal-Erzbischofs Antonius Fischer
wird es gelingen, die Kirche würdig auszu-
statten und den »Gilbacher Dom« in altem
Glanze wieder herzustellen.
Jakob Marchand, Köln
REMBRANDT
Der gold’ne Becher, aus dem Saskia
Ihm bot der Liebe Trank — dahin — zerschellt.
Nichts blieb ihm als sein stolzes Königstum,
Das ihn verschloß in seine eig’ne Welt.
Verlassen starb er in der Menschen Acht,
Der Purpurtraum war längst von ihm gewichen,
Erloschen der Juwelen Zauberschein,
Brokat und Samt und Krönungskleid — ver-
blichen
Das weiche Licht im schimmernden Gemach.

Vorbei, dahin! der seid’ne Vorhang riß!
Nichts blieb ihm als die Armut unterm Dach,
Die grelle Sonne und die Finsternis.
Nichts blieb ihm als die nackte Wirklichkeit,
Nichts blieb ihm als das schnödeste Vergessen.
Er ging mit Bettlern, der so jugendfroh
Am üppigen Festbankett der Zeit gesessen,
Doch ließ die Kunst nicht ihn, den jeder ließ
Sie ging vorbei am Markt und trat herein
Und bot ihm ihren letzten Himmelstraum
Und ihrer Täuschung süßen Tröstungsschein.
Sie lehrte damals ihn das tiefe Schaun,
Sie lehrte ihn die schweren Runen lesen
Im Menschenantlitz. Zwischen Not und Gram
Erblühte ihm des Lebens tiefstes Wesen.
Den Pinsel hinterließ er, farbenschwer
Den Malerkittel, grau und schlecht genäht,
Und ein paar Bilder an die Wand gekehrt
Und ein paar Bilder von der Welt verschmäht.
M. Herbert
EIN ALTES FÜRSTENSCHLOSS
Von H. MANKOWSKI
In der deutschen Ostmark sind nur noch wenig ältere
Baudenkmäler von kunsthistorischem Werte vorhanden,
welche von dem heißen Ringen zwischen dem deutschen
Ritterorden und den Urbewohnern des Landes Preußen,
den „Poruzzi‘‘ oder „Pruzzi“ Zeugnis ablegen Nicht
der starke Arm der Kreuzherren allein hat die Bewohner
des Preußenlandes überwunden, sondern die Überlegen-
heit der Ritter im Kampfe, sei es in strategischer und
taktischer Hinsicht, sei es in kluger Ausnutzung der bereits
erzielten Vorteile. Ihr Feldherrnblick erkannte bald
strategisch wichtige Punkte, an denen sie feste Wehr-
burgen anlegten, die ihnen im Falle eines Rückzuges als
Zufluchtsstätte und beim Angriff als Ausfalltor dienten.
Diesen festen Stützpunkten verdankten sie ihre großen
Erfolge.
Der Name der mächtigen Zwingburg am Nogat-
strom, der herrlichen Marienburg, ist jedem Deutschen
geläufig. Weniger bekannt ist das in seiner räumlichen
Ausdehnung allerdings bescheidenere Schloß im ost-
preußischen Städtchen Heilsberg, und doch verdient
es auch, aus dem Halbdunkel der Gegenwart ans Licht
gezogen zu werden. Wie ein gepanzerter Riese blickt
das mächtige Viereck in die Gegend, verwundert über
den Wandel der Zeiten.
Auf den der Stadt im Norden, Osten und Süden
vorgelagerten mächtigen Hügelketten erheben keine
himmelanstrebenden Eichen ihre Äste mehr, unter denen
weißgekleidete Waidelotten (Götzenpriester) den Göttern
des Volkes opferten. In undurchdringlichen Wäldern
hausen keine Bären, Wölfe, Elche und Wildschweine
mehr; aber das imposante Schloß steht noch da als
Zeuge sturmbewegter roher Zeiten.
Durch Urkunden von 1226 und 1254 hatten Papst
und Kaiser dem deutschen Ritterorden für alle Erobe-
rungen im Preußenlande die Hoheitsrechte selbständiger
Fürsten verliehen. Der Papst behielt sich nur die Ordnung
der kirchlichen Verhältnisse vor. Kraft dieser Urkunden
waren die Ritter über je zwei Drittel und die Bischöfe
über das letzte Drittel Landesherren der vier Bistümer
Culm, Pomesanien, Samiand und Ermland. Diese
Einteilung erfolgte 1243 durch den pästlichen Legaten
Wilhelm von Modena. Zwischen dem ersten wirk-
 
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