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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

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Wolter, Franz: Die internationale Kunstausstellung der Secession München 1908
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Schippers, Adalbert: Der Urbau der Abteikirche Maria-Laach
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1907_1908/0310

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266

©W URBAU DER KIRCHE MARIA-LAACH äwa

Kopf dieses Torsos ist mit ungewöhnlicher
Feinheit und Vornehmheit modelliert, dagegen
stößt die geschmacklose Abschneidung in der
Mitte der nackten Oberschenkel direkt ab.
Wenn man nun einmal nach dem Vorbilde
antiker, von Barbarenhänden zerstörter Pla-
stiken Bruchstücke schaffen will, um der Phan-
tasie für das Fehlende den beabsichtigten Spiel-
raum zu geben, so versuche man wenigstens
dies nicht einer klinischen Amputation ähnlich
zu machen. Fast noch schlimmer sieht der
energisch schreitende, köpf-und armlose Mann
von Aug. Rodin aus, ihm fehlen nicht nur
die wichtigsten Körperteile, sondern er ist
auch noch obendrein wie von Apollo geschun-
den. Das ist allerdings dem vollauf begreif-
lich, der weiß, daß es nur die Aktstudie Rodins
zu seinem Johannes dem Täufer ist, welchen
er 1879 vollendete und der jetzt dem Luxem-
bourg-Museum zu Paris einverleibt ist. Er-
wähnen wir noch die Werke Floßmanns,
die temperamentvoll herausgearbeiteten Hunde
von Troubetzkoy, die Tierstudien von Willy
Zügel, den »Steinstoßer« von Hugo Sieg-
wart, die famosen Arbeiten von Georg
Roemer, Chr. Nüßlein, Aug. Heer und
Mi n nie Gosse ns. Franz Wolter


MINIATUR AUS EINEM LATEINISCHEN GEBETBUCH
Text S. 257

DER URBAU DER ABTEIKIRCHE
MARIA-LAACH
Von P. ADALBERT SCHIPPERS O. S. B., Maria-Laach
Im ersten Hefte des laufenden Jahrganges
dieser Zeitschrift (Oktober 1907) hat Archi-
tekt Fr. J. Schmitt eine Abhandlung ȟber
den Urbau der Abteikirche zu Laach« ver-
öffentlicht. Gegen die allgemeine Annahme,
wonach dieselbe von Anfang an eine ge-
wölbte Pfeilerbasilika gewesen ist, will der
Verfasser beweisen, »daß der im Jahre 1093
gegründete und 1156 konsekrierte Bau im
Langhause eine dreischiffige Säulenbasilika
mit horizontalen Holzbalkendecken war und
erst in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahr-
hunderts zu einer dreischiffigen Pfeilerbasilika
mit Steingewölben umgeschaffen worden ist«.
Da es sich hier um ein hervorragendes Bau-
werk der romanischen Kunst handelt und der
Verfasser seine Ansicht in so bestimmter Form
vertritt, verdienen seine Darlegungen es, daß
wir uns mit ihnen eingehender beschäftigen
und unsere Bedenken dagegen vorbringen.
Gehen wir zuerst auf die Voraussetzungen
ein, die seiner Behauptung zugrunde liegen.
Die im Jahre 1156 konsekrierte Kirche soll
in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhun-
derts von einer Säulen- in eine Pfeilerbasilika
umgeschaffen worden sein. Dieser Umbau
ist zunächst in hohem Grade unwahrschein-
lich. Nachdem an der Kirche 63 Jahre lang,
von 1093 bis 1156, mit vieler Mühe und lang-
wierigen Unterbrechungen gebaut worden,
kann sie unter dem zweiten Abte Fulbert zur
Freude der ganzen Kommunität endlich ihrer
Bestimmung übergeben werden. Nun soll
dieselbe Kommunität, von der wir wissen, daß
sie damals in äußerster Armut lebte, zwanzig
Jahre nachher darangegangen sein, dieselbe
Kirche im Langhause bis auf zwei Drittel der
Umfassungsmauern niederzulegen! Denn das
ist sicher, fast der ganze Urbau mußte schwin-
den, um dem jetzigen Platz zu machen. Und
warum das? Nicht etwa infolge eines Brandes,
sondern lediglich des Gewölbes wegen, dessen
Vorzüge der Architekt vorher nicht nur ganz
gut kannte, sondern in Krypta, Chor und
Querhaus schon mit Meisterschaft angewandt
sah? Die Klostergeschichte, die uns über viel
geringere Änderungen in der Kirche unter-
richtet, weiß von einem so großen Unter-
nehmen nichts. Zudem, durch den gedachten
Umbau des Langhauses wurden 18 Monolithe
von je 6m Höhe überflüssig. Was ist mit ihnen
geschehen ? Im Bau von Kirche und Kloster
ist kein einziger verwendet worden. Als im
Jahre 1899 der Fußboden der Kirche auf die
 
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