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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI article:
Schmidkunz, Hans: Grosse Kunstausstellung Dresden 1908, [1]
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278

DRESDENER KUNSTAUSSTELLUNG 1908 ^3


GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG DRES-
DEN 1908
Von DR. HANS SCHMIDKUNZ, Berlin-Halensee
TWie Stadt Dresden hat sich mit ihrem gut angelegten
Gebäude an der Stübel-Allee zu der wohl spezifischesten
deutschen Aussstellungsstadt entwickelt. So bedeutend
wie die Städte-Austeilung von 1903 und so erregend
wie die für das Kunstgewerbe von 1906 ist die »Große«
von 1908 nicht; an fruchtbaren Bestandteilen ist sie jedoch
reich genug, um eine gemächlichere Wanderung zu
lohnen. Vergangenheit voran!
»Kunst und Kultur unter den Sächsischen
Kurfürsten« führt uns von der Mitte des 16. in den
Anfang des 19. Jahrhunderts. Stilbildend wie die fran-
zösischen Könige, marschieren die Kurfürsten auf. Be-
kannte öffentliche und unbekanntere private Sammlungen,
auch von ferne, beteiligen sich — was noch den Wunsch
verstärkt, daß endlich die reichen Dresdener Kollektionen
einheitlich zusammengefaßt werden. Auffallend ist, wie
»frühe daran« wir hier sind: manches möchte man vor-
erst in eine spätere Zeit verlegen, was da an Reichtümern
auch ganz spezieller Kunstzweige, wie z. B. der Intarsia,
auftaucht. Doch wirkt viel süddeutsche Arbeit ein; so
vermutlich bei dem wohl ältesten Stück, einem formen-
reichen gotischen Becher von 1474 aus der überhaupt
gut hervortretenden Stadt Zwickau.
Vor der Kurfürstenzeit (seit 1546) liegt die erste

Renaissance. Die mannigfaltige Schulwirkung der beiden
Cranach beginnt bereits. Auch Peter Flötner wird
mehrfach bemerkbar. Mit ihm stehen wir in der Hoch-
renaissance, unter den ersten Kurfürsten Moritz und
August. Die Spätrenaissance fällt in die Zeit der beiden
Christian und macht uns auf den Fürstenmaler Z. Wehme
(f 1686) sowie auf den Plastiker G. M. Nosseni auf-
merksam. Vier Johann Georg bezeichnen ein mit dem
dreißigjährigen Kriege beginnendes Wellental. Inzwischen
fehlt aber nicht Reliefkunst für Gräber u. dergl. und
mancher üppige Dresdener Bauentwurf usw.
Durch die gesamte Zeit führt uns ein günstig ange-
ordneter kunstgewerblicher Raum. Zwar ist der Besucher
des »Grünen Gewölbes« bereits abgestumpft gegen die
protzige Pracht fürstlicher Tafelstücke. Allein die Tauf-
becken, die Reliefs sowie Gravierungen mit heiligen
Szenen und umfangreiche Gelegenheiten, in das spezi-
fische Leben veschiedener Kunsttechniken (wie besonders
der des Zinnes) einzudringen, lassen uns das baldige
Auseinanderstieben dieser Gesamtheit bedauern.
Vom Barock bis gegen das Empire zu dehnt sich die
Gruppe des Meißener Porzellanes. Zwischen den zwei
Höhepunkten um 1740/50 und um 1780 scheint eine
Lücke zu liegen. Was hier durch die ganze Zeit des
Porzellanes hindurch auffällt, sind die geschmackvollen
Variationen und Kombinationen der Farben seiner Be-
malung. Zu religiöser Plastik erhebt es sich in einer
Pieta und einem hl. Johannes, um 1740.
Die drei Fürsten Friedrich August entsprechen kunst-
 
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