Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI Artikel:
Schippers, Adalbert: Der Urbau der Abteikirche Maria-Laach
DOI Artikel:
Schmitt, Franz Jakob: Erwiderung auf vorstehende Abhandlung über den Bau von Maria-Laach
Zitierlink: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1907_1908/0318

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
274

SiW URBAU DER KIRCHE IN MARIA-LAACH ^2

Vorganges von St. Mauritius in Köln, um die
ganze Kirche planmäßig auf Wölbung anzu-
legen. In der Tat keiner von den Autoritäten
der Kunstgeschichte wie Fr. X. Kraus, Lübke-
Semrau, Frantz, Springer, findet darin irgend
eine Schwierigkeit. Letzterer sagte ausdrück-
lich: »In der Abteikirche von Laach, über deren
Bauzeit wir genau unterrichtet sind, 1093 bis
1156, ist die Einwölbung mit Aufgeben des
gebundenen Systems vollständig und ohne
jede Schwierigkeit durchgeführt. «4)
Fassen wir das Ergebnis unserer Unter-
suchungen zusammen. Wie die Geschichte
von einer flachgedeckten Säulenbasilika zu
Laach nichts berichtet, so weist auch das
Bauwerk selbst keinen Anhaltspunkt auf, der
eine solche Hypothese rechtfertigt. Dagegen
4) A. Springer-Neuwirth II, 19006, S. 129.

ED. KLOTZ (WIEN) MADONNA
Münchener Jahresausstellung im Glaspalast 1908


läßt das altersgraue Münster die einzelnen Perio-
den seiner Baugeschichte in vollster Überein-
stimmung mit den Klosterannalen noch deutlich
erkennen. Es bekundet sich also die gewölbte
Pfeilerbasilika selbst in ihrer jetzigen Gestalt
als der Urbau der Abteikirche Maria-Laach.
ERWIDERUNG AUF VORSTEHEN-
DE ABHANDLUNG ÜBER DEN
BAU VON MARIA-LAACH
U)ater Adalbert Schippers hat das Glück, alltäg-
* lieh durch das mir aus eigener Anschauung
seit dem Jahre 1859 wohlbekannte Paradies
in die Laacher Benediktiner-Abteikirche St.
Maria und Nikolaus zu gehen und dort findet
sich die an der Nord-, West- und Südseite
errichtete einschiffige Halle mit quadratischen
grätigen Kreuzgewölben zwischen Gurtbögen,
welche beiderseits vonMauerpfeilernnebstHalb-
säulen gestützt werden und ein Widerlager
von 1,22 m bei 3 m Lichtweite aufweisen. Wie
aus der inneren Ansicht des Paradieses auf
S. 5 des Ifd. Jg. der »Christlichen Kunst« er-
sichtlich, handelt es sich um eine wohldurch-
dachte Konstruktion, während in den beiden
Seitenschiffen des Gotteshauses dem Blicke
des sachverständigen Fachmannes sich die nach-
trägliche Herstellung der Einwölbung geradezu
aufdrängt. Da die Halbsäulen der acht Lang-
haus-Freipfeiler 27 cm aus der Abseiten- Mauer-
flucht vorspringen, so hätten die über den
Kapitälen aufstehenden Quergurtbögen minde-
stens ebensoweit auszuladen, statt dessen haben
sie aber nur 14 cm und schrumpfen an den
Außenmauern gar auf 2 cm zusammen. Dies
nennt man im Bauwesen eine erzwungene
Not-Konstruktion, derAusführende mußte eben
die bereits vorhandenen für den Seitenschub
der Steinwölbung schwindsüchtigen Pilaster
der Blendarkaden beibehalten und hat darum
die Quader der Gewölbe - Anfänger einge-
schrotet. Am Rheinstrome hat die Entwick-
lung der Wölbetechnik einer dreischiffigen
Basilikanichtsprungweisestattgefunden, darum
dürfen denn auch die Ergebnisse der Forschung
nicht unbeachtet bleiben und es geht nicht an,
daß Pater Adalbert Schippers die heutigen
Mittelschiff-Kreuzgewölbe auf Quader-Stein-
rippen des ehemaligen Erzbischöflichen Metro-
politan-Domes St. Martinus in Mainz dem
Jahre 1081 zuschreibt, auch die grätigen Lang-
haus-Kreuzgewölbe des Speyrer Kaiserdomes
St. Maria und Stephanus entstanden nicht 1080,
sondern erst in der zweiten Hälfte des ^.Jahr-
hunderts. Die vormalige Benediktinerinnen-
Abteikirche St. Maria im Kapitol zu Köln
erhielt wohl Gewölbe im Chor, Querhaus
 
Annotationen