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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI Artikel:
Bone, Karl: Prof. Dr. Eduard von Gebhardt und seine Gemälde in der Friedenskirche zu Düsseldorf
DOI Artikel:
Wolter, Franz: Die Frühjahrsausstellung der Münchner Secession
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1907_1908/0258

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2l8

SiW EDUARD VON GEBHARDT ^3

geopfert. Gebunden war er selbstverständlich
nicht daran, und mit Bezug auf das gegen-
überstehende Bild vom Tode Moses’ muß die
Abweichung sogar eine glückliche genannt
werden: Leiden und Tod sind beschlossene
Sache; nun geht er, durch Gesträuch sich
windend, die Jünger zu suchen, und findet sie
im Schlafe; der vorwurfsvollen Frage: »Konntet
ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?«
folgt das mahnende Wort: »Wachet und betet,
auf daß ihr nicht in Versuchung fallet«. Diese
innere Beziehung zum Mosesbilde eröffnet
eben im Zusammenwirken der beiden Kompo-
sitionen Einblick in außerordentlich reichen
Gehalt. Um so mehr ist es gerade hier zu
bedauern, daß dieses Zusammenwirken durch
die Räumlichkeit äußerlich gar nicht zur Geltung
kommt. Es ist eine wahrhaft beschwerliche

Reise von dem einen Bilde zum andern. Um
so weniger Veranlassung hatte der Künstler,
die beiden Bilder einander kompositorisch noch
näher zu bringen. Die Notwendigkeit, die
Ölbergszene, für die eine Entwicklung in die
Breite naturgemäß wäre, zu einem Hochbilde
zu gestalten, ist mit ähnlichem Geschick gelöst,
wie es bei dem Einzug in Jerusalem geschehen
ist. Während aber dort das bevorstehende
Leiden fast zu nahe herangerückt ist, ist es
hier durch die ganze Erscheinung der Christus-
gestalt eher in die Ferne gerückt, wenigstens
weiter hinaus, als es bei den üblichen Dar-
stellungen der Ölbergszene der Fall ist.
An diese beiden Schlußbilder — »Moses’
Tod« und »Gethsemane« — schließen sich
die großen Seitenbilder der Altarwand, rechts
und links von der Apsis, an, hier die »Taufe
des Johannes« als hinüberfüh-
rend zu dem Neuen Testamente,
dort, zeitlich aus der Reihe tretend,
die »Verklärung Christi« als
hinausführend überdas Erdenleben
und den Erlösungstod in die himm-
lischen Geheimnisse, beide als
Zeugnisse der Gottheit Christi.
*
So hat denn Düsseldorf den Vor-
zug, in den Gemälden der Friedens-
kirche ein Denkmal Gebhardtscher
kirchlicher Kunst zu besitzen, das
vielleicht berufen ist, das einzige vom
Künstler selbst so bis ins Einzelne
gewährleistete zu bleiben, und das
im Fortschreiten und Weitergestal-
ten der christlichen Kunst seine
wirksame Kraft und seinen epoche-
machenden Wert haben und ent-
falten wird.
DIE FRÜHJAHRS AUSSTELLUNG
DER MÜNCHENER SECESSION
pünktlich zur festgesetzten Zeit eröffnete
wie alle Jahre die Secession den Kunst-
tempel am Königsplatz, um den Kunst-
freunden einen Überblick des Schaffens der
jüngeren Generation zu zeigen. Innerlich
ist das künstlerische Niveau so ziemlich
dasselbe, wie in den vergangenen Jahren
und erklärt sich dies daraus, daß eine Über-
bietung der künstlerisch-skizzenhaften
Studie kaum mehr möglich ist. Hier kön-
nen nur neue Wege und neue Ziele ablösen
und zugleich erfrischend wirken. Äußerlich
hat man eine treffliche Neuerung einge-
führt, indem man den Raum der Plastik
zu einem Saal für Zeichnungen und gra-
phische Blätter umwandelte, endlich ist
auch der Auslandskunst Rechnung getragen


EDUARD VON GEBHARDT DÜRSTENDE
Studie zu *TemJ>elreinigimg".. Im Bes. v. Prof. G. Oeder. Text S. 214
 
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