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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

DOI Artikel:
Heilmeyer, Alexander: Die Ausstellung München 1908
DOI Artikel:
Schmidkunz, Hans: Grosse Kunstausstellung Dresden 1908, [2]
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1907_1908/0347

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GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN 1908 mö

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doch eine einheitliche Idee durch das Ganze
hindurchgeht. Hat sich doch die Ausstellungs-
leitung bemüht, in Werken der profanen Kunst,
vor allem in der modernen angewandten Kunst
den Zusammenhang aller Erzeugnisse mit den
Bedürfnissen des modernen Lebens in über-
zeugender Weise darzutun. Die christliche
Kunst kann nur gewinnen, wenn sie auch
ihrerseits auf diesen Zusammenhang hinar-
beitet. Sie muß den Zusammenhang mit der
profanen Kunst wahren; was ihr aber das
allgemeine Kunstleben und die allgemeine
künstlerische Schulung nicht zu bieten vermag,
das muß sie sich auf eigenen Wegen verschaffen,
mit anderen Worten: die christliche Kunst
bedarf einer eigenen Schule für ihre besonderen
Zwecke, damit die Künstler in die kirchlichen
Bedürfnisse und Gedanken eingeführt werden
können. Aber auch rein künstlerisch müßte
durch eine gut organisierte Schule der Unter-
bau für die christliche Kunst ganz bedeutend
gekräftigt und verbreitert werden!
Eine gediegene fachliche und sachliche Aus-
bildung, besonders in den verschiedenen Zwei-
gen des kirchlichenKunsthandwerkes, Altarbau,
Metallarbeiten, Glasmalerei, Mosaik, Paramen-
ten usw. würde der modernen christlichen Kunst
einen Bestand von künstlerisch geschulten
Kräften zuführen, der für die Gegenwart und
Zukunft von größter Bedeutung und großem
Nutzen wäre. Es ist nicht notwendig, diesen
Gedanken in allen Einzelheiten auszuführen,
ein Hinweis auf die glänzenden Erfolge der
Münchener Gewerbeschulen auf der Ausstel-
lung 1908 genügt.
GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG DRES-
DEN 1908
Von DR. HANS SCHMIDKUNZ, Berlin-Halensee
(Schluß)
FVie eigentliche Plastik bietet für christliche Kunst
wenig, doch recht Gutes. Dem zu frühe gestorbenen
A. Hudler gilt unsere Hochschätzung auch jetzt wieder.
Sonst steht ein Relief der Grablegung von A. Höfer
voran (Abb. S. 285); eines vom barmherzigen Samariter
bringt G. v. Bochmann, eines von der Berufung des
Saulus F. Hecht.
Dagegen überrascht quantitativ und sogar qualitativ
die Porträtbüste. Auch hier ist G. W r b a voran, zumal
mit Bronzebildnissen von Kollegen; doch auch S. W e r n e r
(zugleich mit Porträtradierungen) und neben diesen Dres-
denern der Münchener C. A. Bermann verdienen Her-
vorhebung. Ungern opfern wir der Raumersparung zahl-
reiche andere Namen; doch sei noch der Marmorrelief-
porträts des Römers E. J. Epple gedacht.
Nicht soll die häufigere Verwendung des Holzes
übergangen werden; neben dem uns vor kurzem in
Berlin begegnenden E. Müller-Braunschweig wür-
den für das Holzporträt noch Namen aus Hamburg,
Berlin, Dresden zu nennen sein. In sonstiger Holz-
plastik erinnern uns an eine neuerliche Erfahrung aus

der Berliner Secession die stark stilisierenden Reduzie-
rungen auf wenige Flächen bei den Tierstücken des
Wieners F. Barwig; für Stein arbeitet ähnlich der
Münchener M. O. Müller. Auch Holzmalereien von
H. v. Schaffgotsch aus Wien sind eine hier zu nen-
nende Kuriosität.
Sonstige bessere Plastik könnte noch einige Namen
bringen. A. Schreitmüllers »Germanenmutter« wird
wohl mit Recht populär werden; R. Königs »Die
Wahrheit« und A. Langes »Quelle der Kraft« sind im
guten Sinne des Wortes herber. Gut empfunden ist
die Bronzestatuette »Willkommengruß« von Val. Kraus
(Abb. S. 291).
Mit dem bekannteren Namen des Müncheners H.
Hahn, der ein »Amerika« und ein »Deutschland« gegen-
überstellt, kommen wir zu denMünzen und Plaketten.
Sein »Ignis de coelo« fügt sich trefflich in die Kreis-
form hinein. Sind die Stimmungsszenen auf den Pla-
ketten des Leipzigers H. Zeißig etwas gar »malerisch«,
so bleibt sein Landsmann P. Sturm trotz Weichheit
mehr beim Plastischen. Seinen Plakettporträts reihen
sich solche von dem Dresdener F. Hörnlein und von
anderen an.
Und nun die mehr als zahlreichen Gemälde! Unsere
Ausstellungen sind Ausschüttungen des Kraftvorrates
der Künstler, der nicht richtig, d. h. nicht im Dienste
kirchlicher und weltlicher Bauten verwendet wird. Künst-
ler, Kunstfreunde, Kritiker sollen nun die Folgen des
hilfesuchenden Hin- und Hergreifens tragen, auch wenn
sich diesem Nachteile der Vorteil des »Erschließens
neuer Gebiete« gesellt. Ohne ungerechtes Vorübereilen
vor tausendfachen Werten geht es da nicht ab. Unge-
recht wird wohl auch jeder Versuch, gemeinsame Züge
und einheitliche Typen aufzustellen; dazu fehlt uns so
sehr eine Kulturgleichung, daß Proteste von allen Seiten
bevorstehen. Daran mahnt kaum eine Ausstellung so
sehr wie diese Dresdener; und noch mehr als früher fühlen
wir uns gewarnt vor der Verwechslung einer solchen
Exposition mit einem zureichenden Abbilde gegenwär-
tiger Kunst. Ein paar Atelierbesuche schon können da-
vor behüten; und Schreiber dieses dankt einer Besichti-
gung jener »Deutschen Werkstätten« manche Korrektur
seiner früheren Ausstellungseindrücke.
Dazu kommt noch die Menge des Bekannten. Die
besseren religiösen Gemälde sind bekannt; voran Geb-
hardts »Moses schlägt Wasser«, »Christus vertreibt die
Händler« und »Der arme Lazarus«. F. Kunz und
H. Ritzenhofen werden gerne wieder begrüßt;
R. Müller rühmen wir abermals lieber ob seiner Land-
schaft und Graphiken. Neu und sehr beachtenswert
tritt der Dresdener K. Wohlrab mit seinem großen
«Kreuzige!« auf. Der Königsberger O. Hei eher t setzt
den guten Eindruck, den er im Vorjahre zu Berlin ge-
macht, durch ein Kruzifix-Altarbild fort, das allerdings
etwas gar skizzenhaft gehalten ist (sowie durch Porträts).
Der später zu erwähnende Lührig malt einen ru-
mänischen Archimandriten mit zwei Begleitern, wohl
nicht einzig um der goldenen Paramente willen. Des
Berliners R. Dammeier »Feierabend« ist weltlich ge-
dacht, imitiert aber gut eine Heilige Familie; dagegen
des Stuttgarters C. Speyer »Flucht nach Ägypten« ist
wenigstens biblisch gedacht und gut gemacht, führt aber
erst recht in weltliche Stimmung zurück. Die Pieta des
ebenfalls noch zu erwähnenden Zwintscher (1906)
ist von einem achtungswerten Ernst. Den Düsseldorfer
C. Meyer sehen wir mit Stadtbildern lieber als mit
seinem »Christus im Tempel«; und H. Looschens
»Sonntagsruhe« mag inniger wirken, als eine falsch ge-
griffene Kirchenkunst.
So verfolgen wir auch mit Sympathie das üppige
Interesse an der Abbildung äußerer und innerer Kirchen-
ansichten und lassen uns von G- Kuehl nach Über-
 
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