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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

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Graßl, P.: Der Hochaltar in der Parrkirche zu Rottenbuch
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Holland, Hyacinth: Zur Erinnerung an den Historienmaler Julius Frank: geb. 11. April 1826 zu München gest. 30. April 1908 ebendaselbst
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SW HISTORIENMALER JULIUS FRANK mö

239

es wenig Schwierigkeit und verhältnismäßig
geringe Kosten verursachen, ihm seine ur-
sprüngliche Gestalt wiederzugeben, und auch
für das jetzige schöne Bild wäre in einem
Blendfenster des Presbyteriums ein geeigneter
Platz vorhanden, und der Schreiber dieser
Zeilen hat lange für dieses Projekt geschwärmt
in der sicheren Annahme, daß der auch jetzt
recht schöne Hochaltar in ästhetischer Hin-
sicht bedeutend gewinnen würde; seitdem er
aber die Akten über die Abänderung des
Altars gelesen hat, würde er kaum mehr
wagen, dieses Projekt zur Durchführung in
Anregung zu bringen, aus Furcht, sich gegen
seinen Vorfahrer pietätlos zu erweisen und
seinen Pfarrkindern die Freude am Altar zu
verderben. Wäre aber der Altar noch in
seiner ursprünglichen Form, so würde er sich
aus allen Kräften gegen eine Abänderung
wehren.
Fürstenfeldbruck P. Graßl, Pf.
ZUR ERINNERUNG AN DEN HISTORIEN-
MALER
JULIUS FRANK
geb. 11. April 1826 zu München gest. 30. April 1908
ebendaselbst
Sein Vater, der außerordentlich strebsame
Michael Sigmund Frank (geb. i.Juni
1770 in Nürnberg, gest. id.Januar 1847 zu Mün-
chen) errichtete in seiner Heimat eine Porzellan-
malerei, in welcher er bald Versuche machte,
seine bei Einschmelzung der Platten gewonne-
nen Erfahrungen auch auf Glastafeln in An-
wendung zu bringen. Als findigem Chemiker
gelang ihm nach unzähligen Experimenten,
die längst verlorenen Geheimnisse der mittel-
alterlichen Glasmalerei zu ergründen. Schon
um 1804 hatte er ziemlich sichere Resultate
erreicht, welche während eines Aufenthaltes
zu Wallerstein (1814—18) soweit zum Ab-
schluß gediehen, daß Frank bei seiner Über-
siedlung nach München an der Kgl. Porzellan-
Manufaktur eine gesicherte Stellung erhielt,
wo er seinen Ruf als Regenerator der Glas-
malerei, insbesondere mit den im Auftrag König
Ludwigs I. für den Regensburger Dom geliefer-
ten Fensterbildern errang. *)
Unter diesen leuchtenden Vorbildern auf-
x) In dieser Zeit wohnte Michael Sigmund Frank im
ersten Stockwerke eines kleinen, von der Otto- und
Sophienstraße begrenzten Gartenhauses, welches heute
noch den Rückbau des durch den früheren Lohnkutscher,
späteren Gastwirt und Rentier Anton Tafelmeier auf-
geführten großen Eckhauses in der Otto- und Arcostraße
bildet. — In denselben Räumen hauste darauf während
seiner Studienjahre mit einem frühe verstorbenen Bruder
der bald so berühmte Rechtslehrer und Universitäts-

gewachsen, fand der kunstbegeisterte Julius
Frank an der Münchener Akademie bei Pro-
fessor Johann Schraudolph freundliche Auf-
nahme ; bei einer Konkurrrenz zu einem Altar-
blatt für die Kirche zu Dinkelsbühl, darstellend
St. Georg zu Pferd, im Kampf mit dem Drachen,
errang der Jüngling den ersten Preis. Andere
Aufträge folgten und gaben ihm bald vollauf
Gelegenheit, sich als tüchtigen Öl- und Fresko-
maler zu bewähren. Der schwererkrankte
Josef An ton Fischer* 2 3 4 5) empfahl ihn edelmütig,
zugleich mit Franz Wurm 3) zur Ausführung
eines großen Freskenzyklus in Stonyhorst
(England), mit je drei Szenen aus dem Leben
des hl. Ignatius, darunter auch die »Stiftung
des Jesuiten-Ordens«. Daran reihten sich 1860
bis 64 sechs Wandbilder in der historischen
Galerie des (alten) Münchener National-Mu-
seums, mit Darstellungen aus der ältesten Ge-
schichte Bayerns, 4) darunter außer dem »Mar-
tyrium der hl. Afra«, die durch L. Schöningers
Galvanographie populär gewordene Darstel-
lung der »Lechfeldschlacht«. In den Jahren
1865—-67 vollendete er, unter Beihilfe von
Nikolaus Baur, 5) die Fresken für die Philip-
professor A. v. Brinz (gest. 13. September 1887); hier
schuf in stiller Weltabgeschiedenheit der Dichter und
Philosoph Melchior Meyr (geb. 28. Juni 1810 im Dorfe
Ehringen bei Nördlingen, gest. 22. April 1871 zu Mün-
chen) die längst vor Berthold Auerbachs Dorfgeschich-
ten« entstandenen kulturhistorischen »Erzählungen aus
dem Ries«; in demselben stillen Stübchen schrieb Franz
Trautmann (geb. 28. März 1815, gest. 2. Novem-
ber 1887) den patriotischen Roman »Herzog Christoph«
(1851), womit der Autor seinen Ruhm eines bayerischen
Walter Scott erwarb. Nun wohnt in den zeitgemäß
verjüngten trauten Räumen, das »otium cum dignitate«
genießend, eine um Bildung der Jugend hochverdiente
Lehrerin: möge ihr noch eine lange vergnügliche Rast
beschieden sein 1 — Michael Sigmund Frank betätigte
sich als Senefelders Freund mit einer 80 Bildnisse be-
rühmter deutscher Künstler umfassenden, in Kreide auf
Stein gezeichneten »Galerie« (München 1813); das selten
gewordene Werk wurde jüngst in Hirsemanns Antiqua-
riat zu Leipzig als Incunabel der Lithographie um95M.
ausgeboten. — M. S Franks Andenken ehrt eine von
Herrn Kommerzienrat Zettler am Sterbehaus (Müller-
straße 35) angebrachte Steintafel.
2) J osef Anton Fischer (geb. 28. Februar 1814 zu
Oberstdorf im Allgäu, gest. 20. März 1859 in München).
Vgl. meine »Charakterbilder«, München 1864, S. 3 —11.
3) Über Franz Wurm (geb. 30.März 1818 zu Stiefen-
hofen im Allgäu, gest. 11. Juli 1865 in Gutenberg), den
in Griechenland, Frankreich und England vielseitig tätigen,
aber wenig bekannten Maler, vgl. Liliencron’s »Allg.
Deutsche Biographie« 1898. S. 44, 332.
4) C. von Spruner »Wandbilder des Bayer. Nat.-
Museums«. 1868, S. 4 ff., 522 ff., 611 ff. Außer den
oben genannten: S. Severin verkündet in Bayern das
Christentum; Herzog Tassilo eröffnet die gelehrte Schule
zu Frauenchiemsee; Tiberius und Drusus als Gründer
Augsburgs; S. Magnoald stiftet die Abtei St. Mang zu
Füssen und eröffnet die Eisenwerke am Säuling.
5) Über die Schicksale des weniger bekannten Niko-
laus Baur (geb. 6.November 1816 zu Trier, gest. 2. Ok-
 
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