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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0062

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KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG

57


Textabb. 23. Maria mit Kind aus der Anbetung der Könige. Nürnberg,
St. Jakob, Hochaltar. Nürnberg, um 1360/70.

Textabb. 24. Maria mit Kind im Strahlenkranz. Hersbruck, Stadtkirche,
Chor I, 6b. Prag (?), um 1370/80.


Unwägbarkeiten hinsichtlich der Entwicklung der Nürnberger Glasmalerei m der zweiten I Uli. des^Jahrhunderts
sind vor allem durch d.e ruinierten, in ihrer Aussagekraft stark emgesshrankten Chorverglasun en „
St. Sebald und der Spitalk.rche St. Marth, begründet. Trotz des gewaltigen Bestands von
im Sebalder Ostchor und wetteren acht in Chor und Langhaus der Marthakrrche - sämtlich Stiftungen Nürnberger

Der Maler stammte offenbar aus einer eingesessenen Familie, der schon
jener Winschroter maler (der Vater?) angehörte, der 1311 als Bürge bei
der Aufnahme des Neubürgers Sifrit Glaser aufgetreten war (Nürnber
ger Bürgerbücher, 1974, S. 22). Sebald war 1348 am Handwerkeraufstand
gegen den patrizischen Rat beteiligt und wurde nach der Niederschla
gung auf Lebenszeit 20 Meilen aus der Stadt verbannt. Sein Name wurde
neben fünf weiteren von 110 (wohl als Folge der Verwendung des Kai-
sers) wieder aus dem Achtbuch gestrichen, und 1357 erscheint er als
Käufer eines Hauses unterhalb der Veste. In den Meisterlisten der Maler
von 1363 ist sowohl ein Sebolt moler als ein F. Weinschröter verzeichnet,
wobei letzterer noch gegen Ende des 14. Jh. nachzuweisen ist, Sebald
Weinschröter muß vor 1370 verstorben sein, denn in diesem Jahr ver-
kaufte seine Witwe Adelheid das gemeinsame Haus.
92 Vgl. zuletzt Schädler-Saub, 2000, S. 133!., Abb. S. 11, mit Datierung
»um 1370«; zur Thermatik des Zyklus vgl. Kehrer, 1912, S. 57-60, 68f.
Die Fresken wurden im Zweiten Weltkrieg zusammen mit der Moritz
kapelle zerstört.
93 Die stilistischen und vor allem maltechnischen Zusammenhänge (Ver
Wendung gleicher Punzen) zwischen dem Hochaltar von St. Jakob,

den Nürnberger Klarenaltären und dem Mengot-Epitaph von 1370 in
der Klosterkirche Heilsbronn sind bereits von Zimmermann, 1930/31,
S 26-28, Taf. 46-62, erkannt und im Sinne einer »Werkstattgemein-
schaft« gedeutet worden; Beenken, 1933, S. 323-333, hat den Jakobs-
kirchenaltar als das ältere, bereits „um 1360“ entstandene Werk angesetzt
und als erster eine Zuschreibung an Sebald Weinschröter ausgesprochen;
Stange, DMG II, 1936, S. 166, hat mit Hinweis auf den Luxemburger
Stammbaum und das Evangeliar des Johann von Troppau böhmische
Stilquellen unterstellt; Schmidt, 1975, S. 53, hat die Stilbezüge zum Bar-
gello-Diptychon aufgezeigt und für eine Datierung um 1360/65 plädiert;
zuletzt Strieder, 1993, S. 17-20, 168, mit Datierung Ende der 1360er
Jahre.
94 Wieder ist es die Epiphanie des Bargello-Diptychons, die ähnliche
Motive wie den Reiterkampf, das ansteigende Gelände, aber auch den an
die Lippen gelegten Zeigefinger des Kindes zeigt (vgl. Schmidt, 1975,
S. 52, Abb. 43). Daß das Thema um 1350/60 im Norden virulent wird,
belegt überdies das Anbetungstympanon im elsässischen Thann, in dem
auch die Hirtenverkündigung links über dem Stall erscheint (Kehrer,
1908/9, Abb. S. 180; Kat. Ausst. Köln, 1978,1, S. 284).
 
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