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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0077

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KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG



Textabb. 45. Abendmahl. London, Victora and Albert
Museum. Nürnberg, um 1504 (Hirsvogel-Werkstatt).

Textabb. 46. Predigt des Hl. Vinzenz Ferrer. Los Angeles, The J. Paul Getty
Museum. Hans Baldung, um 150$.

nicht nur den Eigenarten verschiedener Entwerfer (Baldung, Kulmbach, Schäufelein u.a.) oder einer zeitlichen Ent-
wicklung zuzuschreiben sein. Angesichts der verschiedenen Fensterstifter könnte ebensogut auch mit der Möglichkeit
verschiedener Werkstätten gerechnet werden - eine Überlegung, die gerade im Hinblick auf die spröde Zeichenweise
der mit Entwürfen Wolf Trauts verbundenen Karmeliterscheiben der Überprüfung wert wäre (vgl. S. 552).
Über die zeitweilige personelle Zusammensetzung der Hirsvogel-Werkstatt lassen sich nur bedingt Aussagen tref-
fen139: Der 1495 mit dem Amt des Stadtglasers ausgezeichnete Werkstattleiter Veit d.Ä. und sein Bruder Hans d.Ä.
sind zweifellos für die straßburgisch geprägte Werkstattrichtung verantwortlich gewesen. Ein um 1508 ausgebildeter
neuer graphischer Werkstattstil, der die Produktion bis zum Ende der monumentalen Glasmalerei in Nürnberg
beherrscht, ist nicht zuletzt durch den gewachsenen Anteil des ersten Sohnes, Veit d.J., zu erklären, während Teile des
Karmeliterzyklus in Henfenfeld oder die Scheiben der Schwabacher Rosenberger-Kapelle wohl einem temporären
Mitarbeiter zuzuschreiben sind, der nur für den kurzen Zeitraum von 1509-1511 in Nürnberg nachgewiesen werden
kann (vgl. S. 505). In den großen Renovierungsaufträgen des Kaisers, der Markgrafen und des kaiserlichen Rats Mel-
chior Pfinzing, die durch das Zeugnis Neudörfers für die Werkstatt Veit Hirsvogels gesichert sind, scheint der

139 Ausführlich Frenzel, Hirsvogel, 1960, S. 193-210; Ursula Knappe,
Hirsvogel, 1973, bes. S. 64-81; Scholz, Werkstattpraxis, 1991, S.
296-325.
 
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