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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0078

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KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG

73



Textabb. 47. Hl. Anna Selbdritt. Budapest, Szepmüveszeti Muzeum.
Albrecht Dürer, um 1500.

Textabb. 48. Hl. Anna Selbdritt. Ansbach, St. Gumbertus,
Chor I, 3b. Nürnberg, um 1523/27 (Hirsvogel-Werkstatt).

zweite, bereits 1516 verstorbene Sohn Hans d.J. federführend mitbeteiligt gewesen zu sein. Dessen »äußerst sensible
Zeichenweise« ist - neben einigen mit dem Monogramm HH signierten Glasgemälden im Sebalder Pfarrhofchörlein
von 1514 - auch in einer Grisaillescheibe der Strahlenkranzmadonna in Puschendorf und insbesondere am Markgra-
fenfenster in St. Sebald anzutreffen (vgl. Textabb. 2, Fig. 292). Andererseits weist ein früherer mit dem Monogramm
HHF signierter Scheibenriß für drei Stifterbilder in Dresden im Zeichenstil so deutlich zurück auf die von Baldung
dominierte Phase der Nürnberger Glasmalerei, daß eine Mitwirkung an der Ausführung der besten Scheiben des Kar-
meliterzyklus durch Hans d.J. erwogen werden muß140. Einer traditionellen stilkritischen Händescheidung der am
umfangreichen CEuvre der Hirsvogel-Werkstatt beteiligten Glasmaler sind freilich sehr enge Grenzen gesetzt. In den
Vordergrund treten vielmehr die eingespielten Verfahrensweisen und Arbeitsgepflogenheiten, d.h. der permanente
Umgang mit dem werkstattinternen Motivkatalog, druckgraphischen Vorlagen und fremden Entwürfen, der auf der
Basis einer beispiellosen Materialfülle (Visierungen und ausgeführte Glasmalereien) wichtige Einblicke in den spät-
mittelalterlichen Werkstattbetrieb erlaubt141. Betrachtet man die letzten Großaufträge für die Imhoffsche Friedhofs-
kapelle St. Rochus in Nürnberg, die markgräflichen Stiftungen in Ansbach oder auch den Grundherrschen Gnaden-

140 Scholz, Werkstattpraxis, S. 320-323.

141 Ein zusammenfassender Überblick über die Verfahrensweisen bei
Scholz, Hirsvogel, 1998, S. 155-173.
 
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