KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG
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Textabb. 54, 55. David und Bathseba; Simson und Dalila. Nürnberg, GNM, Inv. Nr. MM 242/241. Augustin Hirsvogel, um 1530/36.
Augsburg (1496) und Schwaz (1506 bzw. 1509) erhärtet werden und wird inzwischen allgemein akzeptiert145. Der ein-
zige namentlich bekannte Augsburger Glaser vor 1500 war er freilich nicht146. Giltlinger, dessen umfassende künstle-
rische Begabung in Aufträgen für Tafel-, Faß-, Wand- und Glasmalerei ihren Niederschlag gefunden hat, ist in Augs-
burg von 1480-1522 nachgewiesen. Einträge in den Augsburger Malerbüchern, die besonders von 1498-1500 die
Ausbildung mehrerer Lehrknaben in der Werkstatt verzeichnen, sprechen für deren hohe Produktivität. Bereits der
erste bekannte große Auftrag Giltlingers von 1481/84 für die Pfarrkirche unser lieben frawen betraf, neben der Tafel
auf dem Michaelsaltar, Glas- und Gewölbemalereien, für die der Künstler den stolzen Gesamtbetrag von 600 Gulden
abrechnete147. Wie diese frühen Arbeiten Giltlingers - vor dessen Zusammenarbeit mit Holbein - ausgesehen haben,
wissen wir nicht148. Tafel- und Glasmalereien, die der Meister 1496 für die Abtskapelle in St. Ulrich und Afra ausge-
führt hatte, und die fragmentiert und überarbeitet erhalten geblieben sind, bestätigen indessen, daß Giltlinger späte-
stens zu diesem Zeitpunkt bereits in allen Sparten nach Vorlagen Holbeins gearbeitet hat149. Zeichnerische Merkmale
wie die ausgeprägte Wisch- und Radiertechnik in den Fenstern der Abtskapelle sind mehr oder weniger markant auch
in allen Eichstätter Fenstern anzutreffen (vgl. Textabb. 49 und Abb. 39, 4/f., 5of., 59-62, 69). Da einzelne Porträt-
köpfe daneben handschriftliche Qualitäten offenbaren, die an Holbeins Silberstiftzeichnungen heranreichen, ist auch
in jüngster Zeit wieder die Frage nach dessen eigenhändiger Mitwirkung an der Ausführung aufgeworfen worden150.
145 Thiem, 1960, S. 166,169-175, 222-226.
146 In den Listen der Lehrknaben (seit 1480), der Gerechtigkeits-Verlei-
hungen (seit 1487) und im Verzeichnis der Verstorbenen sind vor 1500
neben Gumpolt Giltlinger d.Ä. die folgenden Meister als Glaser geführt:
Thoman Burckhart (f vor 1495),Presslauer von Speur (1486-1515);
Erhärt Heberlin (1486-1538); Konrad Heberlin (1495); Lorenz Thoman
(41506) und Hans Ost (1493-1536); im 1. Viertel des 16. Jh.: Konrad
Sultzer Jörg Glier (1508-1533), Hans Graff (1510-1532),
Florian Giltlinger, glaßmaller (1510-1547), Hans Braun (seit 1511), Hans
Knoder (1511-1522), Hans Thoman (1515-1533), Cainrat Ötlin
(1514-1516), Endreis Miller (1506-1542), Thoman Heberlein
(1517-1546), Sygmund Ost (1520), Marx Setelin (1521-1532), Lienhart
Heberlin (1523), Laux Beck (1528), Ambrosius Spiegel (1528); vgl.
Vischer, 1886, S. 510-567.
147 Vischer, 1886, S. 571, 574; Thiem, 1960, S. 164L
148 Hier bedürften die Giltlinger zugeschriebenen Glasmalereien in Hall
(um 1490) und Meran (1493) noch einer genaueren Prüfung (vgl. Erich
Egg, Die Haller Glasgemälde und ihre Meister, in: Veröffentlichungen
des Museum Ferdinandeum 31, 1951, S. 90-94, Abb. 2; Thiem, 1960,
S. 176h, Abb. 36L).
149 Falk, 1976, S. 4-10, Abb. 2, 7; vgl. Thiem, 1960, S. 168, Abb. 30-32;
Scholz, 2000, S. 34, Fig. 19.
150 Frenzel, Eichstätt, 1968, S. 22; Becksmann, DGM I, 1995, S. 220.
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Textabb. 54, 55. David und Bathseba; Simson und Dalila. Nürnberg, GNM, Inv. Nr. MM 242/241. Augustin Hirsvogel, um 1530/36.
Augsburg (1496) und Schwaz (1506 bzw. 1509) erhärtet werden und wird inzwischen allgemein akzeptiert145. Der ein-
zige namentlich bekannte Augsburger Glaser vor 1500 war er freilich nicht146. Giltlinger, dessen umfassende künstle-
rische Begabung in Aufträgen für Tafel-, Faß-, Wand- und Glasmalerei ihren Niederschlag gefunden hat, ist in Augs-
burg von 1480-1522 nachgewiesen. Einträge in den Augsburger Malerbüchern, die besonders von 1498-1500 die
Ausbildung mehrerer Lehrknaben in der Werkstatt verzeichnen, sprechen für deren hohe Produktivität. Bereits der
erste bekannte große Auftrag Giltlingers von 1481/84 für die Pfarrkirche unser lieben frawen betraf, neben der Tafel
auf dem Michaelsaltar, Glas- und Gewölbemalereien, für die der Künstler den stolzen Gesamtbetrag von 600 Gulden
abrechnete147. Wie diese frühen Arbeiten Giltlingers - vor dessen Zusammenarbeit mit Holbein - ausgesehen haben,
wissen wir nicht148. Tafel- und Glasmalereien, die der Meister 1496 für die Abtskapelle in St. Ulrich und Afra ausge-
führt hatte, und die fragmentiert und überarbeitet erhalten geblieben sind, bestätigen indessen, daß Giltlinger späte-
stens zu diesem Zeitpunkt bereits in allen Sparten nach Vorlagen Holbeins gearbeitet hat149. Zeichnerische Merkmale
wie die ausgeprägte Wisch- und Radiertechnik in den Fenstern der Abtskapelle sind mehr oder weniger markant auch
in allen Eichstätter Fenstern anzutreffen (vgl. Textabb. 49 und Abb. 39, 4/f., 5of., 59-62, 69). Da einzelne Porträt-
köpfe daneben handschriftliche Qualitäten offenbaren, die an Holbeins Silberstiftzeichnungen heranreichen, ist auch
in jüngster Zeit wieder die Frage nach dessen eigenhändiger Mitwirkung an der Ausführung aufgeworfen worden150.
145 Thiem, 1960, S. 166,169-175, 222-226.
146 In den Listen der Lehrknaben (seit 1480), der Gerechtigkeits-Verlei-
hungen (seit 1487) und im Verzeichnis der Verstorbenen sind vor 1500
neben Gumpolt Giltlinger d.Ä. die folgenden Meister als Glaser geführt:
Thoman Burckhart (f vor 1495),Presslauer von Speur (1486-1515);
Erhärt Heberlin (1486-1538); Konrad Heberlin (1495); Lorenz Thoman
(41506) und Hans Ost (1493-1536); im 1. Viertel des 16. Jh.: Konrad
Sultzer Jörg Glier (1508-1533), Hans Graff (1510-1532),
Florian Giltlinger, glaßmaller (1510-1547), Hans Braun (seit 1511), Hans
Knoder (1511-1522), Hans Thoman (1515-1533), Cainrat Ötlin
(1514-1516), Endreis Miller (1506-1542), Thoman Heberlein
(1517-1546), Sygmund Ost (1520), Marx Setelin (1521-1532), Lienhart
Heberlin (1523), Laux Beck (1528), Ambrosius Spiegel (1528); vgl.
Vischer, 1886, S. 510-567.
147 Vischer, 1886, S. 571, 574; Thiem, 1960, S. 164L
148 Hier bedürften die Giltlinger zugeschriebenen Glasmalereien in Hall
(um 1490) und Meran (1493) noch einer genaueren Prüfung (vgl. Erich
Egg, Die Haller Glasgemälde und ihre Meister, in: Veröffentlichungen
des Museum Ferdinandeum 31, 1951, S. 90-94, Abb. 2; Thiem, 1960,
S. 176h, Abb. 36L).
149 Falk, 1976, S. 4-10, Abb. 2, 7; vgl. Thiem, 1960, S. 168, Abb. 30-32;
Scholz, 2000, S. 34, Fig. 19.
150 Frenzel, Eichstätt, 1968, S. 22; Becksmann, DGM I, 1995, S. 220.