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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0208

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SCHEIBEN DES 13. JAHRHUNDERTS IN DER SAKRISTEI

203


Fig- 94- Q-Initiale mit Drachenkampf des Hl. Michael
im Psalter der Diözese Bamberg.
Paris, BN, Ms. lat. 17961. Bamberg, 2. Viertel 13. Jh.

angehören und ohnedies nur sehr allgemeine Bezüge ver-
raten, sind inzwischen fest im mittelrheinischen Zacken-
stil verankert und mit weiteren museal bewahrten Rest-
scheiben in Frankfurt, Darmstadt und Brüssel mit guten
Gründen einer Mainzer Werkstatt zugewiesen worden13.
Was dagegen die postulierte Beziehung der Henfenfelder
Scheiben zur fränkischen Buchkunst betrifft, so ist der
von Kautzsch gegebene Hinweis auf Würzburg noch
am ehesten durch den eng verwandten Typenschatz in
einer Reihe illuminierter Handschriften aus dem Umfeld
der »Würzburger Dominikanerbibel« von 1246, mit
ihren breiten, flach modellierten Kopftypen, zu rechtfer-
tigen. In Henfenfeld steht zum Vergleich leider nur noch
das Beispiel des Hl. Michael zur Verfügung, doch auch
dessen seltsam formelhafte, unorganisch nebeneinander
gesetzte Faltenmotive finden im Gewand des Grabesen-
gels im Würzburger Psalter (Textabb. 7) ein überzeugen-
des Äquivalent14; allein die durchgehend anzutreffenden
spitzen, >zackigen< Faltenzipfel der etwas späteren Würz-
burger Buchmalereien sind den Henfenfelder Figuren
noch völlig fremd.
Angesichts der oben angedeuteten engen historischen
Verbindungen Henfenfelds zur oberfränkischen
Bischofsstadt Bamberg wäre freilich zuallererst eine dies-
bezügliche Provenienz der Scheiben erwägenswert15:

13 Hess (wie Anm. n), 1998, S. 152h, und ders., CVMA Deutschland
III,2, 1999, $• 42-
14 Swarzenski, 1936, Nr. 82, 83, 86, Taf. 163 p, 167-169b, 171-178; neu-
erdings Engelhardt, 1987, mit noch umfangreicherem Abbildungsma-
terial.

Fig. 95. Hl. Michael. Henfenfeld, Pfarrkirche, Sakristei.
Bamberg, um 1230/40. - Kat. S. 205.


15 Dies ist erstmals beiläufig von Frenzel, Kaiserliche Fensterstiftungen,
1962, S. 9, erwogen worden, wo die ältesten erhaltenen Beispiele fränki-
scher Glasmalerei in Henfenfeld und Ottensoos als »Ausläufer einer nur
indirekt nachweisbaren Glasmalereiwerkstatt mit dem mutmaßlichen
Zentrum Bamberg (Domverglasung !)« bezeichnet werden.
 
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