NÜRNBERG (wÖHRD) • ST. BARTHOLOMÄUS
327
Fig. 205. ES Chor s II, 4b.
Asphaltlack-Überzug nicht mehr zu beurteilen (mutmaßlich im
19. Jh. ergänzt). Helmzier und ein Gewandstück des knienden
Thomas sind alte Flickstücke aus dem originalen Karmeliter-
Bestand (letzteres in seiner feinzeichnerischen Manier ursprüng-
lich einer der frühen verlorenen Scheiben des Zyklus zugehörig).
Die Bemalung, vorwiegend im Halbton, ist in Köpfen und
Gewändern stellenweise stark abgerieben; Reste der flächig auf-
gelegten Rückseitenmalerei in den Gewändern des Auferstande-
nen und bei Thomas. Vereinzelte Köpfe und Gewandstücke
rückseitig doubliert. Bleinetz unter Verwendung größerer Teile
der alten Verbleiung von Frenzei erneuert.
Ikonographie, Komposition: Die Erscheinung des Auferstande-
nen im Kreise der Jünger und die Bekehrung des ungläubigen
Thomas durch das Weisen der Wundmale wird nur im Johannes-
Evangelium (Io 20, 24-29) erzählt. In Wöhrd sind die zentralen
Figuren des Auferstandenen mit der Kreuzesfahne und des vor
ihm knienden Zweiflers Thomas, dessen Hand eben von Chri-
stus in die Seitenwunde gelegt wird, durch eine dichtgedrängte
Apostelgruppe eingerahmt; konkrete Vorbilder für die unspezi-
fische Komposition lassen sich nicht benennen.
Farbigkeit: Bildbeherrschend der Dreiklang von Rot, im Mantel
des Auferstandenen, Blau im Mantel des Thomas und Grün im
Mantel des Evangelisten Johannes. Daneben und dazwischen
kleinere Partien der Apostelgewänder: Weiß (die Albe des Johan-
nes) sowie von links nach rechts im Hintergrund: Purpurrosa,
Blau-Rot, ein tiefes Blauviolett, mit weißem Pelzbesatz am
Saum, und Gelb. Inkarnate weiß, blaßbraun und rosa; Nimben
silbergelb. Christus trägt die rot-weiße Siegesfahne an gelbem
Kreuzstab. Gelb-schwarzer Fliesenboden; links gelb-schwarzes
Wappen mit hellgrauem Spangenhelm. Rahmung: Grauer Wein-
laubbogen auf roten Kapitellen, schmutzig braun abgedeckten
Pfeilern und violetten Basen.
Technik, Stil, Datierung: Die relativ spröde Ausführung nach
Art des Noli me tangere und der Höllenfahrt in Wöhrd sowie
dem nach Großgründlach verschlagenen Emmausmahl ist im
Thomaszweifel vorzugsweise bei den Köpfen festzustellen (vgl.
Anhang I, S. 5 5 2). Nürnberg, um 1510.
CVMA A 12256, Großdia A 99/72
5a AUSGIESSUNG DES HEILIGEN GEISTES
Fig. 206, Abb. 219
H. 80,5-82 cm, B. 63 cm.
Vor 1835 in Chor nord II, 3b; 1886 nach Chor süd II, 5b
versetzt48; seit 1964 am jetzigen Standort.
Wappen: Unbestimmt. Schild und Helmzier wurden vermu-
tungsweise bereits nach Mitte des 16. Jh. (mit der Überführung
nach Wöhrd) getilgt und durch neutrale blaßrote bzw. violette
Farbgläser ersetzt. Belassen wurde lediglich die ausgeprägt rei-
che Umgebung mit zwei Einhörnern als Schildhaltern und der
um den Schild gelegten Ordens-Kette mit dem Geflecht von
Distelknospen.
Erhaltung: Am rechten Rand unten und oben minimal beschnit-
ten. Abgesehen von den angesprochenen Eingriffen im Wappen,
mehreren mit alten Flickstücken durchgeführten Reparaturen,
besonders am linken Rand, und zwei im 19. Jh. erneuerten Köp-
fen überwiegend alte Substanz. Eine Reihe der ergänzten Scher-
ben im Randbereich und ein doubliertes Stück oberhalb des
Wappenschildes wurden in jüngster Zeit mit kalten Asphaltlack-
Überzügen flächig abgedeckt. Die originale Bemalung ist ver-
gleichsweise gut bewahrt; rückseitige Lasuren besonders im Ast-
werkbogen und in den Köpfen sowie als Damastmuster im
Gewand eines Apostels am rechten Rand. Bleinetz Frenzei.
Ikonographie, Komposition: Die zusammengedrängte Komposi-
tion zeigt Maria wie üblich im Kreis der Apostel, doch lassen
sich - über eine mögliche Vorbildfunktion von Dürers kleinem
Andachtsbuch-Holzschnitt von 1505 (D.40) für die kniende
Haltung der beiden vorderen Apostel - keine unmittelbaren
Bezüge zu den in Nürnberg vorhandenen druckgraphischen Fas-
sungen, etwa mit Schäufeleins Schnitt im Speculum passionis oder
Dürers Kleiner Holzschnitt-Passion herstellen.
Farbigkeit: Maria trägt den traditionell blauen Mantel über pur-
purviolettem Untergewand, flankiert von Petrus in weißem
Fig. 206. ES Chor s II, 5a.
43 Schwemmer, 1933, S- 4G vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
44 LCI, III, 1971, Sp. 332-336.
45 Knappe, Baldung, 1963, S. 67; Abbildung der genannten Zeichnungen
Trauts bei: Joseph ScHÖNBRUNNER/Joseph Meder, Handzeichnungen
alter Meister aus der Albertina und anderen Sammlungen, Bd. I-XII,
Wien 1896-1908, Nr. 669, bzw. Kat. Nürnberg 1961, Abb. 71; Scholz,
Werkstattpraxis, 1991, S. 113L, Abb. 152, mit weiteren zeichentechnisch
verwandten, bis dato anonymen Blättern im Berliner Kupferstichkabi-
nett (Winkler, III, 1938, Anhang Taf. XVII) und im Germanischen
Nationalmuseum (Zink, 1968, Nr. 89).
46 Ähnliches läßt sich immerhin für die Scheibe des Abendmahls im Kar-
meliter-Zyklus nachweisen, für die um 1511 nochmals auf einen Entwurf
Baldungs von 1504 zurückgegriffen worden war (vgl. Textabb. 45).
47 Schwemmer, 1933, S. 41; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
48 Schwemmer, 1933, S. 41; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
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Fig. 205. ES Chor s II, 4b.
Asphaltlack-Überzug nicht mehr zu beurteilen (mutmaßlich im
19. Jh. ergänzt). Helmzier und ein Gewandstück des knienden
Thomas sind alte Flickstücke aus dem originalen Karmeliter-
Bestand (letzteres in seiner feinzeichnerischen Manier ursprüng-
lich einer der frühen verlorenen Scheiben des Zyklus zugehörig).
Die Bemalung, vorwiegend im Halbton, ist in Köpfen und
Gewändern stellenweise stark abgerieben; Reste der flächig auf-
gelegten Rückseitenmalerei in den Gewändern des Auferstande-
nen und bei Thomas. Vereinzelte Köpfe und Gewandstücke
rückseitig doubliert. Bleinetz unter Verwendung größerer Teile
der alten Verbleiung von Frenzei erneuert.
Ikonographie, Komposition: Die Erscheinung des Auferstande-
nen im Kreise der Jünger und die Bekehrung des ungläubigen
Thomas durch das Weisen der Wundmale wird nur im Johannes-
Evangelium (Io 20, 24-29) erzählt. In Wöhrd sind die zentralen
Figuren des Auferstandenen mit der Kreuzesfahne und des vor
ihm knienden Zweiflers Thomas, dessen Hand eben von Chri-
stus in die Seitenwunde gelegt wird, durch eine dichtgedrängte
Apostelgruppe eingerahmt; konkrete Vorbilder für die unspezi-
fische Komposition lassen sich nicht benennen.
Farbigkeit: Bildbeherrschend der Dreiklang von Rot, im Mantel
des Auferstandenen, Blau im Mantel des Thomas und Grün im
Mantel des Evangelisten Johannes. Daneben und dazwischen
kleinere Partien der Apostelgewänder: Weiß (die Albe des Johan-
nes) sowie von links nach rechts im Hintergrund: Purpurrosa,
Blau-Rot, ein tiefes Blauviolett, mit weißem Pelzbesatz am
Saum, und Gelb. Inkarnate weiß, blaßbraun und rosa; Nimben
silbergelb. Christus trägt die rot-weiße Siegesfahne an gelbem
Kreuzstab. Gelb-schwarzer Fliesenboden; links gelb-schwarzes
Wappen mit hellgrauem Spangenhelm. Rahmung: Grauer Wein-
laubbogen auf roten Kapitellen, schmutzig braun abgedeckten
Pfeilern und violetten Basen.
Technik, Stil, Datierung: Die relativ spröde Ausführung nach
Art des Noli me tangere und der Höllenfahrt in Wöhrd sowie
dem nach Großgründlach verschlagenen Emmausmahl ist im
Thomaszweifel vorzugsweise bei den Köpfen festzustellen (vgl.
Anhang I, S. 5 5 2). Nürnberg, um 1510.
CVMA A 12256, Großdia A 99/72
5a AUSGIESSUNG DES HEILIGEN GEISTES
Fig. 206, Abb. 219
H. 80,5-82 cm, B. 63 cm.
Vor 1835 in Chor nord II, 3b; 1886 nach Chor süd II, 5b
versetzt48; seit 1964 am jetzigen Standort.
Wappen: Unbestimmt. Schild und Helmzier wurden vermu-
tungsweise bereits nach Mitte des 16. Jh. (mit der Überführung
nach Wöhrd) getilgt und durch neutrale blaßrote bzw. violette
Farbgläser ersetzt. Belassen wurde lediglich die ausgeprägt rei-
che Umgebung mit zwei Einhörnern als Schildhaltern und der
um den Schild gelegten Ordens-Kette mit dem Geflecht von
Distelknospen.
Erhaltung: Am rechten Rand unten und oben minimal beschnit-
ten. Abgesehen von den angesprochenen Eingriffen im Wappen,
mehreren mit alten Flickstücken durchgeführten Reparaturen,
besonders am linken Rand, und zwei im 19. Jh. erneuerten Köp-
fen überwiegend alte Substanz. Eine Reihe der ergänzten Scher-
ben im Randbereich und ein doubliertes Stück oberhalb des
Wappenschildes wurden in jüngster Zeit mit kalten Asphaltlack-
Überzügen flächig abgedeckt. Die originale Bemalung ist ver-
gleichsweise gut bewahrt; rückseitige Lasuren besonders im Ast-
werkbogen und in den Köpfen sowie als Damastmuster im
Gewand eines Apostels am rechten Rand. Bleinetz Frenzei.
Ikonographie, Komposition: Die zusammengedrängte Komposi-
tion zeigt Maria wie üblich im Kreis der Apostel, doch lassen
sich - über eine mögliche Vorbildfunktion von Dürers kleinem
Andachtsbuch-Holzschnitt von 1505 (D.40) für die kniende
Haltung der beiden vorderen Apostel - keine unmittelbaren
Bezüge zu den in Nürnberg vorhandenen druckgraphischen Fas-
sungen, etwa mit Schäufeleins Schnitt im Speculum passionis oder
Dürers Kleiner Holzschnitt-Passion herstellen.
Farbigkeit: Maria trägt den traditionell blauen Mantel über pur-
purviolettem Untergewand, flankiert von Petrus in weißem
Fig. 206. ES Chor s II, 5a.
43 Schwemmer, 1933, S- 4G vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
44 LCI, III, 1971, Sp. 332-336.
45 Knappe, Baldung, 1963, S. 67; Abbildung der genannten Zeichnungen
Trauts bei: Joseph ScHÖNBRUNNER/Joseph Meder, Handzeichnungen
alter Meister aus der Albertina und anderen Sammlungen, Bd. I-XII,
Wien 1896-1908, Nr. 669, bzw. Kat. Nürnberg 1961, Abb. 71; Scholz,
Werkstattpraxis, 1991, S. 113L, Abb. 152, mit weiteren zeichentechnisch
verwandten, bis dato anonymen Blättern im Berliner Kupferstichkabi-
nett (Winkler, III, 1938, Anhang Taf. XVII) und im Germanischen
Nationalmuseum (Zink, 1968, Nr. 89).
46 Ähnliches läßt sich immerhin für die Scheibe des Abendmahls im Kar-
meliter-Zyklus nachweisen, für die um 1511 nochmals auf einen Entwurf
Baldungs von 1504 zurückgegriffen worden war (vgl. Textabb. 45).
47 Schwemmer, 1933, S. 41; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).
48 Schwemmer, 1933, S. 41; vgl. Inv. 1829 (Reg. Nr. 76).