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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0448

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ERSTVERGLASUNG DES CHORES

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und 1345, überliefert. Ein Eintrag im Würzburger Lehensbuch
um 1348/49 nennt ihn letztmals als Lebenden; 1354 wird er als
verstorben bezeichnet. Die letzten Lebensjahre scheint er im
Rothenburger Spital verbracht zu haben, das er 1337, 1340, 1341
und 1347 mit großzügigen Seelgerätstiftungen bedacht hatte.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Das Stifterbild zeigt Götz
Lesch kniend in anbetender Haltung vor blauem Rankengrund,
gekleidet in einen langen roten Waffenrock mit weiten hermelin-
besetzten Ärmeln über weißem Untergewand, gelben Schuhen
und Strümpfen; am gelben Gürtel ein gelbes Schwert mit bern-
steinfarbenem Griff; die erhobenen Arme in eng geknüpften gel-
ben Ärmeln; Kopf und Beckenhaube weiß, die Hände rosabraun.
Sockelfläche purpurrosa. Breites rotes Rahmenband mit ausra-
dierter Blattranke, darin abwechselnd eingestreut gelbe Rosetten
und hellblaue Rauten, beidseits durch schmale weiße Perlstäbe
gesäumt; im Zentrum der Paßform ein grünes Blatt.
Technik, Stil, Datierung: Setzt man voraus, daß die Fensterstif-
tung zusammen mit weiteren Seelgerätstiftungen zu Lebzeiten
des Ritters Götz Lesch erfolgte (nichts deutet auf eine Vermächt-
nisstiftung hin), dann müßte das Fenster vor 1349/54, also ver-
mutlich noch in den vierziger Jahren entstanden sein, eine Datie-
rung, die auch dem Stilbild angemessen erscheint (vgl. hierzu
S. 440-442). Mutmaßungen hinsichtlich einer späteren Entste-
hung der Stifterscheibe, erst nach 1400, wie sie von Sherrill
und Schützenmeier geäußert wurden, halten dem technischen
und stilistischen Befund des Feldes nicht stand, das sich ohne
Einschränkung mit dem Restbestand des Fensters verbinden
läßt.
CVMA A 11117, Dia A 57(MF)
1/1’b HL. JAKOBUS MIT KNIENDEN PILGERN
Textabb. 3, Fig. 316, Abb. 327
H. 96,5-97 cm, B. 43-44,5 cm; Kopfscheibe: FI. 40, B. 45,5 cm.
Inschriften: Im senkrecht verlaufenden Schriftband in gotischer
Majuskel: S(ANCTUS)-IACOBVS-
Erhaltung: Überwiegend alt. Abgesehen von wenigen frühen
Reparaturen - der Heiligenkopf, der wohl aus anderem
Zusammenhang hierher versetzt wurde und vereinzelte kleine
Flickstücke aus altem Glas - bleiben die Ergänzungen Kellners
und Zettlers auf den Randbereich, Rahmen und Hintergrund,
besonders der Kopfscheibe, beschränkt. Verbräunung weißer
und gelber Gläser. Bleinetz Zettler.
Ikonographie: Zeitgleichen Pilgerzeichen oder Siegeln von Pil-
gerbruderschaften vergleichbar erscheint der Heilige als Apostel
mit adorierenden Pilgern zu seinen Füßen. Während Jakobus
außer dem Buch als spezifisches Attribut nur die Muschel beige-
geben wurde, dienen die sonst üblichen Accessoires (breitkrem-
piger Hut mit Muschel, Wandertasche und Stab) zur Charakteri-
sierung der kleinen Gruppe von Pilgern.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Jakobus steht frontal in
rotem Mantel mit schmutzig gelbem Innenfutter, weiß gegürtet
über flaschengrüner Tunika vor blauem Blattrankengrund; Buch
und Muschel weiß; Inkarnate blaß rosabraun, Haare gelb, Nim-
bus rot; Titulus mit weißer Schrift auf rotem Grund. Pilger: links
außen weiß, ein zweiter grauviolett mit weißen Ärmeln, davor
ein dritter in purpurrosa Mantel, Tunika und Pilgerhut hellblau,
mit weißem Stab; Inkarnate blaßbraun. Bodenfläche purpurrosa
marmoriert, auf gelb/rot/weiß gegliedertem flachem Sockel. Bal-
dachin blaßgelb mit bernsteingelber Schrägseite; Dachprofile,

Fialen und Kreuzblume vorne weiß, rückwärtig gelb, mit blaß-
gelbem Giebelfeld; Ziegel rot. Hinter der Bekrönung grüner
Rankengrund.
Umlaufend breiter Rahmen: innen schmales weißes (stellenweise
gelb ergänztes) Perlband, dann breite Mittelborte mit wechselnd
weißen Eichenblättern und weiß besamten roten Blütenrosetten
vor grünem Grund; am äußeren Rand umlaufend gelber Blatt-
stab mit filigranen Efeublättern.
CVMA A 11119, Dias A 5 8/61 (MF)
1/1’c HL. ELISABETH VON THÜRINGEN MIT
KNIENDEM STIFTER (?) Textabb. 3, Fig. 314, 316, Abb. 327
H. 67 cm, B. 44,5-45 cm; Kopfscheibe: H. 40 cm, B. 45 cm.
Inschriften: Im senkrecht verlaufenden Schriftband in gotischer
Majuskel: S(ANCTA)-ELIZABET-
Erhaltung: Im Kern alter Bestand. Ältere Flicken und Ergänzun-
gen (überwiegend Kellner) in Mantel und Untergewand der Hei-
ligen, im Habit des knienden Ordensritters, Sockel, Hintergrund
und Rahmung vermögen das gute Gesamtbild kaum zu beein-
trächtigen; Verschiebung des in der Kopfscheibe abschließenden
Architekturgiebels durch ein vertauscht eingebleites grünes Glas
mit Rankengrund am oberen Rand des Rechteckfeldes. Verein-
zelte Ergänzungen (das gelbe Mantelfutter unterhalb der Arme
Elisabeths) wurden noch in jüngster Zeit mit kalten Überzügen
versehen; verwitterungsbedingte Transparenzminderung im pur-
purvioletten Mantel Elisabeths; in weißen und gelben Gläsern
beginnende Verbräunung. Die Bemalung - insbesondere der
Köpfe - ist weitgehend intakt. Verbleiung Zettler, einschließlich
mehrerer störender Sprungbleie im Kopf Elisabeths.
Ikonographie: Als Mitpatronin des Deutschen Ordens, dem die
Jakobskirche seit 1258 unterstand, beansprucht die Hl. Elisa-
beth, Tochter des Königs von Ungarn und Gemahlin des Land-
grafen Ludwig von Thüringen, neben dem Titelheiligen Jakobus
einen der beiden zentralen Plätze am Fuß des Achsenfensters.
Anstelle des Bettlers, der Elisabeth für gewöhnlich als indivi-
duelles Attribut beigegeben wurde, um ihre Mildtätigkeit gegen-
über den Armen und Kranken hervorzuheben, erscheint hier ein
vornehm gekleideter Ordensritter(?) in adorierender Haltung

69 Wentzel, CVMA Deutschland I,i, 1958, S. 31; Becksmann, 1988,
S. 136; Suckale, 1993, S. 137-139.
70 OlDTMANN, 1896, S. 235h
71 Vgl. den vollständigen Abbildungsapparat bei Drachenberg,
CVMA DDR 1,2, 1983, zu den Fenstern nord II und IV (besonders Abb.
376-380, 482). Umschriften zeigen allerdings auch die um 1360 entstan-
denen Langhausfenster in Königsfelden (Maurer, 1954, S. 235-239,
Abb. 207, 21 if.).
72 Zur Diskussion der Nürnberger Provenienz besonders der Erfurter
und Mühlhausener Fenster vgl. zuletzt ausführlich und treffend Rich-
ter, CVMA Deutschland XVI, 1993, S. XL-XLIX, 77-83, und
Scholz, 1994, S. XLIVf., 32-35 (jeweils mit älterer Literatur). - Die den
Meisterlisten und Losungslisten entlehnten Meisternamen sind bei
Frenzel, 1954, S. 110-113, zusammengestellt.
73 Becksmann, DGM1,1995, S. 150.
74 Suckale, 1993, S. 139, Abb. 123; vgl. Strieder, 1993, S. 12-17, Abb.
5-7-
75 Schnurrer, 1977/81, S. 42-49. Die Identifizierung steht außer Frage,
da das zugehörige Wappen in id auf dem Schwertgriff des Stifters eigens
wiederholt wird.
 
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