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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Schwäbische Biographien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0026

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18

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statuarisch nur durch eineu ordentlichen
Doktor vertreten, der kein Laie sein
durfte.*) Seit 1450 versah diese ordent-
liche Lehrstelle der Medizin Doktor Johannes
de Swendin ; als aber dieser am 22. Dez.
1464 starb, wnrde Knab sein Nachfolger. ^)
Damals standen an der Spitze der medi-
zinischen Fakultät meistens Lehrer, die auf
italienischen Universitäten gebildet worden
waren. Nach Thorbecke a. a. O. S. 79*),
Anm. 245 hat nun Erhard Knab an der
Universität Bologna studiert. Doch
konnte die Zeit seines dortigen Aufenthalts
nicht festgestellt werden. Freilich ist sein
Name weder in den »/^ctn nationis
Oermanicne nniverZltntis Lononiensm«
noch in G. Knods biographisch. Index
hiezu: „Deutsche Studenten in Bologna"
(Berlin bei Decker, 1899) zu finden; es
wäre aber immerhin nicht unmöglich, daß
er in den Matrikeln neben hinuntergerutscht
ist, was zuweilen, wenn auch selten, vor-
kam. Znm zweitenmal bekleidete er das
Amt eines Rektors der Universität Heidel-
berg 1465/66, znm drittenmal im Jahre
1470 und selbst noch ein Viertesmal
1476/77. Im Jahre 1471 verfaßte er
mit Mag. Bartholomaeus v. Etten und
Conrad Schelling, Leibärzten des Kur-
fürsten, auf Befehl des letzteren eine
Apotheker ordnnng, die früheste und
interessanteste Pharmacopoe, welche noch
vorhanden ist. ^) Als erster Lehrer der
medizinischen Fakultät war Knab zugleich
Arzt der Universität. H Auch besaß er als
erster Professor der Medizin ein Kanonikat,
mit dessen Erträgnissen noch die Einnahmen
einer Wimpfener Pfründe vereinigt wurden;
letzteres wurde als Privilegium pro orcki-
nario iVleckicinne Ooctore von Kurfürst
Friedrich I. anno 1457 bestätigt. ^)
Ueberhaupt waren damals noch sämt-
liche ordentliche Lehrer der Universität

0 Thor decke, Die älteste Zeit der Univers.
H., S. 95.
2) Thor decke, a. a. O. S. 78*), Anm. 241
b) Hautz, a. a. O. I, S. 299 f. Abgedruckt
in der Vereinszeitung des allgemeinen Deutschen
Apothekervereins 1857, Nr. 4, S. 58 ff. und
Mone, Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins II,
276 ff.
Thorbecke, a. a. O. S. 97.
b) Hautz, a. a. O. I, 298 f. Thorbecke,
S. 95/

Kleriker und hatten geistliche Pfründen
inne. Dagegen that schon Kurfürst
Friedrich I. (1452—1476) beim Papst
Sixtus IV. Schritte, daß wenigstens in
der medizinischen Fakultät eine Lehrkanzel
mit einem Laien besetzt werde. Allein
dieser Versuch gelang erst seinem Nach-
folger Philipp (1476—1508). Dieser
suchte schon zu Lebzeiten des Professors
Knab, der 1479 sehr betagt war, bei der
Universität durchznsetzen, daß ein Laie zu
dessen Nachfolger ernannt werke, was
aber von seiten der Universität anfangs
abgelehnt wurde. Ehe die Angelegenheit
erledigt wnrde, starb Erhard Knab am
^8. JannawU.4V4v Noch am gleichen Tage
wählte die Universität den Kanonikus zu
St. Paul in Worms, Martinus Rencz
von Wiesensteig, zum ersten Professor der
Medizin, was zu einem langen Streit mit
dem Kurfürsten führte. Letzterer wollte
den Laien Johannes Jodocus mit dieser
stelle betrauen. Doch setzte er es 1482
mit Hilfe des Papstes durch, daß Joh.
Jodocus einen Lehrstuhl an der medizini-
schen Fakultät erhielt. Nencz und Jodocus
verständigten sich, und ersterer behielt die
erste Professur, letzterer wurde mit der
zweiten Professur betraut. *)
Erhard ^nab war somit der letzte geist-
liche Professor der medizinischen Fakultät
in Heidelberg, der noch keinen Laien als
zweiten ordentlichen Professor neben sich
hatte. Bei der Universität stanv er in
hohem Ansehen, und sein Tod war für
diese ein großer Verlust. Ein feierliches
Leichenbegängnis wurde ihm veranstaltet.
Der damals berühmte Professor der Theo-
logie, Pallas Spangel, ein bedeutender
Redner, hielt die Leichenrede. Der Zwie-
falter Chronist ?. A. Sulger berichtet hier-
über 3<ä nnnurn 1480 t »Oiern clarmit
extrernurn excelientissimns Neckicinne
Ooctor Orlrarclus Xnapp cle ^rvilaiten
krokesZor OaickelberAensis, cui illustris
ea Oniversitas reli^iosis exec^uiis
parentnvit perorante celebri Ooctore
Unliante. Orationm Iroc erat exorckiurn :
5i llorentissimunr Oaickelber^enZe in
rapax et irnplncndile Intunr etc.«

') Hautz, a. a. O. I, S. 340 ff. Becker,
Zur Geschichte d. mediz. Fak. in Hdlbg. 1876.
S. 8.
 
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