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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

DOI Artikel:
Mayer, Franz Xaver: Zur Geschichte der Gegenreformation in den Komburgischen Pfarreien Steinbach (b. Schw. Hall) und Gebsattel, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0083

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75

worhafften Weitherzigen bericht, auch so
geringfüger Verrichtung khain vngeuad
schöpffen, Sonnder gegen dem hochwürdigen
meinen gnedigen fürsten vnd Herrn von
Würzbnrg vnderthenig entschuldigen, vnd
Zu beharrlichen gnaden comnaenckieren
helffen. Denselben hiemit Zu gnaden mich
ganz Vnderthenig, vnnd vnnß (— uns)
samptlich dem schirm deß Allmechtigen ganz
seeligklich empfehlende. Datum Chomberg
den 24. Jannarij 1598.
Vorladung und Vernehmung.
Nach diesem Bericht wurden (am 27. No-
vember 1598) die O st e r r eni t e n t e n
nach katholischem Ritus, 30 an der Zahl,
vorgeladen, examiniert und ist „Ir Anssag
beschrieben worden wie volgt". Dann
folgen die Aussagen eines jeden. Einzelne,
wie Joh. Georg Boos und Frau, Se-
bastian Schwei ckher, wollen evangelisch
bleiben die ersteren wollen nach dem
Winter ihr Domicilium verlegen, erbieten
sich aber, unärgerlich sich verhalten zu
wollen. Letztere geben-hiezu keine Ant-
wort. Andere, z. B. Georg Strobel,
ein Knecht, und seine Hausfrau, wollen
außerhalb in Dienst gehen; wieder andere
versprechen, ans Weihnachten zur Kom-
munion zu kommen, so Hans Jakob
Heller, Kramer, Marg. Kist weins
drei Töchter. Einige sind in der Zwischen-
zeit von Ostern bis November kalholisch
geworden: Hans Pfalzgrafs und sein
Weib, Michael Senn gel, der alt Hirt,
und sein Weib, Jrenäns Simon Kibler
und seine Hausfrau; auch wollen sie ihre
Kinder in die Kinderlehr schicken. Michael
Fromm will sein Weib nicht mehr aus-
laufen lassen. Kilian Schwendt,
Schultheiß, sagt: seine Tochter sei kränk-
lich, deswegen sei sie nicht erschienen,
werde aber ans Weihnachten kommen ; sein
Sohn von 10 oder 12 Jahren sei noch
zu unverständig. Kilian Hofmann, der
Ziegler, bittet um Zeit zum Ueberlegen.
Klauß Kochendörfer sagt von seinen
Kindern, sie müssen sich einmal wo anters-
hin verheiraten, und dann finden sie als
Katholiken kein Unterkommen. (Pfarr-
registratur.)
Von den nächsten Jahren konnten wir
über die Fortsetzung der Gegenreformation
in Steinbach nichts anffinden. Auch sind

keine Ausweisungsbefehle vorhanden gegen
diejenigen, welche Bedenken tragen, zur
katholischen Konfession znrückznkehren. Daß
aber die Gegenreformation fortgesetzt
wurde, zeigt ein Schreiben 1603 (vom
28. Jannarij vom Senior und Kapitel in
Kombnrg an Georgio Schweikhart,
Chorherrn zu Hang in Würzbnrg, Geist-
lichen Rat und Vicnr in spiritunlibuL
folgenden Inhalts: Unser Stiftövikar und
Pfarrer zu Steinbach, Joannes Wolf-
ganguö Schön leb er, sollte „vff die
nunmehr Im Fleckhen alda völlig ervolgte
Reformation ain ordentliche licentinrn
nbsolvencki nb llneresi" vom Bischof
von Würzbnrg als Ordinarius haben, wie
dieselbe seinen Vorgängern erteilt worden
sei. Daher wurde die Bitte angefügt,
demselben mit Lommenckn prout rnoris
et st^li zu willfahren (ibiäern).
Bericht von 1 623.
Caspar Gaß, Unroclrus von Steinbach
und zugleich Chorvikar, berichtet (18.Jnli)
über „Mängell u. beschwernussen wegen
der pfarr Steinbach" unter anderem fol-
gendes für die Kenntnis der damaligen
Zeit von Interesse:
1. Die lesta Lnnctorunr werden von
einzelnen Einwohnern schlecht geheiligt;
sie lassen von Bauern Holz führen, die
Schmid beschlagen den Hektischen und den
Bauern, warten zu Haus ihrem „gebäch"
ab, stehen unter dem „Ampt der hl. Mess
heraussen unter der Linden, treiben ihr
geschwetz und kommen nicht zum halben
Ampt".
2. Die Gotteslästerung bei den heiligen
Sakramenten werde von etlichen von ihnen
„nnhr der mundt aufs gehet, ohne alle
scheue seer getrieben".
3. Das Langhaus der Pfarrkirche hat
„vbersteigens u. deckens wol vonnöten".
4. „Were nützlich u. gut ein behälter
in die sacristey zu den Meßgewanden, dan
solche in der druch liegen u. gantz dunstig
werden".
5. Eine Laterne von Horn „ansf ein
stäblein in llonorenr venernbilm 8crti
(sanrnlnenti), 6um ncl /^eZrotos incentes
ckelerri solet", könne nicht unter einem
Thaler gemacht werden, „das fänlein
sei bei der handt". (Also feierliche Ver-
sehgänge mit Fahne und Laterne.)
 
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