Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

DOI Artikel:
Reiter, Joseph: S. Markus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0135

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
127

jetzt evangelischen Ortschaften waren dem
hl. Mcnkns gewidmet die Pfarrkirchen zn
Althengstett (Maria und Martin) und
Markbronn bei Blanbeuren, die Gottes-
ackerkirche zn Großglattbach (1403) und
die abgegangenen Kapellen zu Langenau und
Schorndorf. In Hohcnzollern begegnen
wir dem hl. Markus in der Pfarrkirche
zu Stein bei Hechingen. vr. Bessert
sagt, daß unser Evangelist im 9. Jahr-
hundert von Reichenau ans zu besonderen
Ehren gelangt sei und daß sein Patronat
von Besitz des Klosters Reichenau zeuge.
Dieses trifft zn bei Binsdorf, welches 843
mit Reichenanischem Besitz genannt wird.
Wenn sodann ein Bischof Noting das ge-
nannte Kloster mit einem Teil von
Stammheim, Möttliugen und Hirsau be-
gabt hat, so könnte man in dem Kirchen-
heiligen von Alihengstett, der Stammheim
benachbarten Mnlterkirche von Calw und
Hirsau, einen gewissen Hinwe's darauf
erblicken. Möglicherweise war Reichenau
auch in Mariazell begütert. — In Sießen
bei Sanlgau könnte der hl. Markus von
den Dominikanerinnen zum Patron aus-
erwählt wordeu sein; daneben ist aber zn
beachten, daß Reichenau schon in der
frühesten Zeit in Saulgan Besitz gehabt.
Hat die Kirche zu Dettingen bei Urach,
welche den hl. Pankratius und den hl. Hip
polyt als Patrone verehrte, noch den
hl. Markus als Nebenpatron gefeiert? Im
Bejahungsfälle könnte man fragen, ob sich
hierin nicht ein Einfluß zeige von dem
Marknsstift in Butzbach, Mainzer Diöcese,
welches in einer Urkunde vom Jahre 1477
mit Dettingen und dem Chorherrenstift zn
Urach genannt wird. (Württ. Geschichts-
qnellen II S. 522.) Nach Beck („D.-A."
1898, S. 138) wurde früher nach Det-
tingen zu S. Markus gewallt.
Großglattbach kam 1308 an die Pfalz-
grafen zu Rhein; sollte etwa S. Markus
zu Heidelberg das Patronat in Großglatt-
bach bestimmt haben?
Die Kirche zu Markbronn (Markns-
brunnen? Grenzbrunnen?) steht bei der
Marknsqnelle, zu welcher man wallfahrten
soll. — Eigenartig liegen die Verhältnisse
bei Großeislingen. Nach einer freund-
lichen Mitteilung des Herrn Pfarrers
Prinz sagt die Pfründbeschreibung über
den Kirchenpatron folgendes: „Die alte

Kirche war ursprünglich der allerseligsteu
Jungfrau Maria geweiht, wie es auch in
den alten Registern heißt: Unserer l. Frauen
Kirche zu Groß-AsUngen. Durch die
Schnörkel in den alten Rechnungen irre-
gesührt, wurde im 18. Jahrhundert ans
der Marienkirche eine Markuskirche, in-
dem statt Mariä Marci gelesen wurde.
Bischof Reiser hat, bei der Konsekration
der Kirche darauf aufmerksam gemacht,
bestimmt, daß Markus Patron der Kirche
bleiben soll." Diese Angabe der Pfrüud-
beschreibnng kann in ihrem ersten Teil
richtig sein, muß aber nicht ohne weiteres
als richtig angenommen werden. Wir
möchten geltend machen, daß alle Kirchen
in gewissem Sinne als Marienkirchen be-
zeichnet werden können, sofern ja in den
Urkunden über die Erbauung oder Ein-
weihung einer Kirche regelmäßig gesagt
wird, daß die Erbauung oder Einweihung
zu Ehr-tzn der Mutlergottes geschehen sei.
Wenn sodann der Nachweis geführt werden
könnte, daß Markus schon in der frühesten
Zeit Patron der uralten Kirche zn Groß-
eislingen gewesen sei, dann möchten wir
noch einer besonderen Vermutung Raum
geben. Die Gemahlin König Heinrichs
von Hohenstaufen, des Sohnes Kaiser-
Friedrichs II., Margarete, welche nach
ihres Mannes Tod, 1242, eine Zeit lang
bei S. Markus zu Würzbnrg als Nonne
lebte, schenkte im Jahre 1248 ihre Königs-
krone dem Dominikaner Hermann (ehe-
maliger Dominikanerprior in Würzbnrg),
um daraus eine milde Stiftung zu machen,
mit welcher drei Klöster, das der Prediger
in Eßlingen, der Nonnen in Weil und
in Sirnan bedacht wurden. Könnte nicht
diese Königin die Kirche in Großeislingen
in der Nähe der hohenstaufischen Stamm-
burg auch mit Gütern begabt und den
hl. Markus zum Patron derselben gewählt
haben? Und würde eine derartige An-
nahme nicht zu der Thatsache passen, daß
die Nechberg, an welche der größere Teil
des Ortes Großeislingen kam, denselben
dem Bischof von Würzburg zu Leheu
auftrngen? Wir wissen wohl, daß man
mit derartigen Kombinationen weit neben
das Ziel schießen kann, allein warum
sollte man sie in Ermangelung einschlägiger
Dokumente u priori abweisen?
S. Markus ist Patron der Abtei Grauff-
 
Annotationen