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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

DOI Artikel:
Brehm, Karl: Klosterzucht in Obermarchthal, Weißenau, Roth und Schussenried während des Mittelalters, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0142

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134

Tag und Nacht betrunkenen Laienbrüder
bas Kloster zeitlich und geistlich schwer
schädigte. Da der Abt der Anmaßung
der Konversen nicht entgegentrat, erhoben
sich die Kleriker gegen sie, um dem Unheil
zu steuern; aber es kam nur zu nutzlosen
Prügeleien. Murer sah im Kloster noch
ein Gemälde mit der schmausenden Brüder
Namen: Mest, Faist, Ohnsorg u. s. w.,
wohl den Kneipnamen derselben. Walter
wurde 1270 für seine Gleichgültigkeit ab-
gesetzt. st Bis 1308 sah Weißenau sechs
Aebte, von denen keiner die gesunkene
Zucht und Verarmung des Klosters zu
heben vermochte.
Abt Johanns Thätigkeit seit 1308 ließ
das Beste hoffen. Doch vergebens! In
den Kämpfen Ludwigs des Bayern wurde
das päpstlich gesinnte Weißenau zweimal
geplündert, der Konvent nach allen Rich-
tungen der Windrose zerstreut. Als die
Kriegsstürme vorüber waren, „xmuci
krntres poterLirt se nmplius coutinere
et, <gui mauerunt, vixeruust ul volue-
ruul. 2) Hatte Abt Johann schon 1326
dem Konvent die Einkünfte der Kirche
von Weißenau als Soudereigentum zu-
gewiesen, so erlaubte 1349 der General-
abt von Premontre dem Abt Burkhard
Hollbein, Erbschaften anzuuehmen, zu er-
heben und ans Lebenszeit als Privat-
eigentum zu besitzen. 1353 schloß dieser
ein Gebetsbündnis mit Steinheim, das
aber auch den weiteren Zweck hatte,
„carWn peuuriue, correctiouis, doctriime"
einigen Brüdern gegenseitig Aufenthalt zu
gewähren. H Bis gegen 1390 blieben
Zucht und Ordnung ziemlich unbekannte
Dinge in der Minderem. Daun aber
machte Abt Rudolf von Küpfenberg, ein
Eiferer für die hl. Regel, ernstliche Re-
sormversuche, woraus arge Mißhelligkeiten
zwischen Abt und Konvent entstanden, in
denen sich schließlich dreizehn Konventualen
thätlich am Abt vergriffen: Hainricus
Arzat, Cunradus Absrüt, Joh. Seger,
Burkhard Hägelin, Heinr. Altorf, Joh.
Volmar, Manz Vade, Nlr. Wanner,
Petrus Städeli, Joh. Gremlich, Joh.
Huutpiß, Jac. Jnsenbach und Petrus
Krumb de Wingarteu, während die Brüder
0 p. 170, 172 f. John 37.
st 0. p. 211, 218. John 63.
st O. x. 217 f. und 222 f.

Nudofl Kizsel, Fridericus Wolfegger, Cour.
Härdler, Nicolaus, Michael Gisterkern
und Heinr. Walther zum Abte hielten.
Da die Untersuchung beiderseitige Ver-
fehlungen ergab, wurde Rudolf nahege-
legt, „propter cnusas evidentes et
rntionadiles" abzudanken. H An seine
Stelle trat Gerung, ein Ordensmanu von
altein Schrot und Korn, wie ihn Weißenau
nötig hatte. Bei seiner reformerischen
Thätigkeit erfuhr er hartnäckigen Wider-
stand. Einzelne Kanoniker machten sich
unsagbarer und unerträglicher Exzesse
schuldig, so daß 1399 Bischof Marquard
von Konstanz ihm erlaubte, die weltliche
Macht gegen sie anzurufeu. Schließlich
krönte seine Mühen doch der Erfolg, den
1423 bei seiner Abdankung wegen hohen
Alters und körperlicher Gebrechlichkeit auch
seine Untergebenen anerkannten: „eccle-
sinm /tri§ieuserrl nute eius promotio-
nem pens kuuditus dilnpidntum et
destructnm ne utro^ue re^imine orbn-
tnm intus et koris tnm in spiritunlibus
c^unnr in tempornübus bene et notn-
biliter rexit et ^ubernnvit et eidenr
snlubriter prnekuit et proluit, ne (guasi
novus Aubernntor eiusdenr eundeni
rexit et rekornmvit." In denselben
Tagen erklärte der Visitator Jakob de
Hemiuez den Zustand von Weißenau für
durchaus befriedigend und lobenswert.
Gerungs Nachfolger, Joh. Fuchs von
Markdorf, war ein demütiger Ascete, Ver-
einen Bußgürtel trug, auf bloßem Boden
schlief und ein fast knickerischer Haushälter
war. Denn um keine Gäste beherbergen
zu müssen, teilte er seine Wohnräume mit
seiner Dienerschaft. Aus der Zeit, da
er Kellermeister gewesen war, stand er im
Rufe eines gewiegten Weinpantschers. Als
Abt gab er den Chorherren die Erlaubnis
zu Ausgängen nur vor dem Frühstück,
damit sie so ihr tägliches Einkommen ver-
lören. 1430 wies er dem Konvent neue
Einkünfte für Schuhwerk, Kleidung und
Betten zu?) 1448 wurde der Chorherr-
Simon Sattler in Geschäften nach Roggen-
burg geschickt, wo ihn die Lust anwandelte,
nach Rom zu pilgern und dort sein Glück
st 0. x. 236 ff. John 67.
st I,. p. 239, 241 f., 252, 265. John 68
nnd 71 ff.
st O. p. 264, 258 ff. John 75.
 
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