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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [15]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0149

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- 141

Roggen; dagegen haben wir überliefert
100 Zentner 25 Pfund Fleisch, 1706
Zentner 45 Pfund Heu, 108 Zentner
58 Pfund Stroh, 1203 Sacke Haber.
Keiner von allen Artikeln ist wahr; aber
wer will wissen, wie die Franzosen ge-
rechnet haben? Wenn man die Schuldig-
keit des Kerns und Roggens von den
überlieferten Artikeln nach geringem An-
schlag abzieht, so sollten wir noch wenigstens
10 000 fl. herausbekommen; allein H.
Frings sagt uns, es werde aus einer
Zurückbezahlung sckon gar nichts, was
wir im voraus wissen.
Die Eskadron Husaren ist ins Kloster
und in den Flecken verwiesen; wenn wir
nur 70—80 Mann einqnartieren stlleu,
wissen wir nicht, wohin. Es wurde also
in einer Konferenz bestimmt, daß Wein-
garten 150 Nationen Haber und Heu
geben, 50 fl. bezahlen und die 5 Offi-
ziere übernehmen solle; die Landvogtei,
weil aus sie keine Anweisung da war,
giebt 25 sl., der Flecken besorgt Pferde
und Mannschaft.
Die Franzosen versprachen öffentlich,
die marschierenden Truppen ans den Maga-
zinen verpflegen zu wollen; allein alle
Stände im Arrondissement des Kommissärs
Nicolau zu Lindau sind einbernfen worden,
um 15 000 Zentner verschiedene Magazins-
artikel entweder zu kaufen oder ans Wagen
sogleich nach Schafshausen zu führen.
Weingarten muß daran 1363 Zentner
übernehmen.
Oberst Nennant brachte eine Chaise von
Kempten mit sich hieher, welche eiserne
Achsen und messingene Büchsen hatte;
diese ließ er wegnehmen und durch hölzerne
ersetzen, verwendete sie zur eigenen Chaise
und schickte so geplündert die Kutsche nach
Kempten zurück. Dazu will er den Leuten
weiß machen, er hätte sich so mit jemand
in Kempten abgefunden. Lnmpenstreiche!
Ein großer Teil der Truppen führt
sich bei seinem friedlich sein sollenden
Durchmarsch weit schlimmer auf als selbst
im Kriege. Die Ursache liegt hauptsäch-
lich darin, weil die Leute mißvergnügt
waren, nun, da sie Frieden und Ruhe
hofften, an verschiedene Grenzen Frank-
reichs gegen Spanien, Holland rc. mar-
schieren zu müssen. Und überhaupt wollen
alle die Säcke füllen und Flegelhenke halten.

, Tie Husaren-Eskadron von Nr. 6 geht
^ heute am 13. April von hier nach Wangen.
Ans Mittag kommen schon wieder andere
Gäste, nämlich 27 Munitionskarreu mit
mehr als 80 Pferden; die Hälfte wird
im Kloster, die andere Hälfte im Flecken
einqnartiert.
Ans Memmingen kommt vom dortigen
Kriegskommissär der Befehl, man solle so-
gleich dort erscheinen oder dem jungen
Herrn von Lapin Vollmacht geben — es
sei darum zu Ihn», das noch vorrätige
Magazin entweder zu kaufen oder weiter
zu führen. Man antwortet, daß wir in
das Lindaner Arrondissement gehören; ob
er sich damit begnügen lassen wird, müssen
wir erwarten.
Man hat erfahren, daß die Kriegs-
kommissäre Ordre haben, die Magazine
dahin führen zu lassen, wo sie glauben, sie. am
teuersten verkaufen zu können. Man ist
also der Willkür dieser Herren ganz preis-
gegeben, und wenn sie z. B. in Schaff-
hausen nicht verkaufen wollen, so müssen
die Stände wieder alles aufladen, dafür
gut stehen und nach Hüningen, Mainz w.
transportieren. Um dieser fürchterlichen
Plage ausznweichcn, kaufen die Stände
gezwungenerweise um jenen Preis, den die
Kommissäre fordern, markten und handeln
lassen diese nicht. Es stehen dann so-
gleich Juden und Kanfleute da, welche
den Ständen die Naturalien gegen einen
starken Rabatt abnehmen.H.Pfister etOomp.
zu Lindau z. B. verlangten 29 Prozent.
Die Stände sind im Zwang; es ist kein
anderes Mittel, als den Kommissären zu
bezahlen, was sie fordern, und dann mit
den Jndenseelen abzukommen. Alle im
eroberten Schwaben befindlichen Magazine
seien den Verpflegsbeamten an Zahlnngs-
statt und zur Belohnung ihrer geleisteten
Dienste überlassen. Wie die Kommissäre
vergeben, habe Moreau selbst die Preise
folgendermaßen bestimmt:
krcs. cents.

Kern p. Ztr.M —
Mischlfrncht.10 —
Gersten oder loggen. 8 —
Gebeutelt Mehl.11 50
Mischl-Mehl.10 —
Nicht gebeutelt Mehl. 0 —
1 Pint Branntwein cls braue« . . 1 75
1 Landbranntwein .... — 60

Heu p. Ztr.
 
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