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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0081

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Abhandlung: Kritische Streifzüge auf dem Gebiet der Aesthetik. II. Die
verschiedenen ästhetischen Standpunkte in der Kunstwissenschaft. (Forts.)

Korrespondenzen: II) St. Petersburg, in, Februar. (Wiederberusung
des Vicepräsidentcn rc.) — II. Braun schweig, im Februar. (Aus
Howaldt's Atelier.) — Q München, Ende Januar. (Schwind's Ge-
schichte von der schönen Melusine. Schluß.) — v. 8 Weimar, im
Februar. (Verlat. Schluß.) — 8 Rom, Ende Januar. (Einfluß des

Koncils auf die religiöse Malerei :c. Forts.) — n. München, im
Februar. (Karl Millner.) — R. Düsseldorf, Mitte Februar. (Aus-
stellungen von Bismeyer & Kraus und von Schulte.)

Kunst-Chronik: Lokaluachrichten aus Berlin, Leipzig, Weimar, Hannover,
Wien, Rom, London, Konstantinopel.

Kunstkritik: Die internationale Kunst-Ausstellung zu München. II. Die
Plastik. (Forts.) — AuSstcllungskalcnder.

1’ 15ter Jahrgang.

I M 9. ?


Herausgegeben und redigirt von

Zllax 8chaster.

27. Februar

187«

Preis des Journals pro Quartal 1% Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)


Kritische Streifzüge auf dem Heöiet der Aesthetik.

II. Die eerschiedeiieii ästhetischen Standpunkte in der ünnstivilsenschast.

(Fortsetzung.)

4. Die wissenschaftliche Aesthetik.

(Fortsetzung.)

^ m Großen und Ganzen haben wir von
Hrn. Lotze's Auffassung der verschie-
denen ästhetischen Kardinalfragen den
Eindruck erhalten, als ob er ungefähr
auf dem Standpunkt der englischen
Aestheliker der 18. Jahrhunderts, na-
mentlich Home's, stehe, dessen Alpha
und Omega, wie eigentlich die ganze
Philosophie der Engländer und Schot-
ten, die „Erfahrung" ist. Nun
ist es das Eigenthümliche dieses auf
die Erfahrung rekurrirenden Reflekti-
renS, daß wenn es diesen Ausdruck
im objektiven Sinne nimmt, d. h.
wenn es unter „Erfahrung" den Inhalt des Objekts, als
eines durch die Wahrnehmung der Sinne gegebenen, versteht,
sofort auf das Subjekt zurückgegangen werden muß, indem

die Reflexion gezwungen ist, die Form des Wahrnehmens, wo-
durch die objektive Erfahrung bedingt ist, zu untersuchen; daß
dagegen, wenn vom Subjekt begonnen wird, ebenso nothwendig
der Inhalt des Wahrnehmens als durch das Objekt bedingter er-
kannt, also wieder auf das Objekt rekurrirt werden muß. So
wird der reflektirende, mit dem festen Gegensatz zwischen Sein
und Denken behaftete Verstand fortwährend, sobald er eins der
beiden Entgegengesetzten festhält, in das andere Hineingetrieben.

Auf dem ästhetischen Gebier nimmt diese Differenz die Forin
des Widerspruchs zwischen dem „Schönen", als einer angeblich
objektiven Eigenschaft der Dinge, und dem „Schönen", als
Inhalt der Empfindung des Wohlgefallens, an. An diesem
Widerspruch laborirt die ganze Aesthetik der Engländer und auch
der Franzosen und — können wir hinzusetzen — auch Herrn
Lotze's, indem er einmal aus dem Inhalt des „Wohlgefallens"
die Grundformen der Schönheit abstrahirt, dann wieder das
„Schöne" als den Grund des Wohlgefallens desinirt. Im
Uebrigen ist es der Natur seiner Darstellung nach unmöglich,
ihm kritisch Schritt für Schritt zu folgen, da man selten weiß,
 
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